Die Erbin
einhunderttausend Dollar, (5) eine Blockhütte und zwei Hektar Land außerhalb von Boone, North Caro lina, mit einem Schätzwert von zweihundertachtzigtausend Dollar und (6) eine im vierten Stock eines Apartmentgebäu des gelegene Eigentumswohnung in Destin, Florida, mit einem Schätzwert von zweihundertdreißigtausend Dollar.
Der Gesamtschätzwert von Seths Immobilien lag bei zwei Millionen und einhundertsechzigtausend Dollar. Hypotheken gab es keine.
Eine Beraterfirma aus Atlanta hatte den Wert der Berring Lumber Company auf vierhunderttausend Dollar geschätzt. Der Bericht war dem Nachlassverzeichnis beigefügt, zusammen mit den Immobiliengutachten.
Ebenfalls beigefügt waren Auszüge für ein Bankkonto in Birmingham, das mit sechs Prozent verzinst wurde und einen Saldo von einundzwanzig Millionen und dreihundertsechzigtausend Dollar und ein paar Cent aufwies.
Die kleinen Zahlen lasen sich am langweiligsten. Quince Lundy führte so viel von Seths beweglichem Vermögen auf, wie das Gericht seiner Meinung ertragen konnte, angefangen bei seinen fast neuen Fahrzeugen (fünfunddreißigtausend Dollar) bis hin zu seiner Garderobe (eintausend Dollar).
Das Endergebnis war trotzdem erstaunlich hoch. Das Erste Nachlassverzeichnis schätzte Seths gesamten Nachlass auf vierundzwanzig Millionen und zwanzigtausend Dollar. Das Bargeld war natürlich eine feste Zahl. Alles andere hing vom Markt ab, und es würde Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, es zu verkaufen.
Das Verzeichnis war fast drei Zentimeter dick. Jake wollte nicht, dass es sonst noch jemand aus der Kanzlei sah, daher machte er die beiden Kopien davon selbst. Dann ging er etwas früher als sonst in die Mittagspause, fuhr zur Schule und aß mit seiner Frau und seiner Tochter zusammen einen Teller Spaghetti aus der Schulkantine. Er versuchte, die beiden einmal in der Woche zu besuchen, meist mittwochs, wenn Hanna sich ihr Mittagessen ausnahmsweise in der Kantine kaufte. Sie liebte die Spaghetti von dort, aber noch mehr liebte sie es, ihren Vater bei sich zu haben.
Nachdem Hanna aufgestanden und zum Spielplatz gelaufen war, gingen Jake und seine Frau zu Carlas Klassenzimmer zurück. Die Klingel ertönte, gleich würde der Unterricht wieder beginnen.
»Ich muss jetzt zu Richter Atlee«, sagte Jake mit einem Grinsen. »Der erste Zahltag.«
»Viel Glück.« Sie gab ihm schnell einen Kuss. »Ich liebe dich.«
»Ich dich auch.« Jake verließ das Klassenzimmer schnell, weil er den Korridor hinter sich haben wollte, bevor die Schülermassen hereinströmten.
Richter Atlee saß an seinem Schreibtisch und löffelte gerade einen Teller Kartoffelsuppe leer, als Jake von seiner Sekretärin hereingeführt wurde. Entgegen den Anordnungen seines Arztes rauchte der Richter immer noch Pfeife, weil er es nicht schaffte aufzuhören. Während Jake sich setzte, stopfte der Richter eine Pfeife mit Sir Walter Raleigh und entzündete ein Streichholz. Nach dreißig Jahren extensiven Tabakkonsums war das gesamte Zimmer mit einem bräunlichen Belag überzogen. An der Decke waberte Dauernebel, den nur eine gesprungene Fensterscheibe erträglicher machte. In der Luft hing ein schwerer, wür ziger Geruch. Jake mochte das Büro des Richters mit seinen vielen dicken Abhandlungen und den verblassten Porträts, auf denen tote Richter und Generäle der Konföderierten abge bildet waren. In den zwanzig Jahren, in denen Richter Atlee in diesem Teil des Gerichts residierte, hatte sich absolut nichts verändert, und Jake hatte das Gefühl, dass sich auch in den letzten fünfzig Jahren nicht viel verändert hatte. Der Richter liebte Geschichte und bewahrte seine Lieblingsbücher auf einem maßgeschreinerten Regal in der Ecke auf. Der Schreibtisch war mit Dokumenten und Krimskrams überhäuft, und Jake hätte schwören können, dass die abgenutzte Akte vorn rechts auf dem Schreibtisch schon vor zehn Jahren dort gelegen hatte.
Kennengelernt hatten sie sich in der Kirche der Presbyterianer, vor zehn Jahren, als Jake und Carla nach Clanton gezogen waren. Der Richter führte die Kirchengemeinde genauso wie alle anderen Aspekte seines Lebens, und es dauerte nicht lange, bis er den jungen Anwalt unter seine Fittiche nahm. Die beiden wurden Freunde, allerdings mit einer gewissen Distanz. Reuben Atlee war vom alten Schlag. Er war Richter, Jake nur Anwalt. Grenzen musste man stets respektieren. Zweimal hatte er Jake vor Gericht zurechtgewiesen, was bei diesem einen bleibenden Eindruck hinterlassen
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