Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Simeon. Warum war er im Gefängnis? War bereits Anklage erhoben? Wie oft hatte Lettie ihn besucht? War er mit der Scheidung einverstanden? Es war eine brutale, aber wir kungsvolle Methode, die Geschworenen daran zu erinnern, dass der Vater von Letties fünf Kindern ein Säufer war, der die Roston-Jungen auf dem Gewissen hatte. Nach fünf Minuten wischte Lettie sich die Tränen aus dem Gesicht, und Lanier stand als Mistkerl da. Das war ihm egal. Nachdem er dafür gesorgt hatte, dass ihre aufgewühlten Emotionen ihr Urteilsvermögen vorübergehend beeinträchtigen mussten, wechselte er die Gang art und stellte seine Falle.
    »So, Mrs. Lang, wo haben Sie denn gearbeitet, bevor Sie zu Mr. Hubbard kamen?«
    Lettie fuhr sich mit dem Handrücken über die Wange und versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. »Äh, bei Mr. und Mrs. Tingley, hier in Clanton.«
    »In welcher Funktion?«
    »Als Haushälterin.«
    »Wie lange haben Sie für die beiden gearbeitet?«
    »Das weiß ich nicht genau, etwa drei Jahre.«
    »Und warum sind Sie dort weg?«
    »Sie sind gestorben. Alle beide.«
    »Haben sie Sie in ihrem Testament bedacht?«
    »Wenn, dann hat mir keiner was davon gesagt.« Ein paar der Geschworenen lächelten.
    Wade Lanier fand das offensichtlich nicht komisch. »Und vor den Tingleys, wo haben Sie da gearbeitet?«
    »Also, davor war ich Köchin in der Schule in Karaway.«
    »Wie lange?«
    »Vielleicht zwei Jahre.«
    »Und warum sind Sie dort weg?«
    »Ich habe die Stelle bei den Tingleys gefunden und wollte lieber Haushälterin sein als Köchin.«
    »Okay. Wo haben Sie vor der Stelle an der Schule gearbeitet?«
    Sie schwieg, während sie versuchte, sich zu erinnern. »Vor der Schule war ich als Haushälterin bei Mrs. Gillenwater hier in Clanton.«
    »Und wie lange?«
    »Etwa ein Jahr, dann ist sie weggezogen.«
    »Wo haben Sie vor Mrs. Gillenwater gearbeitet?«
    »Ähm, bei den Glovers in Karaway.«
    »Und wie lange?«
    »Das weiß ich auch nicht mehr genau, aber es waren drei oder vier Jahre.«
    »Okay, mir geht es nicht um Kleinigkeiten, Mrs. Lang. Versuchen Sie nur, sich so genau wie möglich zu erinnern.«
    »Ja.«
    »Wo waren Sie vor den Glovers?«
    »Bei Miss Karsten hier in der Stadt. Für sie habe ich sechs Jahre lang gearbeitet. Ich wäre am liebsten immer bei ihr geblieben, aber sie ist plötzlich gestorben.«
    »Danke.« Lanier kritzelte auf seinem Block, als wüsste er das nicht längst. »Dann lassen Sie mich das zusammenfassen, Mrs. Lang: Sie haben drei Jahre bei Mr. Hubbard gearbeitet, drei Jahre bei den Tingleys, zwei an der Schule, eins bei Mrs. Gillenwater, drei oder vier bei den Glovers und sechs Jahre bei Miss Karsten. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, sind das etwa zwanzig Jahre. Kommt das hin?«
    »Ja, aber auf das Jahr genau weiß ich es nicht mehr«, sagte Lettie, die ihrer Sache recht sicher zu sein schien.
    »Und Sie haben in den vergangenen zwanzig Jahren oder so keinen anderen Arbeitgeber gehabt?«
    Sie schüttelte den Kopf. Nein.
    Lanier führte etwas im Schilde, doch Jake konnte ihn nicht aufhalten. Der veränderte Tonfall, die leichte Andeutung von Misstrauen, die hochgezogenen Brauen, die knappen Sätze. Er versuchte, all das zu überspielen, aber für Jakes geübte Augen und Ohren war klar, dass Unheil drohte.
    »Das sind sechs Arbeitgeber in zwanzig Jahren, Mrs. Lang. Wie oft wurden Sie entlassen?«
    »Nie. Mir wurde gekündigt, nachdem Mr. Hubbard gestorben war und Miss Karsten krank geworden war und Mr. und Mrs. Tingley verstorben waren, aber das war nur, weil der Job weggefallen war.«
    »Sie wurden nie entlassen, weil Sie schlechte Arbeit geleistet hatten oder sich etwas zuschulden kommen ließen?«
    »Nein. Nie.«
    Lanier trat abrupt vom Rednerpult zurück und blickte zu Richter Atlee auf. »Das ist alles, Euer Ehren. Ich behalte mir das Recht vor, die Zeugin später im Verfahren noch einmal aufzurufen.« Selbstzufrieden ging er zu seinem Tisch, und im letzten Augenblick sah Jake, wie er Lester Chilcott zublinzelte.
    Lettie hatte soeben gelogen, und Lanier würde sie bloßstellen. Jake hatte jedoch keine Ahnung, was kommen würde, und konnte daher auch nicht gegensteuern. Sein Instinkt sagte ihm, dass er sie am besten aus dem Zeugenstand holte.
    Er stand auf. »Euer Ehren, die Beweisführung der Antragsteller ist abgeschlossen.«
    »Haben Sie noch Zeugen, Mr. Lanier?«
    »Allerdings.«
    »Dann rufen Sie den ersten auf.«
    »Die anfechtenden Parteien rufen Mr. Fritz Pickering

Weitere Kostenlose Bücher