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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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Kopf und versuchte immer noch zu begreifen, was geschehen war. Er überlegte, was er tun sollte. » Ich muss irgendwie an diesen Kriegern vorbei « , sagte er schroff zu sich selbst, » und Schwester Korriya und die anderen warnen. « Doch der einzige andere Weg nach oben war eine Dienstbotentreppe, die sehr baufällig war. Die angreifenden Krieger hatten möglicherweise auch dort eine Gruppe hochgeschickt. Und wer wusste schon, welche dunklen Kräfte sie noch besaßen.
    » Ich habe keine Ahnung « , dachte Kalan und ballte seine Fäuste, bis die Nägel in die Handfläche schnitten. » Aber ich muss irgendetwas versuchen. «
    Vorsichtig überprüfte er noch einmal den Flur und eilte dann in Richtung der Dienstbotentreppe. Dabei drückte er sich möglichst eng an die Wand. Er strengte seine Augen und Ohren an, um versteckte Feinde zu erkennen. Die Entfernung zur zweiten Treppe war weiter als vermutet. Allmählich wurde Kalan schneller. Er lief um eine Ecke – und blieb dann abrupt stehen. Denn er starrte auf eine große schwarze Metalltür, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Dort waren immer nur blanke Wände gewesen. » Also so sind sie durch die Alte Burg gekommen « , murmelte er. Ihm wurde bewusst, dass er es vorher nicht hatte glauben wollen.
    Die Tür war aufgebrochen worden. Kalan sah einen Steinabsatz durch die Lücke. Dahinter wand sich eine Treppe hinunter in die Dunkelheit. Er spähte durch die Tür und stellte fest, dass es dort noch trauriger, kälter und schäbiger zu sein schien als auf seiner Seite. Sogar mit seinen scharfen Augen war die völlige Dunkelheit jenseits des Steinabsatzes beängstigend. Kalan erschauerte und war beinahe froh, dass er einen Grund hatte, sich umzudrehen und fortzulaufen. Er war vorsichtig und bewegte sich deshalb langsam, bis er sein Ziel erreichte. Erneut klebte er an der Wand und schlich den halben Flur entlang bis zum unteren Ende der Treppe. Er verdrehte sich den Hals, um hinaufzuspähen, und sah einen Lichtbalken, der über dem Treppenabsatz lag, und schwere Stiefel unter langen schwarzen Umhängen.
    » Wachen « , dachte Kalan grimmig und zog sich so leise, wie er hergekommen war, zurück. Er runzelte die Stirn und versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, wie er ungesehen an ihnen vorbeikam. Aber sie hatten zu viele Wachen zurückgelassen, und die Treppe war zu eng. Es gab zu wenig Stellen, an denen man sich verstecken konnte, wenn sie ihn verfolgten. Die einzige Möglichkeit, die ihm noch einfiel, war die Alte Burg. Die Treppe, die er gesehen hatte, wand sich nach unten. Vielleicht führte sie zu einem Treppenabsatz, von dem eine andere Treppe wieder hinaufführte. Belan hatte gesagt, dass es mehr als eine Geheimtür gab. Kalan unterdrückte den Gedanken, dass die Eindringlinge diese Türen vielleicht auch kannten und dass es möglicherweise bereits zu spät war. » Ich darf einfach nicht aufgeben « , flüsterte er, » Ich muss es weiter versuchen. «
    Er zögerte aber immer noch, als er die Eisentür erreichte, und fragte sich, was ihn wohl in dieser tiefen Dunkelheit dahinter erwartete. Plötzlich fielen ihm alle Geistergeschichten über die Alte Burg wieder ein. Doch jeder Moment des Zögerns brachte die Eindringlinge weiter in das unbewaffnete Tempelviertel. » Du wolltest Abenteuer! « , sagte er streng zu sich selbst und ging durch die Tür.
    Die Treppe schraubte sich nach unten. Die Schwärze war intensiv. Auch die Stille war geradezu greifbar und übte Druck auf Kalan aus, als ob die Alte Burg seine Gegenwart spürte. Das gedämpfte Echo seiner Sandalen auf dem Stein klang beängstigend laut. Kalan versuchte, noch leiser aufzutreten und zu atmen. Die Dunkelheit wurde während seines Abstiegs immer dichter, trotz seiner katzenartigen Sehfähigkeit. Angestrengt lauschte er, um das auszugleichen. Sein Hals und seine Schultern waren vor Anstrengung angespannt. Doch es gab keine Anzeichen, dass ein anderer Weg wieder hinaufführte, geschweige denn in die Neue Burg. Schließlich blieb Kalan stehen.
    » Das hat doch keinen Sinn « , murmelte er. Er musste zurückgehen und versuchen, irgendwie an der rückwärtigen Wache der Eindringlinge vorbeizuschlüpfen. Kalan dachte an ihre hellen, bitteren Waffen und die Art und Weise, wie derjenige mit der zischenden Stimme seiner Anwesenheit nachgestellt hatte. Er war sich nicht sicher, wie er das bewerkstelligen sollte. Mit geschlossenen Augen versuchte er nachzudenken. Als ein Lichtschein seine Augenlider durchdrang,

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