Die Erbin
dicke Lesebrille auf seiner Nase die Zahlen an und runzelte immer noch heftig die Stirn, als hätte man ihn beleidigt. »Sieben undzwanzigtausend Dollar?«, wunderte er sich mit gespielter Ungläubigkeit.
»Mindestens.«
»Ist das nicht ein bisschen viel?«
»Ganz im Gegenteil, Sir. Das ist ein gutes Geschäft.«
»Und ein schöner Anfang der Weihnachtszeit.«
»O ja, das auch.« Jake wusste, dass Richter Atlee sein Honorar auch dann genehmigen würde, wenn er doppelt so viele Stunden angegeben hätte.
»Genehmigt. Weitere Auslagen?« Er griff in die Jackentasche und holte seinen Tabakbeutel heraus.
Jake schob ihm noch mehr Papiere hin. »Ja, eine ganze Menge. Quince Lundy muss sein Honorar bekommen. Er hat hundert Stunden angesammelt, zu je hundert Dollar. Wir müssen auch die Gutachter, die Buchprüfer und die Beraterfirma bezahlen. Die Unterlagen habe ich hier, zusammen mit ein paar Verfügungen, die Sie unterschreiben müssten. Darf ich vorschlagen, dass wir eine bestimmte Summe von der Bank in Birmingham auf das Nachlasskonto bei der First National überweisen?«
»Wie viel?«, fragte der Richter, während er ein Streichholz anzündete und an den Pfeifenkopf hielt.
»Nicht so viel, weil mir der Gedanke nicht gefällt, dass jemand von der Bank hier das Geld sieht. In Birmingham ist es gut aufgehoben, und wir sollten es so lange wie möglich dort lassen.«
»Genau das habe ich auch gedacht«, meinte Richter Atlee. Das sagte er oft, wenn jemand mit einer guten Idee kam. Dann stieß er eine dicke Rauchwolke aus, die den Tisch einhüllte.
»Die Verfügung habe ich bereits aufgesetzt.« Jake holte weitere Unterlagen hervor und versuchte, den Qualm zu ignorieren. Richter Atlee zog die Pfeife zwischen den Zähnen hervor, hinter denen Rauch waberte. Er fing an, seine charakteristische Unterschrift zu kritzeln, die man zwar nicht entziffern, aber sofort wiedererkennen konnte. Plötzlich hielt er inne und starrte die Verfügung an, mit der das Geld überwiesen wurde. »Mit einem Federstrich kann ich eine halbe Million Dollar bewegen. Was für eine Macht«, sagte er.
»Das ist mehr, als ich in den nächsten Jahren nach Steuern verdienen werde.«
»Wenn Sie weiterhin so hohe Rechnungen schreiben, dürften Sie darüberliegen. Sie halten sich wohl schon für eine dieser Großkanzleien.«
»Eher gehe ich zur Müllabfuhr.«
»Ich auch.« Eine Weile setzte der Richter schweigend seine Unterschrift unter die Dokumente, wobei er immer abwech selnd rauchte und schrieb. »Lassen Sie uns über nächste Woche reden. Soweit alles in Ordnung?«, sagte er, als er den Papierstapel abgearbeitet hatte.
»Ich denke, ja. Letties Zeugenaussage ist für Montag und Dienstag angesetzt. Herschel Hubbard ist am Mittwoch dran, seine Schwester am Donnerstag, und am Freitag machen wir Ian Dafoe. Das wird eine anstrengende Woche. Fünf Tage hintereinander nur Zeugenaussagen.«
»Sie wollen den großen Gerichtssaal dafür benutzen?«
»Ja, Sir. Es ist keine Verhandlung angesetzt, und ich habe Ozzie gebeten, einen zusätzlichen Deputy abzustellen, der die Türen geschlossen hält. Wir werden viel Platz haben, den wir natürlich auch brauchen werden.«
»Und ich bin gleich nebenan, für den Fall, dass es Schwierigkeiten geben sollte. Ich möchte keine Zeugen im Saal haben, während ein anderer Zeuge seine Aussage macht.«
»Das ist allen Parteien bereits klargemacht worden.«
»Und ich will alle Aussagen auf Video.«
»Ist organisiert. Geld spielt keine Rolle.«
Richter Atlee kaute auf seiner Pfeife herum und schien sich über irgendetwas zu amüsieren. »Du meine Güte«, grübelte er. »Was würde Seth Hubbard wohl denken, wenn er nächsten Montag hier vorbeikommen und sehen würde, wie eine Horde gieriger Anwälte um sein Geld kämpft?«
»Ich bin sicher, dass ihm schlecht werden würde, aber er ist selbst schuld daran. Wenn er alles aufgeteilt hätte, wenn er seinen Kindern, Lettie und allen anderen, die er versorgen wollte, etwas vererbt hätte, würden wir jetzt nicht hier sitzen.«
»Glauben Sie, dass er verrückt war?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Warum hat er es dann getan?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Sex?«
»Meine Praktikantin sagt Nein, und das Mädchen ist ganz schön in der Welt herumgekommen. Es geht um ihre Mutter, aber Portia ist alles andere als naiv.«
Genau genommen war diese Art von Gespräch verboten. Unter den vielen antiquierten Artikeln der Gesetzgebung von Mississippi gab es einen, der vor allem
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