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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nur, dass Sie wissen, wie dankbar wir für das sind, was Sie für Dad getan haben.«
    Als könnte ich mir davon was kaufen, dachte Lettie, sagte aber laut: »Danke.« Als sie den Scheck faltete, füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Es entstand eine unbehagliche Pause. »Also dann, Lettie«, sagte Herschel schließlich. »Wenn Sie jetzt bitte gehen würden, dann kann ich das Haus abschließen.«
    »Ja, Sir.«

10
    Drei gut gekleidete Anwälte von auswärts zogen an einem regulären Mittwochvormittag im Gerichtshaus von Clanton natürlich alle Blicke auf sich, doch das schien sie nicht im Geringsten zu kümmern. Ohne die einheimischen Kollegen und Angestellten auf den Fluren zu beachten, steuerten sie zielstrebig auf die Abteilung für Nachlassangelegenheiten zu. Sara wusste bereits, dass ein ganzes Aufgebot von Juristen zu ihr unterwegs war. Jake Brigance hatte einen überraschenden Anruf von Lettie Lang erhalten, noch von Seths Haus aus, und hatte sie daraufhin sofort gewarnt.
    Stillman Rush blickte mit strahlendem Lächeln auf Sara, die Kaugummi kaute und die Männer ansah, als wären sie Ein dringlinge. »Wir kommen von der Kanzlei Rush in Tupelo«, verkündete er. Keine der anderen Angestellten hob den Blick. Auch das Radio hörte nicht plötzlich auf zu spielen.
    »Glückwunsch«, sagte Sara. »Willkommen in Clanton.«
    Lewis McGwyre hatte bereits seine edle Aktenmappe geöff net und einige Papiere herausgenommen. Stillman sagte: »Ja, also, wir möchten die Eröffnung eines Testaments beantragen.« Flatternd landeten die Blätter auf der Schaltertheke vor Sara, die sie kauend betrachtete, ohne sie entgegenzunehmen. »Wer ist der Verstorbene?«, fragte sie.
    »Ein Mann namens Seth Hubbard«, erklärte Stillman mit er hobener Stimme, aber immer noch nicht laut genug, um die Auf merksamkeit des übrigen Büros zu erregen.
    »Nie gehört«, sagte Sara ausdruckslos. »Aus diesem County?«
    »Ja, aus der Nähe von Palmyra.«
    Schließlich nahm sie die Papiere an sich und warf einen Blick darauf. »Wann ist er gestorben?«, fragte sie stirnrunzelnd.
    »Letzten Sonntag.«
    »Ist er schon beerdigt?«
    Beinahe wäre Stillman herausgerutscht: »Was geht Sie das an?«, doch er beherrschte sich. Er befand sich auf fremdem Territorium, es war nicht ratsam, sich mit dem Fußvolk anzulegen. Er schluckte und sagte mit bemühtem Lächeln: »Gestern.«
    Sara zog eine Grimasse, als müsste sie angestrengt nachden ken. »Seth Hubbard? Seth Hubbard?« Über die Schulter sagte sie: »Hey, Eva, war da nicht schon was mit Seth Hubbard?«
    Aus zehn Meter Entfernung kam die Antwort: »Gestern, spät nachmittags. Die Akte liegt da drüben im Regal.«
    Sara machte ein paar Schritte, zog eine Akte heraus und sah sie durch, während die drei Anwälte wie gelähmt jede ihrer Bewegungen verfolgten. Schließlich sagte sie: »Jawohl, hier ist ein Antrag auf Eröffnung des Testaments von Mr. Henry Seth Hub bard, eingereicht gestern Nachmittag um 16.55 Uhr.«
    Die drei Anwälte rangen gleichzeitig um Worte, wenn auch vergeblich. Irgendwann erholte sich Stillman so weit, dass er ein schwaches »Bitte was?« herausbrachte.
    »Ich habe den Antrag nicht gestellt«, sagte Sara schulterzuckend. »Ich bin hier nur eine kleine Angestellte.«
    »Ist es öffentlich?«, fragte Mr. McGwyre.
    »Ja.« Sie schob die Akte über die Theke, und die drei steck ten die Köpfe darüber zusammen. Sara drehte sich um und zwin kerte den Kolleginnen zu, dann kehrte sie zu ihrem Schreibtisch zurück.
    Fünf Minuten später meldete sich Roxy über die Gegensprech anlage bei Jake. »Mr. Brigance, hier sind ein paar Herren, die Sie gern sprechen würden.« Vom Balkon aus hatte Jake sie aus dem Gericht stürmen und in seine Richtung marschieren sehen.
    »Haben die Herren einen Termin?«
    »Nein, Sir, aber sie sagen, es sei dringend.«
    »Ich bin in einer Besprechung, die noch etwa dreißig Minuten dauern wird«, sagte Jake in seinem leeren Büro. »Wenn sie so lange warten möchten.«
    Roxy, die eingeweiht war, legte den Hörer nieder und übermittelte, was Jake gesagt hatte. Die Anwälte legten schnaufend die Stirn in Falten, zappelten nervös und beschlossen dann, einen Kaffee trinken zu gehen. An der Tür sagte Stillman: »Bitte, lassen Sie Mr. Brigance wissen, dass es sich um eine dringende Angelegenheit handelt.«
    »Das habe ich bereits getan.«
    »Ja, nun, dann danke.«
    Jake hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, und schmunzelte. Sie würden wiederkommen, und er

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