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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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bedeutete für Seth, mehr Geld zu machen als das, was er ihr durch die Scheidung an Abfindungen hatte zahlen müssen.«
    »Ich kenne den Anwalt gut, der sie vertreten hat.«
    »Der Dicke, wie heißt er noch?«
    »Harry Rex Vonner.«
    »Harry Rex. Ich habe Seth öfter über ihn fluchen gehört.«
    »Da war er nicht der Einzige.«
    »Das habe ich auch schon gehört. Jedenfalls, Seth besaß nur noch sein Haus und den Grund, und er hat beides hoch beliehen, um in der Nähe von Dothan, Alabama, ein großes Sägewerk zu kaufen. In dem Zusammenhang habe ich ihn kennengelernt, denn ich war dort für den Holzeinkauf zuständig. Er hat den Laden günstig bekommen, es war ein guter Zeitpunkt, Ende 1979, die Preise für Sperrholz waren hoch, wir waren ziem lich erfolgreich. Es war ein gutes Hurrikan-Jahr, jede Menge Schäden, große Nachfrage nach Sperr- und Bauholz. Er belieh die Firma und kaufte eine Möbelfabrik bei Albany, Georgia. Sie stellten diese riesigen Schaukelstühle her, die man überall im Land vor den Griddle-Restaurants findet. Seth schloss einen Vertrag mit der Kette, und plötzlich konnten sie die Schaukel stühle nicht schnell genug nachliefern. Er verpfändete die Lagerbestände, lieh noch Geld dazu und kaufte eine weitere Möbelfabrik bei Troy, Alabama. Etwa zur gleichen Zeit fand er einen Banker in Birmingham, der mit seiner Bank aggressiv expandieren wollte. Seth und er waren vom gleichen Schlag und schlossen einen Deal nach dem anderen ab: Fabriken, Sägewerke, Holzplantagen. Seth hatte ein feines Gespür für Unternehmen, die unter Wert angeboten wurden oder in Schwierigkeiten waren, und sein Banker sagte selten Nein. Ich warnte ihn vor zu viel Schulden, aber er hörte nicht zu. Er musste etwas beweisen. Er kaufte sogar ein Flugzeug, das er aber in Tupelo stehen ließ, damit hier niemand davon erfuhr.«
    »Hat das Ganze ein Happy End?«
    »Allerdings. In den letzten zehn Jahren hat Seth etwa drei Dutzend Unternehmen gekauft, vor allem Möbelfabriken im Süden, von denen er einige nach Mexiko verlagert hat, außer dem Holzlager und Sägewerke und dazu Tausende Hektar Forst wald. Alles von geliehenem Geld. Ich habe jetzt nur den Banker in Birmingham erwähnt, aber da gab es noch andere. Je reicher er wurde, desto einfacher bekam er Darlehen. Wie gesagt, es war streckenweise beängstigend, aber der Mann hatte immer Glück. Er hat nie etwas abstoßen müssen, er hat alles behalten und nur immer nach dem nächsten Deal Ausschau gehalten. Kaufen und Schuldenmachen, das war wie eine Sucht für Seth. Manche Männer spielen, manche trinken, manche rennen Frauen nach. Seth liebte es, mit dem Geld anderer Leute Firmen zu kaufen. Frauen liebte er allerdings auch.
    Dann wurde er krank. Es ist etwa ein Jahr her, da bekam er die Diagnose Lungenkrebs. Er war nur auf der Überholspur unterwegs gewesen, bis er zum Arzt ging. Der gab ihm noch maximal ein Jahr. Natürlich war er am Boden zerstört. Ohne sich mit irgendjemandem zu beraten, beschloss er, alles zu verkau fen. Vor ein paar Jahren stießen wir auf die Kanzlei Rush in Tupelo, und Seth hatte endlich jemanden gefunden, dem er voll und ganz vertraute. Er empfand generell Verachtung für Anwälte und setzte sie vor die Tür, kaum dass er sie engagiert hatte. Doch bei Rush überzeugte man ihn, zunächst alles in eine Holding-Gesell schaft zusammenzuführen. Letztes Jahr im November ließ er die Holding von einer LBO -Gruppe in Atlanta fremdfinanziert übernehmen und bekam dafür fünfundfünfzig Millionen Dollar, mit denen er locker seine circa fünfunddreißig Millionen Dollar Schulden begleichen konnte.«
    »Zwanzig Millionen Reingewinn?«
    »Mehr oder weniger. Ich hatte ein paar Anteile an der Holding und bin so gut dabei weggekommen, dass ich Ende letzten Jahres in Rente gehen konnte. Ich weiß nicht, was Seth in der Zwischenzeit mit dem Erlös angestellt hat. Wahrscheinlich hat er das Geld im Garten vergraben. Darüber hinaus gab es aber noch andere Vermögenswerte, die er nicht in die Holding integriert hatte. Zum Beispiel eine Hütte in den Bergen von North Carolina und ein paar andere Immobilien. Möglicherweise gibt es auch noch ein oder zwei Offshorebankkonten.«
    »Möglicherweise?«
    »Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen, Mr. Brigance. Das sind alles Dinge, die ich über die Jahre aufgeschnappt habe. Wie gesagt, Mr. Hubbard war ein Geheimniskrämer.«
    »Tja, Mr. Amburgh, Sie als sein Testamentsvollstrecker und ich als sein Anwalt haben die Aufgabe,

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