Die Erben von Hammerfell - 5
wo er sich mit Floria unterhalten hatte, war sie nicht mehr da. Er entdeckte auf der gegenüberliegenden Seite des Saales das Blitzen der Edelsteine in ihrem hellen Haar. Sie machte mit einem Dutzend anderer Mädchen und junger Männer einen Kreistanz. Absurderweise wurde Alastair von Zorn und Eifersucht gepackt. Sie hätte auf ihn warten können.
Kurz darauf kam sie zurück, rosig und erhitzt von der Bewegung. Es fiel ihm ungemein schwer, sie nicht in die Arme zu nehmen. Als Telepathin fing sie natürlich den Drang auf, dem er nicht nachgab. Errötend schenkte sie ihm ein so strahlendes Lächeln, daß er sie am liebsten geküßt hätte. Sie flüsterte: »Was ist geschehen, Alastair?«
Beinahe ebenso leise gab er zurück: »Ich war beim König, und er hat mir seine Hilfe bei der Wiedereroberung Hammerfells versprochen.« Seinen Teil des Handels erwähnte er nicht.
Floria teilte seine Freude. »Oh, wie herrlich!« rief sie. Im ganzen Saal drehten sich Köpfe nach ihr um. Wieder errötete sie und lachte ein bißchen.
»Nun, wie es auch ausgehen mag, wir haben uns verdächtig gemacht. Evanda sei Dank, daß wir uns unter meines Vaters Dach befinden«, stellte sie fest. »Andernfalls gäbe es einen Skandal von hier bis – bis Hammerfell.«
»Floria«, sagte er, »du weißt doch, wenn ich mir mein Recht verschafft habe, werde ich als erstes mit deinem Vater sprechen…«
»Ich weiß«, hauchte sie, »und ich erwarte diesen Tag ebenso sehnsüchtig wie du.« Und für einen Augenblick lag sie in seinen Armen und küßte ihn so leicht auf die Lippen, daß er eine Minute später nicht zu sagen wußte, ob es wirklich geschehen war oder ob er es geträumt hatte.
Sie ließ ihn los, und er kehrte in die gewöhnliche Welt zurück.
»Wir sollten lieber tanzen«, mahnte sie. »Es sehen schon genug Leute zu uns her.
Seine Zweifel und Bedenken waren verflogen. Mit Floria als Lohn war er bereit, alles zu geloben, was König Aidan verlangte.
»Das glaube ich auch«, stimmte er ihr zu. »Ich möchte nicht, daß dein Bruder von neuem Streit mit mir anfängt. Eine Blutrache reicht.«
»Oh, das würde er nicht tun, wenn du als Gast unter dem Dach unseres Vaters weilst«, erklärte Floria. Doch Alastair war da nicht so sicher. Gwynn hatte auch Streit angefangen, als Alastair beim Konzert Gast in Lord Edrics Loge gewesen war, warum sollte er es unter dem Dach seines Vaters nicht tun?
Sie gingen auf die Tanzfläche. Alastairs Finger berührten die Seide an Florias Taille.
Weit weg im Norden hätte Conn von Hammerfell vor Verwirrung fast aufgeschrien. Das Gesicht der Frau, die Wärme ihres Körpers unter der Seide, die seine Hände berührten, die Beinahe-Erinnerung an ihre Lippen, die die seinen gestreift hatten… Es war zuviel der Emotion. Wieder seine Traumfrau und die hellen Lichter, die kostbar gekleideten Menschen, wie er solche noch nie gesehen hatte … Was war über ihn gekommen? Was war ihm widerfahren, daß diese liebreizende Frau ihn jetzt bei Tag und bei Nacht begleitete?
Alastair blinzelte, und Fiona fragte sanft: »Was ist?«
»Ich weiß nicht recht, ich war einen Augenblick ganz
verwirrt – von dir verwirrt, zweifellos -, aber es kam mir
vor, als sei ich weit weg von dir an einem Ort, den ich nie
gesehen habe.«
»Du bist natürlich Telepath. Vielleicht hast du etwas
von jemandem aufgefangen, der Teil deines Lebens werden soll, wenn nicht jetzt, dann irgendwann in der Zukunft«, meinte Floria.
»Aber ich bin kein Telepath, jedenfalls kein guter«, widersprach er. »Ich habe nicht einmal genug laran, daß sich
eine Ausbildung lohnen würde. Meine Mutter hat es mir
versichert – wie kommst du auf den Gedanken?«
»Dein rotes Haar. Das ist gewöhnlich ein Zeichen für
laran.«
»Nicht in meinem Fall«, wehrte er ab, »denn ich bin als
Zwilling geboren, und mein Bruder, so sagt meine Mutter,
war derjenige mit laran.« Er sah die Beunruhigung in
ihrem Gesicht und fragte: »Bedeutet dir das so viel?« »Nur – daß es noch etwas gewesen wäre, das wir hätten
teilen können«, antwortete sie. »Aber ich liebe dich, wie
du bist.« Sie errötete. »Halte mich nicht für ein Mädchen,
das die Sitte mißachtet, weil ich so offen spreche, bevor es
zwischen unseren Eltern abgemacht ist…«
»Ich könnte nie etwas anderes als Gutes von dir denken«, beteuerte er leidenschaftlich, »und ich weiß, meine
Mutter wird dich als Tochter willkommen heißen.«
Die Musik endete, und Alastair sagte: »Ich sollte zu
meiner Mutter gehen und ihr
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