Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
allen erzählte, dass Mary Toliver nicht Doc Tanner zu Rate zog.
Sie machte sich sofort auf den Weg zu Beatrice, die gerade mit der Köchin grüne Bohnen putzte. »Mary, was für eine Überraschung!«, rief Beatrice aus, als diese die Küche betrat. »Was führt dich denn zu uns?«
»Beatrice, ich suche Percy«, antwortete Mary und schob ihre zitternden Hände in die Taschen ihres Rocks. »Ich muss unbedingt mit ihm sprechen.«
»Das würde ich selbst gern, meine Liebe«, sagte Beatrice und reichte ihre Schale der Köchin, bevor sie Marys Arm ergriff und sie aus der Küche ins Frühstückszimmer dirigierte. »Percy arbeitet irgendwo in den kanadischen Rockies bei einem der Holzfällertrupps. Er ist vor zwei Wochen weggefahren; keiner von uns kann ihn erreichen. Was ist los?«
»Ich muss einfach mit ihm reden«, antwortete Mary. »Wir haben uns gestritten«, erklärte sie. »Ich wollte mich bei ihm entschuldigen und ihm sagen, dass ich … ohne ihn nicht sein kann.«
Beatrice lächelte. »Freut mich, das zu hören, und ihn sicher auch. Ich hatte mir schon gedacht, dass ihr gestritten habt, als er so plötzlich nach Kanada aufgebrochen ist. Wenn er anruft, richte ich ihm das aus. Dann kommt er sicher ganz schnell wieder nach Hause.« Sie legte den Kopf ein wenig schräg. »Meinst du nicht, es wird allmählich Zeit, dass ihr den Bund der Ehe schließt? Wenn ihr noch länger wartet, bin ich zu alt für Enkelkinder.«
Mary bedachte sie trotz ihrer Aufregung mit einem strahlenden Lächeln. »Wir sorgen schon dafür, dass das nicht passiert. Aber bitte sagen Sie ihm, er soll so schnell wie möglich heimkommen. Ich … brauche ihn.«
»Natürlich, mein Kind.« Beatrice streckte die Arme aus. »Du machst mich sehr glücklich.«
Wochen vergingen, und es wurde Oktober, ohne dass sie ein Wort von Percy gehört hätte. Jeden Morgen betrachtete Mary sich im Spiegel und war erleichtert, keine äußeren Anzeichen für das Leben, das in ihr heranreifte, zu finden. Noch etwas anderes wuchs in ihr, das ihr kurz nach dem Hagelunwetter das erste Mal bewusst geworden war. Eines Morgens, als sie, müde von der ständigen Sorge und dem permanenten Schlafmangel, auf den verwüsteten Grund von Somerset hinausgeblickt hatte, war es ihr vorgekommen, als lachte das Land sie ob der Sinnlosigkeit ihrer harten Arbeit und Opfer aus. Dieses Gefühl verließ sie während der harten Wochen der Aufräumarbeiten und der Auseinandersetzungen mit den kaum noch motivierten Pächtern nicht. Es lag an ihrem Zustand, versuchte sie, sich einzureden. Sie hatte gelesen, dass die Schwangerschaft die Stimmung der werdenden Mutter beeinflusste. Es konnte nicht sein, dass Land und Natur sich gegen sie verschworen hatten und ihre Träume und Hoffnungen zunichtemachen wollten, dachte sie. Doch der Gedanke verfolgte sie, wenn sie auf Shawnee an den abgeknickten Sträuchern vorbeiritt, einen Arm schützend vor den Bauch gelegt. Dann meinte sie, Percys Stimme im Rauschen der Kiefern zu hören: Somerset ist nur Erde und Samen. Ich bin Fleisch und Blut.
Mitte Oktober wusste sie schließlich mit Sicherheit, dass sie ohne Somerset, niemals jedoch ohne Percy leben konnte.
Wenn sie unter Schlaflosigkeit litt, setzte sie sich in die Nische des Fensters, das nach Norden ging, in Richtung Kanada. Die Knie an die Brust gezogen, betete sie: »Bitte, lieber Gott, lass Percy nach Hause kommen. Dann verzichte ich auf Somerset und gebe mich damit zufrieden, den Rest meines Lebens seine Frau und die Mutter unseres Kindes zu sein.
Jetzt weiß ich, dass ich ohne ihn niemals glücklich sein werde. Bitte, lieber Gott, bring Percy nach Hause.«
Dann kam Sassie eines Morgens zu Mary, die kaum in der Lage war, sich aus dem Bett zu wälzen, ins Zimmer und sagte ihr, Miss Beatrice warte unten auf sie. Mary rannte mit nackten Füßen hinunter. Ihre Erleichterung über Beatrices Besuch verwandelte sich in Ungläubigkeit, als diese ihr berichtete, Percy sei nicht mit dem Holzfällertrupp nach Seattle zurückgekehrt. Er habe einen der Männer gebeten, seinen Eltern mitzuteilen, dass er zur Landvermessung in den kanadischen Rockies unterwegs sei und einen weiteren Monat wegbleiben würde. Mary hörte Beatrices Ausführungen kaum noch. »Was denkt Percy sich dabei, einfach zu verschwinden und seinem Vater alle geschäftlichen Entscheidungen zu überlassen? Er würde dringend hier gebraucht. Ihr müsst euch wirklich furchtbar gestritten haben, Mary Lamb.«
Mary, der war, als würde ihr der
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