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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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ein einziges Versuchslabor vor, das Kabinett eines verrückten Wissenschaftlers, in dem er seine Robotschmetterlinge, unheimlichen Fische und mutierten Kiemenmenschen hielt.
    Da traf der Strahl der Lampe auf Metall. Die Flanke des Wracks tauchte wie eine lange Mauer in der Schwärze vor uns auf. Sie war über fünf Meter hoch, und hier und da sah man noch rote Farbe auf dem Rost. Schief und aufgespießt lag das Schiff auf einer Felsnadel, die vom unsichtbaren Grund des Sees emporwuchs. Ein flaches Deck, darauf ein kleines Deckshaus und dahinter ein Haufen Seile und Kräne. Wahrscheinlich war es einmal ein Fischerboot gewesen.
    Lilly schwamm über die Reling und durch eine offene Tür ins Deckshaus. Ich folgte ihr. Drinnen gab es einen kleinen Raum mit einem Esstisch und Bänken. Alles war von einer dicken Schicht grünen Schleims überzogen. Trotz des steilen Winkels tat Lilly kurz, als sitze sie bei Tisch, und schaute mich erwartungsvoll an. ›Was gibt’s zum Abendessen, Captain?‹
    Ich lachte und schwamm eine Tür weiter. ›Das ist echt cool.‹
    Sie glitt neben mich, sodass ich ihren Arm an meinem spürte. ›Wir hatten gehofft, vielleicht noch ein paar Gerippe zu finden, aber kein Glück gehabt.‹
    In der nächsten Kabine wanderte unser Lichtkegel über vergammelte Tische, die angenagten Überreste von Dokumenten und einen alten Computer, der auf dem Kopf in der Ecke schwebte. Der Boden war von einer Schicht aus verrotteten Büchern, Tellern, Tassen und Elektroschrott übersät. Schulen kleiner silbriger Fische drängten sich um meine Füße. Vielleicht versteckten sie sich hier drinnen vor den Zombiekois.
    ›Was darf’s für dich sein?‹, fragte Lilly. Sie schwebte lächelnd neben dem Herd und hob eine verrostete Bratpfanne.
    Ich wusste, ich hätte etwas Witziges erwidern sollen, aber was?
    Sie trieb näher, die Pfanne in der einen, die Lampe in der anderen Hand.
    ›Hey, das ist kein Test oder so.‹
    ›Nicht?‹, fragte ich und blinzelte, als sie die Lampe auf mein Gesicht richtete.
    ›Du bist echt witzig‹, sagte Lilly.
    ›Ich?‹ Meine Eingeweide schlugen Purzelbäume. Wie kam sie denn darauf? ›Ich bin doch nicht witzig.‹
    ›Doch, bist du. Deine ganze schüchterne Art.‹ Vielleicht war es nur die Strömung, aber Lilly schien immer näher zu treiben. ›Wie du immer so nervös wirst.‹
    ›Ich bin nicht … Ich …‹ Mir fehlten die Worte.
    ›Genau das meine ich! Du versuchst nie, cool zu sein. Du ziehst keine Show ab, wenn ich in der Nähe bin.‹ Die Bratpfanne berührte mich am Bauch und sank dann zu Boden. Die Lampe erhellte unsere Gesichter von unten und verlieh ihnen einen unheimlichen Ausdruck.
    ›Ich – eine Show? Ich wüsste nicht mal …‹
    ›Und das mag ich an dir.‹ Lilly lächelte, und ihre Augen wurden immer größer. ›Die Owen-Show ist keine Show, sondern echt. Du bist einfach so.‹
    Noch näher … Da kam mir ein Furcht einflößender Gedanke: Flirtete Lilly etwa mit mir? Mochte sie mich ganz im Ernst? Ich erstarrte. Wie war das möglich? Und was sollte ich jetzt tun? Ich hatte das Gefühl, dass ich schnell irgendwas Schlaues erwidern sollte, irgendwas Passendes, aber in der knappen Zeit fiel mir nichts ein, und so sagte ich bloß: ›Tut mir leid‹, und dachte sofort: Was war das denn? DU BIST SO EIN IDIOT! Wofür entschuldigte ich mich? Ich …
    Lilly lachte und näherte sich weiter. ›Ist doch nicht schlimm.‹
    Unsere Körper waren bloß noch Zentimeter voneinander entfernt. Was nun?
    ›Ich mach dich nervös‹, stellte sie fest. Ihr Gesicht war wie ein schwarzes Loch, das mich anzog und die Zeit stillstehen ließ. Passierte das gerade wirklich? Konnten wir denn …
    Owen.
    Aus den Augenwinkeln nahm ich ein blaues Leuchten wahr.
    Lilly war direkt vor mir, wir schauten einander in die Augen …
    Ich wandte mich ab. Ausgerechnet jetzt – doch mir blieb keine Wahl, denn es war wieder das blaue Leuchten.
    Komm zu mir.
    Irgendwo vor dem Bullauge musste es sein. ›Da ist es wieder!‹, sagte ich.
    ›Was denn?‹, fragte Lilly.
    Ich hatte den Moment verdorben, aber mir blieb einfach nichts anderes übrig. Ich schwamm zum Bullauge und presste mein Gesicht an die Scheibe. Dabei war ich mir schmerzlich bewusst, dass ich gerade eine Riesenchance vertan hatte, selbst wenn ich vielleicht auch ein wenig erleichtert war.
    Das Funkeln war zu meiner Rechten, schwach, doch nicht zu übersehen. ›Komm mit!‹, rief ich Lilly zu und schoss zurück in die erste

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