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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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Lichtstrahlen schossen aus ihr heraus und trafen Wände und Decke.
    »Sterne!«, staunte Lilly.
    »Was hast du gemacht?«, fragte ich.
    »Einfach nur meine Hand hier draufgelegt.«
    Die Lichter aus der schwarzen Kugel verwandelten das Gewölbe in eine Karte des Nachthimmels. Es war schon verrückt, dass lange vor der Eden Corporation hier schon einmal jemand eine Kuppel samt künstlichem Himmelszelt errichtet hatte. Lilly ließ den Blick über die Sterne an der Decke und die Land- und Wassermassen zu unseren Füßen schweifen. »Dieser ganze Raum ist also eine einzige, gigantische Karte.«
    »Anscheinend schon.« Ich legte die Karten zurück auf den Tisch und wollte gerade zu ihr gehen, als ich das Klirren von Glas hörte; etwas rollte über den Boden. Ich war mit dem Fuß gegen einen kleinen Glaszylinder gestoßen. Er rollte noch ein Stück und kam vor den ausgestreckten Fingern der toten Nomadin zu liegen.
    »Was war das?« Lilly nahm ihre Hand vom Obsidian. Die Sterne erloschen.
    Ich bückte mich. Es war eine Ampulle, nur ohne Ver schluss. Sie hatte ein gelb-weißes Etikett und war beinahe leer, abgesehen von ein paar letzten Blutstropfen. Ich hob sie auf und las den Code auf dem Etikett: YH4-32.1. Ein Adrenalinstoß fuhr durch meine Adern, und mir wurde ganz schwindlig. »Oh-oh«, sagte ich.
    »Was ist denn?« Lilly trat neben mich. Ich betrachtete die Nomadin, deren tote Augen zur Decke starrten, als hätte sie dort etwas Ehrfurchtgebietendes oder auch Schreckliches gesehen. In ihrer Brust klaffte eine Schusswunde. Hinter ihrem Rücken hatte sich eine Blutlache ausgebreitet, die an den Rändern schon zu trocknen begonnen hatte. Und die Handfläche ihres ausgestreckten Arms an der Wand war voller Blut – nicht nur verschmiert, sondern gleichmäßig bedeckt, fast wie aufgemalt.
    Lilly bückte sich nach einem langen, schmalen Messer, das die Tote am Gürtel trug, löste seine Scheide und steckte es sich ins Hüftband ihrer Shorts. »Nur für alle Fälle«, erklärte sie.
    Ich nickte, war mit den Gedanken aber woanders. »Das Blut da«, sagte ich abwesend.
    Lilly schaute auf die Leiche und atmete hörbar aus. »Ja, ganz schön eklig.«
    »Das meine ich nicht.« Ich versuchte, die Puzzlestücke vor meinem geistigen Auge zu sortieren: Dr. Maria, wie sie mir vorgestern noch einmal Blut abnahm; die Blicke, die sie mir und den Leichen bei der Brücke zugeworfen hatte … »Das ist mein Blut«, sagte ich.
    »Was?«
    »Das da …« Ich wollte es ihr erklären: Dr. Maria arbeitete mit den Nomaden zusammen. Sie hatte ihnen meine Blutprobe gegeben – aber wieso?
    Ich schaute mich um. Dort, über der Toten, war eine drei eckige Aussparung in der Wand, eine kleine Nische, etwa auf Brusthöhe. Es sah so aus, als hätte die Nomadin direkt davor gestanden, als die Kugel sie traf.
    »Schau mal.« In der Nische gab es eine Vertiefung von der Form einer Hand. Im Schatten sah sie völlig glatt aus, doch bei näherer Betrachtung entdeckte ich die Spitzen: kleine, spitze Nadeln aus einem weißen Material, Knochen vielleicht, und hauchdünn geschliffen. Gut zwanzig Stück davon waren in dem Handabdruck verteilt.
    »Autsch«, meinte Lilly. »Das muss ja so sein, als würde man seine Hand auf einen Kaktus legen.«
    »Genau«, sagte ich und streckte meine zitternde Hand danach aus.
    »Was machst du denn da? Owen!« Sie packte mich am Handgelenk.
    »Das Blut an ihrer Hand ist meins«, erklärte ich. »Die Nomadin hat sich die Hand mit meinem Blut eingerieben, um das hier benutzen zu können. Die Sirene hat gesagt, der Schlüssel sei in mir. Erinnerst du dich?«
    »Also dann … glaubst du, dass der Schlüssel dein Blut ist?«
    Ich nickte. Tatsächlich glaubte ich es nicht nur, sondern wusste es. Fast war mir, als ruhte Lüks wohlwollender Blick auf mir.
    »Aber der Schlüssel zu was?«, fragte Lilly.
    Ich atmete tief durch. »Finden wir’s raus.« Ich versuchte, mich bereit zu machen. Alle Muskeln angespannt, legte ich meine Hand in die stachlige Vertiefung. Ich zitterte, doch eher aus Erwartung dessen, was gleich geschehen würde, als aus Angst. Meine Hand senkte sich wie von einem Magneten gezogen … Ich spürte den Widerstand meiner Haut, als die kleinen Nadeln sich gegen sie drückten … Dann durchstach eine nach der anderen meine schützende Hülle wie eine reife Frucht. Ich spürte jeden einzelnen Stich, und meine Hand schien regelrecht aufzuschreien. Mein Arm zitterte. Ich kämpfte gegen die Tränen an.
    »Atmen!«,

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