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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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oder völlig anders ausgesehen hatte.
    »Haben Sie jemanden in Juneau?«, fragte Jake.
    »Nein, noch nicht. Ich habe zweimal mit der dortigen Polizei geredet. Wenn Sie wollen, habe ich innerhalb von vierundzwan zig Stunden einen Mann in der Stadt.«
    »Was wird er tun, wenn er dort ist? Wenn Lonny nicht mit Einheimischen redet, warum sollte er dann mit jemandem reden, der ihm völlig fremd ist?«
    »Da habe ich auch so meine Zweifel.«
    »Lassen Sie mich darüber nachdenken.«
    Jake legte auf und dachte eine Stunde lang über nichts anderes nach. Es war der erste Hinweis seit Monaten, aber immer noch keine richtige Spur. Der Prozess begann in vier Tagen, und er würde es unmöglich schaffen, nach Alaska zu fliegen und die Identität eines Mannes festzustellen, der nicht identifiziert wer den wollte. Und allem Anschein nach hatte dieser Mann die letzten dreißig Jahre damit verbracht, ständig seine Identität zu wechseln.
    Er ging nach unten und suchte Lucien, der im Konferenzraum Karteikarten anstarrte, auf denen in großen Buchstaben die Namen der potenziellen Geschworenen standen. Sie waren in ordentlichen Reihen auf dem langen Tisch ausgelegt, in alphabetischer Ordnung, alle siebenundneunzig. Die Geschworenen wurden auf einer Skala von eins bis zehn bewertet, wobei zehn für den attraktivsten Geschworenen stand. Auf vielen Karteikarten war noch keine Bewertung vermerkt, weil sie nichts über die Person wussten.
    Jake erzählte ihm von dem Gespräch mit Albert Murray. Luciens erste Reaktion war: »Richter Atlee sagen wir nichts davon, jedenfalls jetzt noch nicht. Ich weiß, was Sie jetzt denken: Wenn Ancil lebt und wir vielleicht wissen, wo er ist, sollten wir nach einem Aufschub schreien und uns mehr Zeit verschaffen. Aber das ist keine gute Idee.«
    »Daran hatte ich nicht gedacht.«
    »Der alte Knabe hat gute Aussichten, für den Rest seines Lebens im Gefängnis zu sitzen. Selbst wenn er wollte, könnte er nicht zum Prozess kommen.«
    »Nein, Lucien, ich mache mir eher Gedanken darüber, wie wir seine Identität feststellen sollen. Das schaffen wir nur, wenn wir mit ihm reden. Vergessen Sie nicht, dass eine Menge Geld für ihn drin ist. Er könnte kooperativer sein, als wir denken.«
    Lucien holte tief Luft und begann, um den Tisch herumzulaufen. Portia hatte zu wenig Erfahrung, war jung, schwarz und eine Frau und nicht dafür geeignet, einem alten Weißen, der vor etwas oder allem auf der Flucht war, Geheimnisse zu ent locken. Blieb nur noch Lucien. Er marschierte zur Tür und sagte: »Ich gehe. Beschaffen Sie mir alle Informationen, die Sie kriegen können.«
    »Sind Sie sicher?«
    Lucien gab keine Antwort, als er die Eingangstür hinter sich schloss. Hoffentlich bleibt er nüchtern, war Jakes einziger Gedanke.
    Am späten Donnerstagnachmittag kam Ozzie zu einem kurzen Besuch vorbei. Harry Rex und Portia waren im Konferenzraum und beschäftigten sich mit Namen und Adressen von Geschwo renen. Jake saß oben an seinem Schreibtisch, telefonierte und verschwendete Zeit, weil er versuchte, noch einige von Wade Laniers fünfundvierzig Zeugen aufzuspüren. Bis jetzt hatte er nicht viel Erfolg dabei gehabt.
    »Willst du ein Bier?«, fragte Harry Rex den Sheriff. Neben ihm stand ein frisches Bud Light.
    »Ich bin im Dienst, und ich trinke nicht«, erwiderte Ozzie. »Und ich hoffe, du fährst nachher nicht. Ich würde dich nur ungern wegen Trunkenheit am Steuer verhaften.«
    »Dann engagiere ich Jake, damit er die Anklage bis in alle Ewigkeit aufschiebt. Hast du ein paar Namen?«
    Ozzie gab ihm ein Blatt Papier und sagte: »Ein paar. Dieser Oscar Peltz, über den wir gestern geredet haben, aus der Nähe von Lake Village, gehört derselben Kirchengemeinde an wie die Rostons.« Portia griff nach der Karte, auf der mit schwarzem Filzstift OSCAR PELTZ geschrieben war.
    »Ich würde ihn nicht nehmen«, meinte Ozzie.
    Harry Rex warf einen Blick in seine Notizen. »Wir haben ihm sowieso nur eine Fünf gegeben, also nicht sonderlich attraktiv.«
    »Mr. Raymond Griffis wohnt in der Straße, in der Parkers Lebensmittelgeschäft ist, südlich von hier. Was habt ihr über ihn?«, fragte Ozzie.
    Portia nahm eine andere Karte. »Weiß, männlich, einundvierzig, arbeitet bei einem Zaunbauer.«
    »Geschieden, wieder verheiratet, Vater starb vor fünf Jahren bei einem Verkehrsunfall«, fügte Harry Rex hinzu.
    »Lasst die Finger von ihm«, warnte Ozzie. »Ich habe eine Quelle, nach der sein Bruder vor drei Jahren während des Hailey

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