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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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was über Atlee sagen. Ich weiß, dass du mit ihm befreundet bist, jedenfalls so, wie man das als Anwalt eben sein kann, aber bei der Sache gibt es noch einen faden Beigeschmack. Er ist von der alten Schule, aus dem alten Süden, alte Familienbande und Traditionen. Ich wette, dass er insgeheim entsetzt ist darüber, dass ein Weißer das Familienvermögen nimmt und es einer Schwarzen hinterlässt. Vielleicht werden wir eines Tages verstehen, warum Seth Hubbard das getan hat, vielleicht auch nicht, aber egal, was für einen Grund es dafür gibt, Reuben Atlee gefällt es nicht. Es geht ihm finanziell gut, weil seine Vor fahren ihm genug hinterlassen haben. Jake, seine Familie hat Sklaven besessen.«
    »Vor ein paar Hundert Jahren. Luciens Familie hatte auch Sklaven.«
    »Ja, aber Lucien ist verrückt. Er hat schon lange nicht mehr alle Tassen im Schrank. Er zählt nicht. Atlee schon, und geh mal nicht davon aus, dass er dir einen Gefallen tut. Er wird für einen fairen Prozess sorgen, aber ich wette, sein Herz schlägt für die Gegenseite.«
    »Ein fairer Prozess ist alles, was wir verlangen können.«
    »Sicher, aber zurzeit wäre ein fairer Prozess in einem anderen County wohl erheblich besser als ein fairer Prozess hier.«
    Jake trank einen Schluck und sprach mit einem Mann, der an ihrem Tisch vorbeiging. Dann beugte er sich vor und sagte: »Ich habe den Antrag auf Verlegung des Verhandlungsortes immer noch nicht gestellt. Das können wir dann bei der Revision geltend machen.«
    »Ja, klar. Stell den Antrag. Aber Atlee wird den Prozess nicht verlegen.«
    »Warum bist du dir da so sicher?«
    »Weil er ein alter Mann und nicht ganz gesund ist und nicht jeden Tag hundertsechzig Kilometer fahren will. Jake, er ist der vorsitzende Richter, egal, wo der Prozess stattfindet. Atlee ist faul, wie die meisten Richter, und er will diesen prominenten Fall hier in seinem Gerichtssaal haben.«
    »Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich das auch.«
    »Er hat den ganzen Tag mit einvernehmlichen Scheidungen zu tun und muss entscheiden, wer die Töpfe und Pfannen bekommt. Er will diesen Fall, wie jeder andere Richter, und er will ihn bei sich zu Hause. Wir bekommen hier auch eine gute Jury zusammen, Jake. Da bin ich mir sicher.«
    »Wir?«
    »Ja, natürlich. Du schaffst das doch gar nicht allein. Das haben wir schon beim Hailey-Prozess gesehen. Im Gerichtssaal bist du gut, aber es war mein Gehirn, das den Fall gewonnen hat.«
    »Das habe ich anders in Erinnerung.«
    »Jake, vertrau mir einfach. Möchtest du Bananencreme?«
    »Ja, warum nicht?«
    Harry Rex marschierte zur Theke und bezahlte für zwei riesige Portionen Dessert, die in Papierbechern kamen. Der Boden erzitterte, als er zu ihrem Tisch zurückstapfte und sich schwer atmend auf seinen Stuhl fallen ließ. »Gestern Abend hat Willie Traynor angerufen. Er will wissen, was du über das Haus denkst«, sagte er mit vollem Mund.
    »Richter Atlee hat gesagt, ich soll es nicht kaufen, jedenfalls nicht jetzt.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass der Ehrenwerte Reuben Atlee im Immobiliengeschäft ist.«
    »Er glaubt, es macht vielleicht einen schlechten Eindruck. Es würden Gerüchte aufkommen, dass ich eine Menge Geld aus dem Nachlass abzweige und mir deshalb ein schönes altes Haus kaufen will.«
    »Sag Atlee, er kann dich mal. Seit wann hat er das Kommando über deine Privatangelegenheiten?«
    »Oh, er hat eindeutig das Kommando. Schließlich ist er derjenige, der mein Honorar genehmigt.«
    »Quatsch. Jake, hör zu, sag dem alten Sack, dass er sich raushalten und um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll. Wenn du das jetzt vermasselst und das Haus nicht bekommst, wirst du dir für den Rest deines Lebens in den Hintern treten, weil du es nicht gekauft hast. Und Carla wird dir das auch nicht verzeihen.«
    »Wir können es uns nicht leisten.«
    »Ihr könnt es euch nicht leisten, es nicht zu kaufen. So etwas wird heutzutage nicht mehr gebaut. Außerdem möchte Willie, dass ihr das Haus bekommt.«
    »Dann sag ihm, er soll mit dem Preis runtergehen.«
    »Er ist schon unter den Marktpreis gegangen.«
    »Er soll noch weiter runter.«
    »Jake, es sieht so aus: Willie braucht das Geld. Ich weiß nicht, was er vorhat, aber offenbar ist er zurzeit nicht flüssig. Er wird von zweihundertfünfzigtausend auf zweihundertfünfundzwanzig runtergehen. Das ist fast geschenkt. Wenn meine Frau sich nicht weigern würde umzuziehen, würde ich es ja selber

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