Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

glänzten vor Aufregung. » Asantir sagt, dass sie jedem anderen in der Burg davonrennen. «
    » Aber … « , protestierte Kalan. » Botenpferde! «
    Die narbengesichtige Frau schnaubte. » Hast du Angst, was der Graf wohl sagen wird? Ich versichere dir, der Diebstahl von Botenpferden wird unsere geringste Sorge sein, wenn der Graf der Nacht uns einholt. «
    » Keine Angst « , sagte Asantir leise. » Diese Pferde werden nicht sofort vermisst werden, da sie denjenigen gehören, die ungesehen in der Burg ein- und ausgehen. Das weiß niemand außer einigen sehr verschwiegenen Leuten. Genau wie die Pferde ist der Weg, den ihr jetzt nehmen werdet, für derartiges Kommen und Gehen angelegt. «
    Erneut schnaubte die narbengesichtige Frau und presste die Lippen aufeinander. Kalan fragte sich, warum sie wütend auf den Ehrenhauptmann war. Er erinnerte sich daran, sie schon einmal gesehen zu haben, als sie aus der Alten Burg zurückkehrten, und später noch einmal, auf der anderen Seite des Tors der Träume. Sie war diejenige, die unter dem Einfluss des Sirenenwurmzaubers am Feuer gesessen hatte. Ihr Name, so erinnerte er sich, war Nhairin. » Kommt Ihr mit uns? « , fragte er.
    » Ja « , antwortete sie. » Der Graf sagte sowieso, ich solle mit Malian mitgehen. Ich werde jetzt nicht hierbleiben, um ihm ins Gesicht zu lügen oder, noch schlimmer, ihm ausweichende Wahrheiten zu erzählen. « Ihr Ton war scharf, und ihr Blick, der noch schärfer war, richtete sich auf Asantir. » Außerdem « , fügte sie etwas weicher hinzu, » können wir wohl kaum die zwei Kleinen alleine hinausreiten lassen. «
    » Nicht ganz alleine « , antwortete der Ehrenhauptmann. Kalan merkte, dass sie sich über Nhairins Ärger bewusst war, aber mit Absicht nicht darauf reagierte. » Kyr und Lira haben sich freiwillig gemeldet, um mit Euch zu gehen. Der Wall ist schließlich immer noch der Wall, und vielleicht braucht ihr dort oder auf der langen Straße nach Süden ihre Waffenfertigkeit. «
    » Hmm « , brummte Garan. Er grinste, während er den Steigbügel für Malian richtete. » Wir können alle erraten, warum Lira sich freiwillig gemeldet hat, nicht wahr, Lira? « Er schaute sie über den Pferderücken hinweg an. » Hoffst du, den hübschen Herold Tarathan noch einmal zu küssen? «
    » Nur weil dich niemand küssen will « , erwiderte Lira fröhlich, doch ebenso leise. Kalan tauschte mit Malian ein verstecktes Grinsen.
    Asantir sprach über ihre Neckerei hinweg. » Malian wird auch Euch brauchen, Nhairin, wenn sie sich unter Fremden befindet. Sie wird Eure Liebe und Eure Weisheit brauchen. « Die Hofmarschallin nickte, antwortete aber nicht und beschäftigte sich mit ihrem Pferd. Kalan sah Malian fragend an, die den Kopf schüttelte. Also wandte er sich seinem Pferd zu. Der wunderschöne schwarze Kopf wandte sich mit freundlichen Augen zu ihm um. Er hoffte, dass er noch wusste, wie man sich im Sattel hielt, nachdem er sieben Jahre im Tempelviertel verbracht hatte.
    Kurz darauf standen alle für letzte Anweisungen um Asantir herum. » Es gibt einen Weg aus diesem Gewölbe « , sagte sie, » hinaus auf die Pfade, die durch den Wall hindurchführen, und schließlich auf offenes Gelände. Er wird nur von denen benutzt, die für den Grafen auf geheimer Mission sind. Nur wenige kennen ihn, doch sowohl die Hofmarschallin als auch ich gehören zu den wenigen. Garan und Nerys werden Euch bis zum Tor begleiten, um Euch hinauszulassen. Danach seid Ihr auf Euch gestellt. « Sie musterte alle. » Ich werde nicht sagen, dass Ihr auf Euch aufpassen sollt, denn Ihr reitet mit der Bedrohung der Verfolgung hinter Euch und möglichen Feinden auf jeder Seite. Geschwindigkeit und Wagnis, nicht Vorsicht, sind jetzt Eure beste Chance. Doch obwohl Eure Rösser schnell sind und große Herzen haben, werden Euer eigener Scharfsinn und Mut Euch tragen. «
    Kalan spürte, wie sich seine Kehle mit einer Mischung aus Aufregung und Angst zuschnürte. Doch da war auch Stolz, als der Ehrenhauptmann vor Malian salutierte. » Meine Ehre für Eure Ehre, Erbin der Nacht « , sagte sie, » bis zum Ende. Lernt und werdet stark und kehrt bald zu uns zurück! «
    » Ich werde mein Bestes tun « , antwortete Malian. » Ich gebe Euch mein Wort, Asantir. « Sie hielt inne. Kalan sah, wie ihr Blick zu Nhairins unbewegtem Gesicht glitt, bevor sie hinzufügte: » Sollte an dem, was wir tun, etwas falsch sein und dem Grafen, dem Haus oder der Derai-Allianz schaden, so nehme ich das auf meine