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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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ich wüsste zu gerne, worum es sich dabei handelt.«
    Lilly nickte. »Kurz vor Dämmerung bin ich noch mal zurückgeschwommen, um nach Marco und Aliah zu suchen. Ich dachte mir, nachdem wir es nicht zu den Steinstufen geschafft haben, sind sie vielleicht am Floß, aber sie waren nicht da. Ich muss rausfinden, ob es ihnen gut geht. Paul wird mittlerweile wissen, dass sie ihm was verheimlichen. Und ich fürchte, jeder mit denen hier schwebt jetzt in großer Gefahr.« Sie tippte sich an die Kiemen.
    »Also, was tun wir?« Mein Gehirn war noch immer sehr träge, als hätte mein Körper nach wie vor andere Sorgen. Erst hatte er sich der Kiemen entledigt – was käme wohl als Nächstes?
    »Vielleicht haben Marco und Aliah uns an den Stufen einen Hinweis hinterlassen, was im Camp gerade vor sich geht oder wo wir uns als Nächstes treffen sollen.«
    »Wenn sie es überhaupt bis dorthin geschafft haben«, gab ich zu bedenken.
    »Egal!« Sie wurde laut. »Wir können hier nicht rumsitzen, bis die Sicherheitskräfte uns finden. Hoch mit dir!«
    Ich stand auf, und sie verstaute das Handtuch zusammen mit dem Pulli in der wasserdichten Tasche.
    Während sie noch beschäftigt war, starrte ich das Rechteck platt gedrückten Grases an, das das Handtuch hinterlassen hatte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie wir dort eng umschlungen lagen, doch meine Gedanken schweiften schon wieder ab. Es gab da etwas, was ich vielleicht tun konnte …
    Ich pflückte einen langen Grashalm, bog ihn in der Mitte zu einer Schlaufe, fädelte das eine Ende von unten hindurch, dann um das obere Ende herum und abermals hindurch … Nun zog ich den Halm straff und betrachtete mein Werk.
    Lilly kniete auf der Tasche, schloss die Schnallen und zog die Riemen fest. »Was machst du da?«, fragte sie und blickte auf.
    »Ist nur ein Knoten«, sagte ich.
    Und zwar ein Palstek. Die Stimme in meinem Kopf klang vertraut. Es war Lük, der nun, nachdem wir im Schädel vereint waren, ein Teil meines Bewusstseins war. Genau, ein Palstek – das war es. Und das war noch nicht alles. »So einen benutzt man bei Schiffen zum Vertäuen.«
    »Spricht da wieder Owen, der Atlanter?«, fragte sie etwas misstrauisch.
    Nicht ohne Stolz besah ich mir den Knoten. »Wahrscheinlich schon.« Einer plötzlichen Eingebung folgend hielt ich ihn ihr hin. »Da.«
    Lillys Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was?«
    »Ist für dich.«
    Sie nahm den Knoten zwischen zwei Finger. »Was soll ich damit?«
    »Keine Ahnung. Ist einfach ein kleines Geschenk.«
    Die Andeutung eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Du schenkst mir also einen Knoten aus Gras.« Sie klang nicht allzu überzeugt, steckte sich den Halm dann aber in den Zopf. »Danke«, sagte sie, wurde aber im Handumdrehen wieder sachlich. Die Tasche über der Schulter stand sie auf. »Können wir?«
    »Ja klar«, sagte ich, ein wenig überrascht, wie schnell der Augenblick vorbeigegangen war. »Du nimmst die Tasche mit?«
    »Da drin ist alles, was mir wichtig ist – und irgendwie glaube ich nicht, dass wir noch eine Nacht hier verbringen werden. Und das hier habe ich auch noch.« Sie legte die Hand auf das Messer an der Hüfte.
    Wir ließen die Lichtung hinter uns zurück. Das Einzige, was dort noch von Lilly kündete, waren die alten Wachsflecken auf dem Stein. Sollten künftige Generationen diese Spuren zu enträtseln versuchen.
    Wir bahnten uns unseren Weg durch die Birken ans rückwärtige Ende der Insel. Von dort war es nicht weit bis ans Ufer, doch ich fühlte mich unsicher wie seit Tagen nicht mehr. Ohne meine Kiemen war ich wieder nur ein Landbewohner – und das Wasser mein Feind.
    »Du schaffst das schon«, sagte Lilly und watete hinein.
    Schon vermisste ich die typische Reaktion meiner Kiemen auf das erste kalte Wasser an den Beinen. Ich spürte zwar ein schwaches Kitzeln, die geisterhafte Erinnerung an etwas, das einmal gewesen war, aber sonst nichts. Meine Schritte waren unsicher, ich war völlig angespannt und konnte schon spüren, wie mein Krampf sich zurückmeldete.
    Sobald ich bis zur Brust im Wasser stand, stieß ich mich ab. Ich kam nur langsam voran und musste den Kopf über Wasser halten. Lilly tauchte, die Tasche zog sie an der Oberfläche hinter sich her. Ich wünschte, ich könnte mit ihr Schritt halten, doch mein Körper erlahmte bereits. Ich fühlte mich an die Oberfläche gefesselt, und bald bekam ich einen steifen Hals. Wie sehr ich die grüne Welt dort unter mir vermisste.
    Bis ich das Ufer

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