Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: EJ Waldau
Vom Netzwerk:
Ihrem Vater und unserer Bank“, bestätigte er und faltete die Hände auf dem Tisch. „Jedoch hat Ihr Vater selbst diese Vereinbarung vor wenigen Wochen abgeändert, so dass außer ihm und Ihrer Mutter kein weiteres Familienmitglied mehr an das Schließfach darf. Auch nicht mit einer Vollmacht.“

Er schob die Mappe weiter von sich auf Sarah zu. „Es wundert mich daher, dass er Ihnen eine Vollmacht ausgestellt hat, wenn er wusste, dass sie damit nicht nach unten geführt werden.“ Mr. Camdens Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er uns durchschaut hatte und ich sah zu meiner Schwester.

Sarah hatte noch nie viel Farbe im Gesicht gehabt, doch nun war sie bleich wie eine Leiche geworden und rang sichtbar um Fassung.

Endlich schaffte sie es zu lächeln, wenn auch dünn. „Nun, die Vollmacht ist vermutlich davor ausgestellt worden. Sie liegt schon eine Weile in meinem Zimmer, da ich nie die Zeit gefunden hatte, hierher zu kommen.“

Mr. Camden glaubte ihr kein Wort.

Das wusste ich und das wusste Sarah, trotzdem lächelte sie unaufhörlich weiter, als sie sich erhob.

„Nun, dann möchten wir Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen und kommen einfach das nächste Mal mit unserem Vater wieder.“ Sie hielt ihm ihre Hand zur Verabschiedung entgegen.

Er ergriff sie ohne den selbstgefälligen Gesichtsausdruck abzulegen. „Tun Sie das. Es ist natürlich ärgerlich, dass Sie nun den Weg umsonst gemacht haben.“

„Mmh-“, entgegnete Sarah stockend, noch immer die Hand von Mr. Camden in ihrer. Schnell löste sie ihren Griff und stellte sich wieder auf. „Wir hätten einfach vorher nochmal mit unserem Vater sprechen müssen. Halb so schlimm.“

Sie trat zurück, damit ich mich verabschieden konnte, bevor wir dem schmalen Angestellten aus dem Büro folgten.

Er begleitete uns an die Eingangstür, dann drehte er sich mit seinem nervös einbetonierten Lächeln zu uns um.

„Ich wünsche Ihnen noch eine gute Rückfahrt“, sagte er höflich und Sarah brauchte einen Moment, bis sie seine Freundlichkeit erwidern konnte. Sie schien mit Gedanken bereits ganz woanders.

„Vielen Dank, Mr. Baker“, flötete sie und reichte ihm ebenfalls ihre Hand. „Auch wenn es für uns gerade unpraktisch ist… freut es mich… dass Sie hier so… gewissenhaft arbeiten.“

Verwundert drehte ich mich zu Sarah, deren Blick nach unten gerichtet war. Ihre Augen sahen glasig aus.

Schnell schüttelte sie den Kopf und richtete sich wieder auf.

„Entschuldigen Sie bitte“, meinte Sarah, wieder freundlich lächelnd. „Kopfschmerzen.“

Der Bankangestellte erwiderte ihre Höflichkeit noch unsicherer, als er sich in ihrer Gegenwart wohl eh schon fühlte und zog seine Hand ruckartig zurück, um sich hastig von mir zu verabschieden und uns die Tür aufzuhalten.

Wir verließen die Bankhalle und gingen zu Sarahs Auto.

„Was war denn das eben?“, fragte ich sie, sobald wir die Türen geschlossen hatten.

„Was meinst du?“ Sarah startete den Motor und fuhr vom Parkplatz, während ich unwirsch hinter mich deutete, wo sich das Bankgebäude immer schneller von uns entfernte.

„Na, dein Auftritt da“, spukte ich aus. „Kopfschmerzen? Du hast eher ausgesehen, als hattest du einen Schlaganfall oder wärst spontan eingeschlafen.“

„Jetzt mach dich nicht lächerlich“, ermahnte mich Sarah und fuchtelte in der Mittelkonsole herum. „So schlimm war es auch wieder nicht.“ Sie zog ein Taschentuch aus der Packung und versuchte einhändig ihre Nase zu putzen.

„Okay, dann erklär mir eben, warum du eine gefälschte Vollmacht mitgebracht hast“, wechselte ich zum nächsten Punkt auf meiner Liste „Sarah sieht zwar aus wie meine Schwester, aber sie benimmt sich nicht so – und zwar überhaupt nicht!“.

„Wie hätten wir denn sonst an das Schließfach kommen sollen?“, fragte sie mich, als sie um eine Kurve jagte und sich das Taschentuch erneut an die Nase hielt. „Hätte Dad diese Vereinbarung nicht geändert, wären wir nur so an das Schließfach gekommen.“

„Warum wusstest du davon eigentlich nichts?“, wunderte ich mich. „Der Imperator schließt dich doch sonst immer bei sowas mit ein.“

„In den letzten Monaten immer weniger“, korrigierte sie mich und schürzte die Lippen. „Übrigens hatte es einen Grund, warum er die Zugangsvereinbarung geändert hat.“

„Ach“, sagte ich ironisch. „Und welchen?“

„Naja, Mr. Camden hat
dich
    als Grund vorgeschoben“, erklärte Sarah sachlich und schmiss ihr

Weitere Kostenlose Bücher