Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
geschmückten Salon der DuMonts statt, und noch am selben Abend reisten Mary und Ollie nach New York, um an Bord eines Ozeandampfers nach Europa zu gehen. Mary trug ein kurzes, weit geschnittenes Kleid aus weißem Satin, das erste Brautkleid, das von der Howbutker-Tradition der langen Gewänder und Schleppen abwich. Der Zeremonie, die von einem Friedensrichter durchgeführt wurde, wohnten lediglich Abel, Jeremy und Beatrice Warwick sowie Emmitt Waithe, seine Frau und ihr Sohn Charles bei. Emmitt Waithe machte den Brautführer. Anschließend gab es einen kleinen Empfang mit Gebäck und Punsch, in dem sich ausgezeichneter, schwarzgebrannter Rum befand.
Die Hochzeitsanzeigen wurden erst verschickt, als Mary und Ollie bereits im Ausland waren. Die Bewohner von Howbutker sollten glauben, die Trauung habe so schnell stattgefunden, damit die Hochzeitsreise mit der Einkaufsfahrt des jungen DuMont nach Europa zusammengelegt werden könne. Allerdings fragte man sich, warum Mary nun plötzlich Ollie DuMont ehelichte, wo doch alle eine Verbindung mit dem attraktiven Percy Warwick erwartet hatten. Weiteren Anlass zur Verwunderung gab die Tatsache, dass Mary zum ersten Mal überhaupt Somerset im Stich ließ und die Geschäfte ihrem trägen Aufseher übertrug. Bei Tee-Einladungen, Veranda- und Essensgesprächen kam man zu dem Schluss, Mary habe Ollie so kurz nach dem katastrophalen Hagel geheiratet,
um Somerset zu retten. Mary konnte nur hoffen, dass auch die Warwicks das glaubten.
Eigentlich hatte sie Missbilligung von Beatrice erwartet, doch die fügte sich erstaunlich gleichmütig in ihr Schicksal. »Bist du sicher, dass du nicht warten willst, bis Percy wieder da ist?«, fragte sie. »Er wird sehr enttäuscht sein.«
»Stimmt, Beatrice«, antwortete Mary. »Aber dann ist es zu spät.«
Beatrice bedachte sie mit einem intensiven Blick, worauf Mary ins Grübeln darüber geriet, ob Beatrice den wahren Grund für die überstürzte Hochzeit ahnte. Nur Jeremy reagierte ein wenig steif, als sie sich nach dem Empfang auf die Zehenspitzen stellte, um ihm einen Kuss zu geben.
Ollie und Mary waren kaum im Pariser Hotel Ritz eingetroffen, als Ollie sie schon zu ihrer ersten Untersuchung zum Arzt brachte. Es sei noch zu früh, um den Geburtstermin bestimmen zu können, erklärte der französische Gynäkologe. Insgeheim rechnete Mary mit Ende April. Als sie das bei ihrem nächsten Besuch erwähnte, schüttelte er den Kopf. »Meiner Einschätzung nach wird das Baby später zur Welt kommen. Mindestens zwei, wahrscheinlich sogar drei Wochen.«
»Wie bitte?« Mary wurde schwindelig. »Dann ist die Schwangerschaft noch nicht so weit fortgeschritten, wie ich dachte?«
Der Arzt lächelte. »Nein. Die Empfängnis muss später erfolgt sein, als Sie dachten, vielleicht kurz vor Ihrer ersten ausgebliebenen Monatsblutung.«
Plötzlich bekam Mary einen bitteren Geschmack im Mund. An dieses »Später« erinnerte sie sich nur zu gut. Es war in der Woche vor Erntebeginn gewesen, als sie sich darauf gefreut hatte, endlich Geld auf dem Konto zu haben, die Hypothek abbezahlen und das Andenken ihres Vaters reinwaschen zu können. Der erste Tag seit dem Selbstmord ihrer Mutter,
an dem sie sich rundum wohlgefühlt hatte. Percy war schon in der Hütte gewesen, eine Schürze um die Taille und einen Löffel in der Hand. Sein Grinsen hatte sich in ein wissendes Lächeln verwandelt, als er die Leidenschaft in ihrem Blick sah. Er hatte ganz ruhig den Löffel beiseitegelegt, den Topf vom Herd geschoben, die Schürze abgenommen und war zu ihr gegangen.
Mary bekam weiche Knie. Mein Gott, Percy, was habe ich uns angetan?
Sie war blass und zitterte, als Ollie sie abholte und zum Hotel zurückbrachte, wo sie zwei Tage lang im Bett blieb und nur Baguette und Brühe zu sich nahm, weil sie nichts anderes bei sich behalten konnte.
Zwei Monate nach ihrer Abreise von Howbutker holte Abel DuMont bei einem kleinen Abendessen mit den Warwicks die Zigarren hervor. Bald würde er Großvater werden, verkündete er, voraussichtlich im Juli 1921. Da Ollie wolle, dass das Kind in der alten Heimat zur Welt komme, würde Mary es in Paris gebären, und anschließend würden sie von Frankreich aus nach Hause zurückkehren. Tatsächlich wurde Matthew Toliver DuMont im Mai 1921 geboren. Der Gynäkologe erhielt ziemlich viel Geld dafür, dass er die Geburt des einzigen Sohnes, den die DuMonts jemals haben sollten, in den offiziellen Dokumenten zwei Monate später datierte.
Der erste
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