Die Erbin
Führerschein.«
»Ich verstehe nicht, was daran relevant sein soll«, erwiderte Richter Atlee. Jake hatte nicht die Absicht, ihn aufzuklären. »Man hat ihn im Oktober mit zu viel Alkohol am Steuer erwischt. Wenn sein Fall ordnungsgemäß bearbeitet worden wäre, hätte er keinen Führerschein mehr gehabt. Es besteht eine realistische Möglichkeit, dass er am Dienstagabend letzte Woche nicht gefahren wäre.«
»Ich bin nicht sein Anwalt. Ich bin es jetzt nicht, und damals war ich es auch nicht.«
Beide ließen die Eiswürfel in ihren Gläsern klirren und den Moment vorbeigehen. Richter Atlee trank einen Schluck und sagte: »Stellen Sie den Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes. Ich kann Sie nicht davon abhalten.«
»Ich möchte, dass mein Antrag ernst genommen wird. Ich habe den Eindruck, als hätten Sie Ihre Entscheidung schon vor einiger Zeit getroffen. Die Situation hat sich geändert.«
»Ich nehme alles ernst. Wir werden eine Menge erfahren, wenn wir anfangen, die Geschworenen auszusuchen. Wenn es so aussieht, als wüssten die Leute zu viel über den Fall, werde ich eine Unterbrechung anordnen, dann entscheiden wir, wie wir damit umgehen. Ich dachte, das hätte ich Ihnen schon erklärt.«
»Das haben Sie, ja, Sir.«
»Was ist eigentlich mit Ihrem Freund Stillman Rush passiert? Er hat am Montag ein Fax geschickt und mich darüber informiert, dass er nicht länger Prozessbevollmächtigter für Herschel Hubbard ist.«
»Er wurde gefeuert. Wade Lanier intrigiert seit Monaten und versucht, die Parteien, die das Testament anfechten, in seinem Lager zu versammeln. Sieht so aus, als wäre es ihm gelungen.«
»Kein großer Verlust. Ein Anwalt weniger, um den wir uns kümmern müssen. Ich fand Stillman wenig überzeugend.«
Jake biss sich auf die Zunge und brachte es fertig, nichts zu sagen. Wenn Atlee über einen anderen Anwalt herziehen wollte, war Jake gern bereit, dabei mitzumachen. Aber er hatte so eine Ahnung, dass nichts weiter gesagt werden würde, jedenfalls nicht von dem alten Richter.
»Kennen Sie diesen Arthur Welch aus Clarksdale?«, wollte Richter Atlee wissen.
»Nein, Sir. Ich weiß nur, dass er ein Freund von Harry Rex ist.«
»Wir haben heute Morgen miteinander telefoniert, und er sagt, dass er Mr. Lang auch in der Scheidungssache vertrete, obwohl es da nicht viel zu tun gebe. Er sagt, sein Mandant sei bereit, auf alle Ansprüche zu verzichten und das Ganze hinter sich zu bringen. Nicht dass das eine Rolle spielen würde. Angesichts der hohen Kaution und der Anklagen wird er nicht so schnell wieder rauskommen.«
Jake nickte zustimmend. Arthur Welch tat genau das, was Harry Rex ihm sagte, und Harry Rex informierte Jake über jeden seiner Schritte.
»Danke, dass Sie die einstweilige Verfügung unterschrieben haben«, meinte Jake. »Das hat in der Zeitung ziemlich gut ausgesehen.«
»Es scheint mir ziemlich albern zu sein, einem Mann, der im Gefängnis sitzt und für sehr lange Zeit hinter Gittern verschwinden wird, zu sagen, dass er nicht in die Nähe seiner Frau kommen soll, aber nicht alles, was ich tue, ergibt einen Sinn.«
Stimmt, dachte Jake, doch er sagte es nicht. Sie sahen zu, wie das Gras sich mit dem Wind bog und Blätter herumwirbelten. Richter Atlee nippte an seinem Drink und dachte darüber nach, was er gerade gesagt hatte. Er wechselte das Thema. »Gibt es etwas Neues über Ancil Hubbard?«
»Nein, eigentlich nicht. Wir haben bis jetzt dreißigtausend Dollar ausgegeben und wissen immer noch nicht, ob er am Leben ist. Die Privatdetektive vermuten allerdings, dass er noch lebt, vor allem, weil sie keinen Beweis dafür finden können, dass er gestorben ist. Aber sie suchen noch.«
»Bleiben Sie dran. Es widerstrebt mir immer noch, den Prozess ohne genauere Informationen zu beginnen.«
»Wir sollten den Prozess wirklich für ein paar Monate aufschieben, während wir weiter nach Ancil suchen.«
»Und während die Leute hier über die Tragödie mit den Rostons hinwegkommen.«
»Das auch.«
»Sprechen Sie das in der Sitzung am 20. März an. Dann werden wir sehen.«
Jake holte tief Luft. »Richter Atlee, ich muss einen Geschworenenberater für den Prozess beauftragen«, sagte er dann.
»Was ist ein Geschworenenberater?«
Jake überraschte die Frage nicht. Damals, zu der Zeit, als der Richter Anwalt gewesen war, hatte es Geschworenenberater noch nicht gegeben. Und Reuben Atlee war niemand, der Trends folgte. »Ein Experte, der mehrere Aufgaben hat«, erklärte Jake.
Weitere Kostenlose Bücher