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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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Hofmarschallin, doch nun, da wir alle in Gefahr schweben, stört es mich, so nutzlos zu sein. «
    » Du bist nicht nutzlos « , warf Malian ein, aber Nhairin ließ sie nicht ausreden.
    » Nicht? Der lange Ritt zehrt bereits an mir, und wenn wir zu Fuß unterwegs wären, könnte ich überhaupt nicht mithalten. Kyr und Lira wissen, dass ich ihnen beim Kundschaften nicht helfen kann und nur sehr bedingt beim Kämpfen, sollte es so weit kommen. « Ihre Stimme klang hart und emotionslos.
    » Das können wir auch nicht « , sagte Malian.
    » Das stimmt « , sagte Nhairin knapp, » aber ich bin kein Kind. «
    Malian seufzte. Die Stille war angespannt und unangenehm.
    » Erzähl mir die ganze Geschichte « , bat Malian schließlich. » Was hat meinen Großvater am Ende aufgehalten? Das kann ich jetzt auch noch erfahren. «
    » Du hast recht « , antwortete die Hofmarschallin. Die Härte war aus ihrer Stimme verschwunden. » Ich erinnere mich kaum an das, was nach meiner Begegnung mit dem Grafen geschah. Man sagte mir, Doria und die anderen Zofen hätten die Türen mit Stofffetzen aus ihren Kleidern zugebunden und sie mit Möbeln verbarrikadiert. Das hielt den Grafen eine Weile auf, allerdings nicht lang genug. «
    Nhairin machte eine Pause und starrte in die Dunkelheit. » Als er schließlich in die Gemächer des Erben eindrang, stellte er fest, dass der Säugling weg war. Du, Malian, warst verschwunden. Niemand wusste, wann oder wie es geschehen war, aber es musste passiert sein, während sich alle auf die Ereignisse an der Tür konzentrierten. Der Graf gab Nerion die Schuld, aber sie wies sie von sich. Sie war damals wirklich sehr schwach. Nach deiner Geburt war sie erkrankt, und dass ihre Kräfte so spät erblühten, kam noch hinzu. Jedenfalls versuchte der Graf deinen Aufenthaltsort aus den Dienerinnen herauszuprügeln. Er war noch dabei, als Tasarion zurückkehrte und die Sache beendete. «
    Malian fühlte sich, als quetsche ein Band aus Schmerz ihr Herz zusammen. Das Atmen fiel ihr schwer.
    » Er hat sie beendet? « , fragte sie. » Wie hat er sie beendet? «
    Sie sah, wie Nhairin nickte. » Er beendete sie. Man erzählte mir später, er habe sein Pferd beinahe umgebracht, so schnell wollte er zur Burg zurückkehren. In voller Rüstung lief er vom äußeren Burghof bis zu seinen Gemächern. Er fand mich vor der Tür liegend, während sein tobsüchtiger Vater bereits kurz davor war, die Dienerinnen und Nerion umzubringen, weil niemand ihm sagen konnte, wo du warst. Doria sagte, der Alte Graf sei furchteinflößend in seinem Zorn gewesen, doch Tasarion hätte ihr, als er seinem Vater entgegentrat, noch mehr Angst eingejagt. Anscheinend hob er weder Waffe noch Stimme, und obwohl der Alte Graf voller Zorn war, wich er zurück, anstatt ihn anzugreifen. «
    » Was hat er gesagt? « , fragte Kalan atemlos.
    » Für ihn ist das nur eine Geschichte « , spürte Malian, » nichts Persönliches und Schreckliches wie für mich. «
    » Erwartest du etwa immer noch eine Heldengeschichte? « , fragte Nhairin gereizt. » Einen Akt der Tapferkeit oder eine ruhmreiche Verzweiflungstat? Es gab weder noch. Laut Doria sagte er nur einen einzigen Satz: In dieser Burg herrscht das Gesetz der Derai, Graf der Nacht, und Ihr seid sein Hüter. Enttäuscht? « , fragte sie, als Kalan stumm blieb.
    » Na ja « , sagte er. » Das wirkt schon etwas leidenschaftslos. Lady Nerion war schließlich seine Frau. «
    » Und der Alte Graf « , dachte Malian, » war sein Vater und sein Graf. « Sie fragte sich, ob Kalan das schreckliche Dilemma dieses Konflikts verstand – und fragte sich gleichzeitig, warum sie die Hofmarschallin, auch als Kind, nie nach ihrer Verletzung gefragt hatte. Hatte sie Nhairin, die Lahme, Nhairin, die Vernarbte, Nhairin, die Hofmarschallin, einfach als gegeben hingenommen, so wie die Burg und den Wall? Oder hatte sie vielleicht geahnt, dass sie die Antwort nicht hören wollte?
    Malian erschauerte und zwang sich, Nhairins leiser, ausdrucksloser Stimme zuzuhören. » Freundin aus Kindertagen, Geliebte seiner Jugend und dann seine Frau – doch darüber verlor er kein Wort. «
    » Weil es nichts gebracht hätte, und das wisst Ihr sehr wohl, Nhairin « , sagte Kyr von der anderen Seite des Efeus. Alle erschraken. Malian fragte sich, wie lange er bereits dort saß und ihnen zuhörte, und ob Lira bei ihm war oder noch immer durch das nächtliche Jaransor schlich. Sie beugte sich vor, als der Wachmann weitersprach.
    » Der Alte Graf war

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