Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Stimmen. Rasch ging ich weiter zur Station.
Dort hörte ich würgende Geräusche. Ich fand Dr. Maria in einem der Behandlungszimmer mit einem der kleinen Panda-Mädchen, das mit hochrotem Kopf über ein Plastikbecken gebeugt saß. Dunkle Haarsträhnen klebten der Kleinen in den Mundwinkeln, und sie hatte ihr rosa Teddybären-Shirt bekleckert.
»Es wird schon wieder, Colleen«, sagte Dr. Maria sanft.
»Es tut so weh«, sagte Colleen mit heiserer Stimme.
»Ich weiß. Versuch einfach, ruhig zu atmen, dann geht es bald vorbei.« Sie rieb dem Mädchen den Rücken und warf einen Blick auf ihr Pad. Sie machte einen besorgten Eindruck.
»Hey, Dr. Maria.«
Sie blickte auf. »Ach, Owen, hi. Wie geht es …«
Colleen verkrampfte sich und übergab sich abermals lautstark ins Becken. Dann musste sie husten und starrte ins Leere. Erbrochenes tropfte ihr von der Nase.
»Geht es wieder?«, flüsterte Dr. Maria.
Colleen atmete tief durch und nickte. »Glaube schon.«
»Okay.« Dr. Maria half ihr, sich wieder hinzulegen.
Unwillkürlich fiel mein Blick in das Becken, dann wandte ich ihn rasch wieder ab. Doch es hatte gereicht, das Blut darin zu erkennen. Ich wich zurück und wartete in der Tür.
Dr. Maria deckte Colleen zu. Dann nahm sie eine kleine, pistolenförmige Spritze von einem Tisch. »Ich brauche noch eine kleine Blutprobe. Schau einfach kurz zum Fenster – du wirst nur einen kleinen Stich spüren.«
Colleen wandte den Blick ab. Dr. Maria stach ihr die Nadel in den Arm, und Blut strömte in die Ampulle auf der Oberseite. »Das war’s schon. Ruh dich einfach eine Weile aus, meine Süße. Ich bin bald wieder bei dir, okay?«
Colleen nickte. Die Augen fielen ihr schon zu.
Dr. Maria legte die Spritze zurück, schnappte sich ihr Pad und gab einige Daten ein. »Kurzen Moment noch, Owen.« Dann steckte sie ihre Sachen ein und brachte das Becken ins Bad, um es zu spülen.
»Jetzt zu dir.« Mit einem letzten besorgten Blick auf Colleen verließen wir das Zimmer.
»Sie scheint ziemlich krank zu sein«, sagte ich auf dem Weg nach nebenan. Ich musste an gestern Abend denken, als auch ich etwas Blut erbrochen hatte. Ging vielleicht gerade etwas um? Hatte Colleen das gleiche Problem wie ich? Ihr Hals hatte aber normal ausgesehen.
Dr. Maria seufzte. »Ja, die Arme. Könnte eine leichte Lebensmittelvergiftung sein. Ich glaube, sie braucht einfach nur Ruhe.« Doch sie klang besorgt.
Im Nachbarzimmer setzte ich mich aufs Bett, während Dr. Maria sich ein paar frische Gummihandschuhe anzog. Dann nahm sie auf einem Bürostuhl Platz und begann, meinen Verband abzunehmen, was neuerliches Jucken zur Folge hatte. »Läuft es in der Hütte mittlerweile besser?« Sie lächelte, als interessierte es sie wirklich.
»Es geht«, sagte ich und dachte: Eigentlich nicht. Es war aber auch nicht viel schlimmer geworden.
Der Stoff klebte wieder fest und verursachte pochende Schmerzen beim Abziehen. Schließlich löste sie die letzte Lage und nahm eine kleine Untersuchungsleuchte zur Hand. »Und wie geht es denen hier?«
»Gut so weit. Es juckt, aber nicht mehr so schlimm wie gestern. Es …« Ich stockte und dachte an Lilly. Sie schien irgendwas darüber zu wissen. Und auch wenn mir Dr. Maria vertrauenswürdig erschien, wollte ich zuerst mit ihr reden. »Es tut einfach etwas weh.«
Die Ärztin strich vorsichtig mit dem Finger über die Schnitte, versuchte aber nicht, sie zu öffnen, so wie ich gestern. »Immerhin«, sagte sie und studierte sie mit schmalen Augen. »Sie sehen schon etwas besser aus.« Sie nahm ein Tuch vom Tisch, mit dem sie sachte die Ränder reinigte. »Da ist noch etwas Blut, aber nicht viel. Kannst du dich denn mittlerweile erinnern, was genau passiert ist?«
»Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß, spürte aber auch die Last der unausgesprochenen Lüge: Dass ich zehn Minuten unter Wasser gewesen war. Und ihr jetzt nicht von der Dusche zu erzählen machte es nur noch schlimmer.
»Ganz sicher?« Ich befürchtete schon, dass sie mir auf die Schliche gekommen war, doch sie gab nur etwas auf ihrem Pad ein, als wäre es eine reine Routinefrage.
»Sicher.«
»Okay, dann legen wir dir einfach einen frischen Verband an, und ich nehme noch eine kleine Blutprobe. Wäre das in Ordnung?«
»Klar. Habe ich mich denn vielleicht mit was infiziert?«
»Was, weil ich dir Blut abnehmen will?« Sie wandte sich ab und nahm ein paar frische Bandagen aus einer Schublade. »Weißt du, wir wollen eigentlich nur generell alles im
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