Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

herausfinden wirst … Jetzt geh!« Sie scheuchte mich fort wie ein Kind, dann eilte sie über den Vorsprung und verschwand zwischen den Felsen.
    Lilly trat aus der Höhle und reichte mir den schwarzen Rucksack. »Den hat sie dagelassen.«
    Wie hörten Geräusche auf dem Vorsprung direkt unter uns. Ich schaute, wohin Dr. Maria verschwunden war. »Wir sollten …«
    »Nein. Sie will nicht, dass wir ihr folgen. Komm, hier lang.« Sie rannte in die andere Richtung.
    Lilly hatte recht. Ich warf mir den Rucksack über, dann schlitterten wir die Felsen an der anderen Seite des Vorsprungs hinab, bis wir unsanft zwischen ein paar Kiefern zu Boden fielen. Im Schutz der Bäume rannten wir den Hang hinab. Sobald wir ihn umrundet hatten, riskierten wir einen Blick zurück nach oben. Die Sicherheitskräfte kletter ten gerade auf demselben Weg zur Höhle wie wir vorhin.
    »Owen!« Paul war an den Rand des Vorsprungs getreten. »Es hat doch keinen Sinn, sich zu verstecken! Ich weiß, was du bist! Wir brauchen einander!«
    Lilly legte mir die Hand auf den Arm. »Hör bloß nicht auf ihn.« Sie zog mich zurück in die Schatten.
    »Ich weiß, dass das alles sehr verwirrend für dich ist!«, rief Paul. »Aber ich kann dir alles erklären. Und niemand muss mehr verletzt werden! Du willst doch nicht noch mehr Blut an den Händen, oder?«
    Ich hasste ihn dafür, aber hatte er nicht recht? Es klebte wirklich Blut an meinen Händen: die toten Nomaden, Evan, sogar Colleen … Wenn ich der Anlass für den Tempel war, dann war ich auch der Anlass für Eden West und alles, was hier passiert war.
    »Wir finden dich so oder so! Komm jetzt raus, und ich garantiere dir, dass Miss Ishani nichts passiert!«
    Ich warf Lilly einen kurzen Blick zu. Paul wusste wirklich gut, wo er mich treffen konnte.
    »Er lügt doch nur«, zischte sie, »und das weißt du.«
    Ich nickte. Sie hatte recht.
    Es verging ein Moment der Stille.
    »Wie du willst!«, rief Paul. »Aber du allein trägst die Verantwortung!« Dann verschwand er außer Sicht.
    »Verschwinden wir«, sagte Lilly. Geduckt eilten wir wei ter, bis wir das Ende des Geröllfelds erreichten. Dann rann ten wir den Pfad hinunter.
    Ein Brummen über unseren Köpfen ließ uns innehalten. Der Klang wurde rasch lauter. »Duck dich!«, rief Lilly und sprang vom Pfad. Ich tat es ihr gleich, gerade als zwei Rotor drohnen wie die, die das Feuer in der Kuppeldecke gelöscht hatten, über uns hinwegzogen.
    Sobald sie vorbei waren, kroch ich aus meiner Deckung und verfolgte, wie sie weiter Richtung Gipfel flogen. Hoch dort oben sah ich eine Gestalt die kleine Leiter an der Kuppelwand erklimmen: Dr. Maria.
    Die Drohnen stiegen weiter auf, bis sie auf gleicher Höhe mit ihr waren. Dann schwebten sie vor ihr auf der Stelle. Eine Stimme plärrte aus einem Lautsprecher.
    »Kehren Sie um und klettern Sie wieder nach unten.«
    »Jetzt haben sie sie«, stellte Lilly fest.
    »Ich wiederhole, kehren Sie sofort um …«
    Da gab es plötzlich einen Knall. Es war ein Schuss – Dr. Maria hatte die Hand ausgestreckt, und für einen kurzen Moment sah man das Sonnenlicht auf ihrer Waffe blitzen.
    Eine der Drohnen geriet ins Trudeln und sackte ab, wobei sie eine schwarze Rauchfahne hinter sich herzog. Dann stabilisierte sie sich wieder.
    Die andere Drohne aber schoss zurück. Wir hörten das laute Mündungsfeuer eines Maschinengewehrs.
    Wir mussten mitansehen, wie Dr. Marias Körper durchgeschüttelt wurde und immer wieder vor und zurück zuckte, als wäre er aus Gummi. Zum Glück waren wir zu weit entfernt, es genauer mit ansehen zu müssen – aber es reichte.
    Ich ballte die Fäuste. Biss die Zähne zusammen. Nicht noch ein Tod, nicht unsere Verbündete … Du allein trägst die Verantwortung. Pauls Worte gingen mir durch den Kopf. Wieso um alles in der Welt war ich so wichtig für ihn?
    »Los, Owen. Wir müssen jetzt weiter.« Lilly zog mich sanft bei der Hand.
    Doch ich konnte nicht. Ich starrte einfach geradeaus. Dr. Maria hing schlaff in den Sprossen. Als ich mich schließ lich abwandte, wurde ich mir auf einmal des Rucksacks auf meinen Schultern bewusst. »Sie hat es gewusst«, sagte ich. »Deshalb hat sie uns ihre Sachen dagelassen.«
    »Ich glaube auch«, sagte Lilly. »Und sie hat uns einen Vorsprung verschafft.«
    Ich fühlte, wie etwas in mir entzweibrach. Es war, als täte sich ein Boden auf, unter dem es nun hochkochte, schwarz und bitter, und nach Rache verlangte. »Dann nutzen wir ihn besser.« Ich trat an ihr