Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Selbst wenn es zu einem langwierigen Anfechtungsverfahren um das Testament kommt, wird Mr. Hub bards Nachlass vom Gericht geschützt. Ich bin sicher, es ist in der Gegend längst bekannt, dass die Firma zum Verkauf ansteht. Vielleicht wird es sogar in nächster Zukunft ein Angebot geben. Bis dahin ändert sich nichts. Vorausgesetzt natürlich, die Angestellten können den Betrieb aufrechterhalten.«
    »Dewayne führt den Laden schon seit fünf Jahren«, sagte Arlene großmütig.
    »Wir machen weiter«, sagte er.
    »Gut. Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, würde ich mich jetzt gern wieder den Akten widmen.« Die drei bedankten sich und verschwanden.
    Dreißig Minuten später ging Jake zu Arlene, die auf ihrem Schreibtisch herumräumte, und sagte: »Ich möchte gern Seths Büro sehen.«
    Sie schwenkte den Arm und antwortete: »Es ist nicht abgeschlossen.« Sie stand auf und öffnete die Tür. Es war ein langer, schmaler Raum mit einem Schreibtisch und Stühlen an einem Ende und einem billigen Besprechungstisch am anderen. Wie nicht anders zu erwarten, gab es viel Holz zu sehen: Kiefernkernholz auf Wänden und Boden, bronzefarben lasiert, an den Wänden reihten sich überwiegend leere Bücherregale in dunklerer Eiche aneinander. Ansonsten waren die Wände leer: keine Diplome – Seth hatte nie welche erworben –, keine Urkunden, keine Fotos mit Politikern. Im ganzen Raum war nicht ein einziges Foto zu sehen. Der Schubladenschreibtisch schien handgefertigt zu sein. Die Platte war leer bis auf einen Stapel Papier und drei saubere Aschenbecher.
    Es war einerseits genau das, was man von einem einfachen Jungen vom Land, der erst spät im Leben zu Reichtum kam, erwarten würde. Andererseits war es kaum zu glauben, dass ein Mann, der zwanzig Millionen wert war, kein schöneres Büro hatte.
    »Alles sauber und ordentlich«, sagte Jake mehr zu sich selbst.
    »Seth hat viel Wert auf Ordnung gelegt«, erklärte Arlene. Sie gingen zum anderen Ende des Raums, wo Jake einen Stuhl vom Besprechungstisch wegzog und Platz nahm.
    »Haben Sie eine Minute?« Sie setzte sich ebenfalls, als hätte sie mit einem Gespräch gerechnet und könnte es kaum erwarten anzufangen. Jake zog einen Telefonapparat über den Tisch zu sich und sagte: »Dann rufen wir jetzt diesen Reed Maxey an, okay?«
    »Okay. Wie Sie möchten.« Sie sind der Anwalt.
    Jake wählte die Nummer auf der Visitenkarte und bekam zu seiner Überraschung Antwort von einer Empfangsdame, die sich mit dem Namen einer großen, bekannten Kanzlei aus Jackson meldete. Jake fragte nach Mr. Reed Maxey, der ganz offensichtlich wirklich dort tätig war, denn sie sagte: »Einen Moment, bitte.« Eine andere weibliche Stimme meldete sich: »Mr. Maxeys Büro.« Jake nannte seinen Namen und bat darum, den Anwalt sprechen zu dürfen. »Mr. Maxey ist verreist und wird erst am Montag wieder hier sein.« Charmant erklärte Jake, woran er arbeite, und fügte mit ominösem Unterton hinzu, er fürchte, jemand habe Mr. Maxeys Identität angenommen. »War er letzten Dienstag in Ford County?«
    »Nein. Er ist seit Montag geschäftlich in Dallas.« Jake erklärte, dass er eine Beschreibung ihres Chefs habe, und gab sie ihr durch. Die Sekretärin lachte kurz auf. »Nein, nein, das muss ein Irrtum sein. Der Reed Maxey, für den ich arbeite, ist zweiundsechzig, kahlköpfig und kleiner als ich, und ich bin eins fünfundsiebzig.«
    »Kennen Sie einen anderen Anwalt in Jackson, der auch Reed Maxey heißt?«
    »Nein, tut mir leid.«
    Jake bedankte sich und kündigte an, dass er nächste Woche noch einmal anrufen werde, um mit ihrem Chef persönlich dar über zu sprechen. Als er aufgelegt hatte, sagte er: »Genau wie ich dachte. Der Typ hat gelogen. Er ist kein Anwalt. Vielleicht arbeitet er für einen, aber er selbst hat sich nur für einen ausgegeben.«
    Die arme Arlene konnte ihn nur wortlos anblicken. Er fuhr fort: »Ich habe keine Ahnung, wer der Typ ist, und es kann gut sein, dass er nie wieder auftaucht. Ich werde versuchen, ihn zu identifizieren, aber vielleicht werden wir nie wissen, wer er war. Ich vermute, er wurde von jemandem geschickt, der mit dem Fall zu tun hat, kann jedoch auch nur spekulieren.«
    »Aber warum?«, brachte sie heraus.
    »Um Sie einzuschüchtern, zu verwirren, zu verunsichern. Es ist höchst wahrscheinlich, dass Sie drei und vielleicht auch andere, die hier arbeiten, als Zeugen berufen werden, um dar über auszusagen, wie sich Seth in den Tagen vor seinem Tod verhalten hat. War

Weitere Kostenlose Bücher