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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leila Meacham
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lieben.«
    Als sie ihm ungläubig lauschte, kam ihr der Brief ihres Vaters in den Sinn, in dem er seine Hoffnung ausgedrückt hatte, ihr nicht den Toliver-Fluch zu hinterlassen. Und plötzlich klangen ihr die höhnischen Prophezeiungen von Miles und Miss Peabody im Ohr. Sie presste die Hände gegen die Wangen. Bitte, lieber Gott, tu mir das nicht an. Nicht das.
    »Du siehst also, dass ich dich nicht heiraten kann, Mary, obwohl ich es mir von ganzem Herzen wünschen würde«, erklärte Ollie niedergeschlagen.
    Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Weiß Percy von der Natur deiner Verletzung?«
    »Nein, und er soll es auch nie erfahren. Das würde seine Schuldgefühle mir gegenüber nur verstärken.«
    Mary rang sich ein Lächeln ab. »Ich denke, eine Frau kann sich nichts Schöneres von einem Mann wünschen, als dass er sie mit jeder Faser seines Herzens liebt.«
    Er hob die Augenbrauen. »Heißt das, du würdest mich trotzdem heiraten?«
    »Ja«, antwortete sie. »Vorausgesetzt, du willst mich.«
    »Ich dich wollen?« Er strahlte. »Natürlich! Mary … Ich hätte nie zu hoffen gewagt …« Er verstummte mitten im Satz. »Aber … was ist mit Percy? Mon dieu , Mary, er wird am Boden zerstört sein und glauben, ich hätte ihn hintergangen .«
    Sie legte die Hand auf sein gesundes Knie. »Nein, Ollie, das wird er nicht. Er wird vielmehr meinen, ich hätte ihn hintergangen und dich verführt, mich zu heiraten, um durch dich die Plantage finanziell abzusichern. Ihm ist klar, dass ich alles für Somerset tun würde. Das war der Grund für unseren Streit.«
    »Mary, wie kannst du ihn in dem Glauben lassen?«
    »Ich tue es, um ihm die Wahrheit zu ersparen. Die Annahme, dass ich seinen besten Freund für Somerset geheiratet habe, wird ihn weit weniger verletzen.«
    Ollie schüttelte den Kopf, als würde er von Bienen umschwirrt. »Ach, Mary Lamb, natürlich möchte ich dich heiraten. Und ich will das Baby – mehr als alles andere auf der Welt, aber ich möchte Percy nicht wehtun …«
    Mary kniete vor der Schaukel nieder und ergriff beide Hände Ollies. »Hör zu, Ollie. Percy wird dir nie Vorwürfe machen, weil du mich zum Traualtar geführt hast. Er kennt deine Gefühle für mich. Wir müssen ihn in dem Glauben lassen, ich hätte dich wegen Somerset geheiratet. Das ist die einzige Möglichkeit, das Baby vor einem Skandal zu bewahren. Denk nur, was es für das Kind bedeuten würde, unehelich
geboren zu werden – und für den Namen der Warwicks, für den meinen und den des Kleinen. Du reist bald nach Europa. Ich begleite dich. Und wenn wir zurückkehren, ist das Baby noch so klein, dass alle meinen, es sei ein paar Monate später auf die Welt gekommen, als es tatsächlich der Fall ist. Wenn ich noch länger warte, kann ich diesen Vorteil nicht mehr nutzen.«
    »Mary, Percy liebt uns so sehr … Wie können wir ihm das antun?«
    Mary wölbte die Hände um sein Gesicht und sah ihm tief in die Augen. »Wir machen es wieder gut, Ollie, und sind ihm zugetan wie seit jeher, in der innigen Liebe der Freundschaft.«
    »Aber … jetzt, wo ihr zusammen gewesen seid … wie willst du es ertragen, von ihm getrennt zu sein, Mary? Ich könnte dich nicht teilen, nicht einmal mit Percy. Wie sollen wir drei als reine Freunde weiterleben?«
    »Das werden wir müssen, mein Lieber«, stellte Mary fest und küsste ihn auf die Stirn. »All denen zuliebe, die uns am Herzen liegen – dein Vater, Beatrice und Jeremy, Percy, das Baby und … wir selbst. Percy wird irgendwann heiraten und selbst Kinder haben, und unsere gemeinsame Zeit wird in der Erinnerung verblassen.« Dass das eine Lüge war, wusste sie, doch was sie dann sagte, meinte sie ernst: »Ich werde dir immer treu sein, Ollie. Das verspreche ich dir.«
    Ollie holte ein Taschentuch aus der Jacke, um sich die Tränen abzuwischen. »Ist das zu fassen? Du heiratest mich … und machst meinen kühnsten Traum wahr. Der einzige Schatten, der über meinem Glück liegt, ist mein schlechtes Gewissen Percy gegenüber. Er wird am Boden zerstört sein. Aber eine andere Lösung fällt mir auch nicht ein.«
    »Genau«, sagte Mary und setzte sich neben ihn auf die Schaukel, wo sie seine Hand ergriff. In ihrem Herzen wäre
immer Platz für diesen Mann, dem sie ihre Zuneigung, Treue und Hochachtung schenken würde. Gleichzeitig spürte sie den Teil von sich, der Percy geliebt hatte und der von ihm geliebt worden war, sterben.

DREISSIG
    D ie Trauung fand eine Woche später im elegant

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