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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Pumps mit hohen Absätzen. Die junge Frau brannte darauf, mit ihrer Arbeit zu beginnen, und innerhalb weniger Minuten hatte Jake den Eindruck, dass sie sich schon für eine Anwältin hielt. Er führte sie in ihr Büro, eines von dreien, die im ersten Stock leer standen. Es war seit vielen Jahren nicht benutzt worden, das letzte Mal in den Glanzzeiten der alten Wilbanks-Kanzlei. Portia riss die Augen auf und sah sich die aus massivem Holz gefertigten Schreibtische und die schönen, aber staubigen Möbel an. »Wessen Büro war das zuletzt?«, fragte sie mit einem Blick auf das verblasste Porträt irgendeines alten Wilbanks.
    »Da müssen Sie Lucien fragen«, erwiderte Jake. In den letzten zehn Jahren hatte er keine fünf Minuten in dem Raum verbracht.
    »Es ist toll«, sagte sie.
    »Nicht schlecht für eine Praktikantin. Später kommt ein Mann von der Telefongesellschaft und legt noch einen Anschluss. Dann können Sie anfangen.«
    In der nächsten halben Stunde sprachen sie die Regeln durch: Telefonbenutzung, Mittagspause, Büroetikette, Überstunden und so weiter. Portias erste Aufgabe bestand darin, ein Dutzend Fälle aus Mississippi zu lesen, bei denen es um Testamentsanfechtungen ging, die vor einem Geschworenengericht verhandelt worden waren. Es sei wichtig, erklärte Jake, dass sie sich mit den entsprechenden Gesetzen und der Fachsprache auskenne und verstehe, wie der Fall ihrer Mutter gehandhabt werde. Lesen Sie die Fälle, und dann lesen Sie sie noch mal. Machen Sie sich Notizen. Beschäftigen Sie sich so lange mit den Gesetzen, bis Sie sich gut damit auskennen, damit Gespräche mit Lettie konstruktiver werden. Lettie würde die entscheidende Zeugin im Prozess sein, und sie mussten jetzt damit anfangen, die Grund lagen für ihre Aussage zu legen. Die Wahrheit war das Wichtigste, doch wie jeder Prozessanwalt wusste, gab es verschiedene Möglichkeiten, die Wahrheit zu sagen.
    Sobald Jake ihr den Rücken zugedreht hatte, platzte Lucien herein und machte es sich in Portias Büro gemütlich. Die beiden hatten sich tags zuvor kennengelernt; es war nicht notwendig gewesen, sie einander vorzustellen. Lucien sprach ausgiebig darüber, wie klug es gewesen sei, die Anwälte aus Memphis zu feuern und sich mit Jake zu verbünden, obwohl es seiner Meinung nach schwer werde, den Fall zu gewinnen. Dann erinnerte er sich daran, dass er vor zwanzig Jahren einen Cousin ihres Vaters, einen Lang, in einer Strafsache vertreten hatte. Er habe den Jungen vor dem Gefängnis bewahrt. Großartige Arbeit von ihm. Das führte zu einer anderen Geschichte über eine Schießerei, an der vier Männer beteiligt gewesen waren, von denen keiner nicht einmal entfernt mit Portia verwandt war, jedenfalls soweit sie das beurteilen konnte. Vom Hörensagen kannte sie Lucien wie jeder andere als jenen alten, ständig betrunkenen Anwalt, der als erster Weißer dem Ortsverband der schwarzen Bürgerrechtsorganisation NAACP beigetreten war und jetzt mit seiner Haushälterin zusammen in dem großen Haus auf dem Hügel lebte. Teils Legende, teils Gauner, gehörte er zu den Män nern, von denen sie geglaubt hatte, sie nie im Leben kennenzulernen. Und jetzt plauderte er mit ihr (in ihrem Büro!), als wären sie alte Freunde. Eine Weile hörte sie ihm höflich zu, doch nach einer Stunde begann sie sich zu fragen, wie oft er sie wohl noch besuchen würde.
    Während die neue Praktikantin Lucien zuhörte, hatte sich Jake mit Quince Lundy in seinem Büro eingeschlossen und sah ein Dokument durch, das später das Erste Nachlassverzeichnis genannt werden sollte. Nach einem Monat Detektivarbeit war Lundy sicher, dass das Erste Nachlassverzeichnis dem endgültigen Verzeichnis sehr ähnlich sehen würde. Es gab kein verstecktes Vermögen. Seth Hubbard hatte gewusst, wann und wie er sterben würde, und er hatte dafür gesorgt, dass die entsprechenden Unterlagen nach seinem Tod zugänglich waren.
    Die Bewertung der Immobilien war abgeschlossen. Zum Zeit punkt seines Todes besaß Seth (1) sein Haus und das dazugehörende, achtzig Hektar große Grundstück mit einem Schätzwert von dreihunderttausend Dollar, (2) sechzig Hektar Forstland in der Nähe von Valdosta, Georgia, mit einem Schätzwert von vier hundertfünfzigtausend Dollar, (3) einhundertsechzig Hektar Forstland in der Nähe von Marshall, Texas, mit einem Schätzwert von achthunderttausend Dollar, (4) ein direkt am Strand gelegenes, unbebautes Grundstück in Clearwater, Florida, mit einem Schätzwert von

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