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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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wenn Sie möchten. Calvin kann mich reinlassen.«
    »Das wird nicht nötig sein, danke. Wir treffen uns hier um zehn mit den Anwälten, also machen Sie noch mal frischen Kaffee. Anschließend fahren wir nach Hause. Ich fürchte, wir werden Sie danach nicht mehr benötigen, Lettie. Tut mir leid, aber Dads Tod ändert alles.«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Ich verstehe.«
    »Wann hat er Sie immer bezahlt?«
    »Immer freitags, für vierzig Stunden.«
    »Letzten Freitag hat er Sie noch bezahlt?«
    »Ja.«
    »Dann sind noch Montag, Dienstag und der halbe Mittwoch offen?«
    »Ich denke, ja.«
    »Fünf Dollar die Stunde.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass er Ihnen so viel bezahlt hat«, sagte Herschel, während er die Tür öffnete und auf die Terrasse hinaustrat.
    Lettie zog gerade die Betten ab, als die Anwälte eintrafen. Trotz ihrer dunklen Anzüge und ernsten Mienen wurde ihnen im Haus entgegengefiebert wie dem Weihnachtsmann. Bis sie in die Einfahrt einbogen, hatte Ramona – mit High Heels und Perlenkette und einem Kleid, das viel hübscher war als das von der Beerdigung – bereits ein Dutzend Mal aus dem Fenster gespäht. Ian, der Jackett und Krawatte trug, wanderte rastlos im Wohnzimmer auf und ab und blickte ständig auf die Uhr. Herschel, zum ersten Mal seit seiner Ankunft rasiert, verschwand immer wieder in der Küche.
    In den letzten drei Tagen hatte Lettie genug mitbekommen, um zu wissen, dass die Erwartungen hoch lagen. Sie wussten nicht, wie viel Geld Seth auf der Bank hatte, aber sie gingen davon aus, dass etwas da war. Im Grunde war es doch sowieso ein Glücksfall. Haus und Grund waren allein mindestens eine halbe Million wert, das hatte zumindest Ian geschätzt. Wie oft kam man in den Genuss, fünfhunderttausend Dollar unter sich aufzuteilen? Und dann war da noch das Sägewerk, und wer weiß, was noch alles.
    Sie setzten sich im Wohnzimmer zusammen, die drei Anwälte und die drei zukünftigen Erben, alle gut gekleidet, alle ausgesucht höflich, alle bester Laune. Das Dienstmädchen – im hübschesten weißen Baumwollkleid – brachte Kaffee und Kuchen und zog sich dann in den Hintergrund zurück, um zu lauschen.
    Die Anwälte sprachen mit ersten Mienen ihr Beileid aus. Sie erklärten, dass sie Seth seit Jahren kennen und größte Bewunderung für ihn hegen würden. Was für ein Mensch. Es war gut möglich, dass diese Männer mehr von Seth hielten als seine eigenen Kinder, aber das war in diesem Moment nicht zu spüren. In der Eingangsphase des Gesprächs legten Herschel und Ramona eine geradezu bewundernswerte Vorstellung hin. Ian schien das Vorgeplänkel hingegen zu langweilen, er sah aus, als wollte er lieber gleich zum Thema kommen.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Herschel. »Die Wände könnten Ohren haben. Draußen ist so ein schöner Tag, lassen Sie uns doch auf die Terrasse gehen, wo wir unter uns sind.«
    »Herschel, also wirklich«, protestierte Ramona, doch Ian war bereits aufgestanden. Das Grüppchen wanderte durch die Küche nach draußen, wo man am Picknicktisch Platz nahm. Eine Stunde zuvor hatte Lettie in weiser Voraussicht das Badezimmerfenster gekippt. Jetzt saß sie auf dem Badewannenrand und hörte besser denn je.
    Mr. Lewis McGwyre öffnete seinen schweren Aktenkoffer, zog eine Kladde heraus und entnahm ihr drei Abschriften eines mehrseitigen Dokuments, die er am Tisch verteilte. »Unsere Kanzlei«, begann er, »hat das hier vor Jahren für Ihren Vater aufgesetzt. Es ist jede Menge Juristenkauderwelsch, aber ohne geht es leider nicht.«
    Ramona, die immer noch rote Augen hatte und ziemlich ner vös wirkte, sagte: »Das lese ich später. Jetzt sagen Sie uns bitte, was drinsteht.«
    »Nun gut«, erwiderte Mr. McGwyre. »Um es kurz zu ma chen: Sie beide, Herschel und Ramona, bekommen je vier zig Prozent vom Erbe. Manches davon ist direkt zugänglich, anderes ist in Trusts gebunden, aber Tatsache ist, dass Sie zusammen achtzig Prozent von Mr. Hubbards Nachlass bekommen.«
    »Und die übrigen zwanzig?«, wollte Ian wissen.
    »Fünfzehn Prozent gehen in einen Treuhandfonds für die Enkel, fünf Prozent sind eine Schenkung an die Irish Road Christian Church.«
    »Worin besteht das Erbe?«, fragte Herschel.
    Stillman Rush erwiderte ruhig: »Die Vermögenswerte sind beträchtlich.«
    Als Lettie eine halbe Stunde später mit einer Kanne voll frischem Kaffee hinzukam, hatte sich die Stimmung auf wun dersame Weise gewandelt. Von Nervosität, Ungeduld und un

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