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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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den Düsen entgegenströmte. Über mir konnte ich verschwommen die Umrisse eines hohen, dreieckigen Gebäudes erkennen. Das musste die Aquinara sein, wo das Wasser von Lake Eden gefiltert und kontinuierlich recycelt wurde. Sie stellte auch den nötigen Wasserdampf für Wolken und Regen in der Kuppel bereit.
    Hier entlang.
    Unter mir schimmerte die Sirene zwischen den schwarzen Felsen am Fundament der Mauer. Dann beschrieb sie einen Bogen und verschwand in einer Spalte zwischen den Felsen.
    Ich folgte ihr hinab, doch ich hatte kaum noch die Kraft dazu. Der Druck legte sich immer schwerer auf mich, ich hatte wieder Schmerzen in der Seite, meine Beine brannten, und ich bekam einen Krampf in den Füßen.
    Ich zog mich nach unten, stieß durch die Strömung auf die Felsspalte zu. Dort konnte ich den blauen Schimmer erkennen, als wartete sie dort auf mich …
    Komm nach Hause, Lük.
    ›Was?‹, wollte ich fragen.
    Doch plötzlich war alles um mich in blendende Helligkeit getaucht. Es war, als würde das Tintenschwarz des Sees auf einen Schlag von Weiß hinweggespült. Ich verlor völlig die Orientierung, und dann ereilte mich eine Vision, für die ich keine Erklärung besaß und die mir doch ganz vertraut erschien, fast als wäre sie eine Erinnerung:
    Ich erblickte eine enorme Stadt aus Stein und Kupfer und Gold. Sie lag in einem tiefen Tal, das von einer hohen Mauer begrenzt wurde, jenseits derer ich das Meer sehen konnte. Im Hafen liefen stolze Schiffe ein und aus, und selbst in der Luft schienen Schiffe zu segeln. Hinter der Stadt erhob sich ein Gebirge in den dunkelgrauen Himmel, zwischen dessen zerklüfteten Gipfeln Schnee und Gletschereis im roten Licht der Dämmerung glänzten.
    In der Mitte der Stadt erhob sich eine gigantische Pyramide, die aus dem alten Ägypten hätte stammen können, doch ihre Spitze war flach und von mehreren fremdartigen, kugelförmigen Lichtquellen gesäumt, die mit einem weißen Feuer brannten.
    Oben auf der Pyramide standen mehrere Gestalten. Sie trugen tiefrote Roben und Schmuck aus Türkis, und in ihrer Mitte knieten drei Jugendliche in jungfräulichem Weiß auf weichen Kissen, den Blick in die Ferne gerichtet. Dann verschwamm alles …
    Und ich war einer der drei. Vor jedem von uns gleißte ein Kristall, so hell und strahlend, wie es bei dem rauchverhangenen Himmel nicht hätte möglich sein dürfen. Da bemerkte ich den leichten Schnee, der auf mich fiel – grauer, toter Schnee, der Flecken auf meiner weißen Robe hinterließ. Rechts neben mir kniete ein Mädchen: Schwarzes Haar, rundes Gesicht, Augen so schwarz wie Kohle. Sie erwiderte meinen Blick. Ich kannte sie nicht – oder doch? Dicke Tränen rannen ihre Wangen hinab. Neben ihr kniete ein weiterer Junge, doch sein strähniges Haar verbarg sein Gesicht. Dieses Mädchen … wer war sie?
    Sie nickte mir unmerklich zu, dann wandte sie den Blick wieder auf den großen Kristall vor ihr. Ich tat es ihr gleich, schaute ins helle Licht. Der Kristall war so groß wie mein Kopf, und auf seiner Oberfläche erahnte ich das verzerrte Spiegelbild eines Gesichts, das nicht ganz das meine war, aber doch ähnliche Züge aufwies, so als wären wir miteinander verwandt.
    Um uns beschrieben die Priester und Priesterinnen weite Kreise mit den Händen und vollzogen ihre letzten Riten. Eine von ihnen weinte, doch wir wussten alle ganz genau, dass es keinen anderen Weg für uns gab.
    Der Blick der Priesterin war auf einen Punkt hinter meiner Schulter gerichtet, und auch, wenn ich es nicht sehen konnte, begriff ich doch, dass hinter uns drei Männer mit Dolchen standen, die nun vortraten und die makellosen Klingen an unseren Hälsen ansetzten.
    Dann erstrahlte der Kristall noch heller als zuvor und verdrängte mit seinem blendenden Licht alles andere. Die Klinge stach zu, ich spürte einen glühenden Schmerz und erkannte mit staunendem Blick, dass der Kristall vor mir die perfekte Form eines menschlichen Schädels aufwies.
    Seine leeren Augenhöhlen strahlten mich an, und ich starrte zurück, hatte solche Angst und war doch überzeugt, dass es richtig war, was geschah, dass alles gut werden würde. Die makellosen Zähne des geschliffenen Schädels grinsten ihr lippenloses Grinsen. Ich glaubte. Ich glaubte ganz fest …
    Der Schmerz der Klinge war wie das Brennen der Kiemen, ehe sie sich zum ersten Mal öffneten, bloß schlimmer und tiefer, bis da gar nichts mehr war als das Quarzlicht des Schädels, das immer heller wurde, und ich mich darin

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