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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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nach Mäusen selbst den Schlangen Konkurrenz machten.
    Angeblich sollte Eden West alle Tiere beherbergen, die hier in der Gegend ursprünglich gelebt hatten, abgesehen von den Stechmücken zum Glück. Am Speisesaal kam ich an mehreren hohen Büschen mit violetten Blüten vorbei, die Todd Rhododendren genannt hatte, und bemerkte ein paar gelbschwarze Insekten darin: Bie nen. Richtige Bienen. Aber klar – es sollte ja auch echten Honig in den Edenkuppeln geben, genau wie im Norden, in der BZ .
    Ich blieb kurz stehen und sah ihnen zu, wie sie mit ihren Beinchen den Pollen von den Blüten abstrichen. Es schien unglaublich, dass so winzige, komplexe Wesen Produkt derselben Welt waren, die etwas so Riesiges wie die Ozeane oder das Dreijahresfeuer hervorgebracht hatte oder auch diese mächtige Kuppel.
    Etwas näherte sich. Es hüpfte durch die Luft, als hinge es an den unsichtbaren Fäden eines Puppenspielers. Erst schrak ich zurück, dann erkannte ich es als einen Schmetterling – noch ein Geschöpf, das im Hub nur noch eine Erinnerung war, so wie an den meisten Orten. Seine Flügel waren taubenblau und smaragdgrün mit verschlungenen dunklen Mustern. Er umflatterte den Busch, als suchte er nach einer freien Blüte. Ich streckte meinen Arm aus, der Schmetterling taumelte kurz auf der Stelle und landete dann direkt auf meinem Handgelenk. Seine Beine waren kaum spürbar.
    Ich hob ihn vor die Augen. Langsam öffnete und schloss er seine Flügel und machte ein paar Schritte, bis er mich direkt anzuschauen schien. Er hatte einen lang gestreckten Leib, zwei feine Fühler und schimmernde Augen. Bloß, dass er eigentlich nur ein Auge besaß. Und eigentlich war es nicht mal ein Auge … Es war eine Linse. Jetzt bemerkte ich auch das leise Summen und das Klicken seiner Beine.
    Es war ein Roboter.
    Sein Hinterleib war in Wahrheit eine Antenne. Ich schaute in den lavendelfarbenen künstlichen Himmel und fragte mich, ob dort oben im Observatorium jemand saß, der diesen Schmetterling steuerte. Dann flatterte er auf und davon, fort von mir und dem Strauch, dessen Nektar nutzlos für ihn war.
    Ich lief den Hügel hinab Richtung Sportplatz. Das Ju cken an meinem Hals wurde wieder schlimmer. Trotz Dr. Marias Warnung rieb ich vorsichtig ein wenig über den Verband, und das half etwas.
    Die Hütten der Jungs lagen auf der Südseite des Camps, im Nadelwald zwischen Sportplatz und Mount Asgard, der zwar kein richtiger Berg wie die im Westen war, aber doch ein sehr hoher Hügel mit ein paar großen nackten Felsen am Gipfel, der fast die gewölbte Kuppel berührte. Der Granit funkelte im rosafarbenen Licht des Sonnenuntergangs.
    Ich betrat den Wald auf einem mit Rinde bestreuten Pfad. Abgesehen von einem nahen Gebläse war es relativ still im Wald. Ich fragte mich, ob das leise, beständige Grillenzirpen im Hintergrund echt war oder von versteckten Lautsprechern herrührte.
    Ich erreichte die Unterkünfte der Jungs. Die Mädchenhütten lagen auf der anderen Seite des Sportplatzes, am See. Jede Gruppe war nach einer ausgestorbenen Tierart benannt. Wir waren die Tüpfelhyänen, und ich konnte bereits den wilden Lärm aus unserer Hütte hören, noch bevor ich sie richtig sah.
    An der Tür spürte ich die übliche Anspannung. Ich hasste diesen Ort jetzt schon und war mir ziemlich sicher, dass aus der wundersamen Wandlung, die Paul und Dr. Maria mir prophezeit hatten, nichts werden würde.
    Ich trat ein. Todd lag auf seinem Bett, den Schirm seiner schmutzig-weißen Mütze tief in die Stirn gezogen. Er las ein gedrucktes Buch – ebenfalls typisch für Eden.
    »Hey, Owen, schön, dich zu sehen. Geht es dir gut?«
    »Alles in Ordnung.« Ich ging an ihm vorbei und durch die Tür in unseren Schlafraum. An einer Wand reihten sich die hölzernen Etagenbetten, mit einem kleinen Fenster neben jedem. An der anderen stand das große Regal mit unseren Fächern. Ein paar der Jungs würfelten auf dem Boden, andere machten Unsinn oder ließen einfach die Beine von den Betten baumeln. Ich ging direkt zu meinem Bett, das am gegenüberliegenden Ende, beim Hinterausgang, lag.
    Ich erklomm gerade die kleine Leiter, als ein zerknüllter, säuerlich riechender Socken neben meinem Kopf an die Wand flog.
    »Schaut mal: Die Schildkröte lebt ja noch!«
    Leech hatte sich großspurig auf seine Ellbogen gestützt und schaute mich von seinem Bett herab an. Nichts verriet, ob er gerade den Socken geworfen hatte. Beim Klang seiner Stimme aber verstummten die anderen.
    »Wir

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