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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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»Nichts gefangen?« Ich schaute mich nach einem Eimer mit Fischen oder Ähnlichem um, doch abgesehen von Pauls Angel war da gar nichts – nicht mal ein Kasten für die Köder oder das, was man sonst noch brauchte.
    »Sie haben heute nicht angebissen. Du weißt ja, wie launisch Fische sein können.«
    »Ich habe da draußen ein paar große Koi gesehen.«
    »Ach wirklich?« Paul wandte den Kopf. »Owen, bitte tu mir den Gefallen und behalte das für dich. Die Leute in der Stadt sind schnell dabei, sich aufzuregen, wenn es um die Umwelt geht – als hätten sie irgendeinen Grund zur Klage. Also haben wir ein Auge auf die Koi, so wie auf alles andere … und alle sind glücklich.« Er nickte Richtung eines Segelboots in der Ferne.
    Sein Ton überraschte mich. Es klang, als würde Paul die Menschen in Eden West verachten.
    »Fang!«, rief er und warf mir ein dunkelgrünes Handtuch zu. »Du siehst etwas durchgefroren aus.«
    »Danke.« Ich legte es mir um die zitternden Schultern und blinzelte im grellen Licht der Sonne auf dem Wasser. Wir fuhren nun an der waldigen Küste entlang. Das Geräusch des Motors und des Winds hatte eine einschläfernde Wirkung.
    Ich dachte an den Traum zurück, den ich gehabt hatte … Was war das gewesen? Schon verblasste die Erinnerung. Lük, hatte die Sirene gesagt. War das der Name des Jungen gewesen, zu dem ich im Traum geworden war? Und was hatte es mit diesem Kristallschädel auf sich? In der Vision war es mir so vorgekommen, als wüsste ich genau, was geschehen würde – als hätte ich damit gerechnet zu sterben, es vielleicht sogar für nötig gehalten. Und jetzt kam es mir so vor, als wäre mir das wirklich passiert, als wäre es eine echte Erinnerung … Aber nichts davon ergab einen Sinn. Andererseits galt das wohl auch für die Sirene – und hatte das alles auch etwas mit meinen Kiemen zu tun?
    Vielleicht war ich ja einfach so müde gewesen, dass ich das Bewusstsein verloren hatte, und alles war bloß ein Traum gewesen. Nur dass sich alles so real und so wichtig angefühlt hatte – ich hatte nicht nur eine Vision gehabt, ich war in ihr gewesen, Teil von etwas wirklich Großem.
    Wir fuhren eine Kurve, und ich sah den kleinen Strand am Rand der Bucht, wo Lilly und ich die Taschenlampe geholt hatten. Das war gerade erst vor ein paar Stunden gewesen, doch mir kam es wie Tage vor. Wir passierten das blaue Trampolinfloß und den Schwimmsteg. Das Floß lag verlassen, nichts kündete mehr von seinen nächtlichen Besuchern. Ob Lilly wütend auf mich war, weil ich einfach weggeschwommen war? Ich konnte es ja selbst kaum fassen – und ausgerechnet in diesem Moment! Eigentlich war das mit uns noch schwerer zu glauben als die Vision … Lilly hatte mich doch tatsächlich angebaggert, und ich hatte sie versetzt! Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Doch zu dem Zeitpunkt war es mir so vorgekommen, als bliebe mir keine andere Wahl. Ich fragte mich, weshalb sie nicht mitgekommen war, aber vielleicht hatte sie nicht recht begriffen, was sie sah – oder sie hatte es überhaupt nicht gesehen.
    Da fühlte ich auf einmal Leechs Blick auf mir ruhen. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, und er schaute so stolz wie der König der Löwen. Vielleicht war es ja auch nur die Helligkeit. Auf jeden Fall erinnerte es mich an gestern, als er mich in den See stieß.
    »Hast du ein Problem?«, entfuhr es mir, noch ehe ich darüber nachdachte.
    Er verzog das Gesicht. »Ja – dich.«
    »Aber bitte, Gentlemen«, sagte Paul.
    Ich wandte den Blick ab und trocknete mir das Haar.
    Wir trieben auf einen der Stege am Bootshaus zu. Leech hüpfte aus dem Boot und vertäute den Bug. Ich wollte das Gleiche am Heck machen, musste ihm aber erst heimlich zusehen, wie man die dicke, stachelige Leine um die Klampe schlug. Ich ärgerte mich, dass ich es nicht allein hinbekam.
    Dann faltete ich das Handtuch zusammen und ließ den Blick erst über die Segelboote am Steg, dann über die Bucht schweifen. Es wehte die gleiche morgendliche Brise wie jeden Tag. Aus südöstlicher Richtung … fünf Knoten vielleicht , dachte ich unwillkürlich. Man müsste erst von Ost nach West kreuzen, bis man die Bucht verlassen hat, und dann einen Nordwestkurs einschlagen. Es sei denn, der Wind drehte weiter draußen …
    »Du siehst besser zu, dass du zu deiner Hütte zurückkommst.« Die Worte rissen mich aus meinen Gedanken. Paul war eben ausgestiegen, und von Leech war schon nichts mehr zu sehen. »In einer halben Stunde

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