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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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glaube ich.« Doch ich hatte das Gefühl, dass dies nur die halbe Wahrheit war.
    »Sollen wir irgendwas damit tun?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Zumindest hatte ich keine Ahnung, was – schließlich gab es hier ja kein Wasser, und es wirkte auch viel zu schwer, als dass wir es hätten transportieren können. Hilfesuchend schaute ich mich um.
    Da flackerte es über mir blau an der Wand.
    »Da!«, flüsterte ich und zeigte mit dem Finger.
    »Was ist?« Lilly sah im Dunkeln nicht, was ich meinte. Ich stieg aus und huschte wieder die Treppe hoch, ganz vorsichtig, um keine Geräusche zu machen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass hier unten etwas schlummerte, und wenn wir nicht achtgaben, würden wir es wecken.
    Es war die Sirene – doch sie wirkte etwas kleiner, und ehe ich sie erreichte, verschwand sie auch schon in der Wand. Ich tastete mit den Händen über den Stein und entdeckte schließlich einen schmalen Spalt, der im Schatten verborgen lag. Er war gerade breit genug, dass ich mich seitlich hineinzwängen konnte.
    »Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte Lilly.
    »Nein«, erwiderte ich, doch mir war klar, dass es nun kein Zurück mehr gab – die unsichtbare Kraft, die mich vor anzog, war nicht mehr zu leugnen. Ich schob mich durch den engen Spalt. Fast augenblicklich stieß meine Schulter gegen Stein – zu meiner Rechten blitzte es blau –, ich kämpfte mich um die Ecke und stellte fest, dass der Spalt sich dort fortsetzte. Also schob ich mich weiter, bis ich wieder gegen eine Wand stieß. Der Spalt beschrieb eine weitere Biegung, dann noch eine, und der kalte Stein, der mich umgab, roch feucht und scheuerte an meinen Shorts und meiner Haut. Es war so eng, dass ich kaum Luft bekam. Ich zwängte mich abermals um die Ecke und quetschte mich durch nachtschwarzes Dunkel, bis ich endlich in eine Kammer hinausglitt. Sie war rund wie die vorherige, aber kleiner und in strahlend weißes Licht getaucht.
    »Owen?«
    »Ich bin durch!«, rief ich in den schmalen, gewundenen Gang zurück. »Du kannst jetzt kommen.«
    Geduldig lauschte ich auf Lilly, die sich mit Armen und Schultern ihren Weg durch den Fels suchte. Ich wollte auf sie warten – und irgendwie wollte ich mich auch noch nicht umdrehen und sehen, was vor mir lag.
    Lilly tauchte in der Öffnung auf. Weißes Licht traf ihr Gesicht.
    »Wow«, sagte sie blinzelnd und schaute über meine Schulter. »Das ist er dann wohl, oder?«
    Ich wusste bereits, dass sie recht hatte. Langsam drehte ich mich um, eine Hand gegen die gleißende Helligkeit erhoben. In der Mitte der runden Kammer stand ein weiteres Podest.
    Und darauf lag der Schädel.
    Er erstrahlte in reinstem kristallenen Weiß, das direkt aus seinem Inneren zu strömen schien, wie in der Vision. Wir traten näher. Ich konnte ihn summen hören, aber vielleicht kam der Klang auch aus mir selbst; es war schwer zu unterscheiden. Mit Sicherheit aber war der Schädel der Quell der magnetischen Anziehungskraft, oder wir beide waren es und zogen einander an. Ich beugte mich über ihn und vertiefte mich in seinen Anblick. Sein Licht brach sich funkelnd in seinen Kanten und ließ winzige Regenbögen entstehen. Meine Knochen schienen in der gleichen Frequenz zu schwingen wie er.
    Und ich wusste, was ich zu tun hatte.
    Ich legte meine Hände auf den glatten Kristall. Er war warm unter meinem Griff.
    »Owen, du leuchtest ja …«, sagte Lilly.
    Doch ihre Stimme war schon ganz fern.
    Ich ließ sie hinter mir zurück und trat ins Licht.

17

    »Hallo.«
    Im Schädel vergeht keine Zeit. Zwar gibt es ein Zuvor, und es wird ein Danach geben, doch in der lichterfüllten Welt des Schädels ist immer jetzt , und alles, was ist, war und wird sein.
    Und ich ahne, dass es auch einen Namen für diese Art von Erfahrung gibt. Doch ich kenne ihn noch nicht, oder eher, ich erinnere mich noch nicht daran.
    Über mir hängen dunkle Wolken. Ich sitze im Freien auf einem Steinboden. Hinter einer niedrigen Mauer sehe ich die hellen Pyramiden und kunstvollen Türme der großen Stadt. Überall um uns herum, auf den Balkonen und in den Fenstern, stehen die fremdartigen Kugeln, die ein weißes, kaltes Licht ausstrahlen. Die Luft ist von grauem Schnee erfüllt.
    Ich trage Hosen und ein einfaches weißes Hemd. Keine Schuhe. Die Schneeflocken hinterlassen schmutzige Schlieren auf meiner Kleidung, und obwohl sie kühl sind, sind sie nicht feucht.
    »Kein Schnee. Nur Asche.«
    Mir gegenüber sitzt der Junge aus meiner

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