Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
fasziniert wie überrascht die Augenbrauen. War dieses Schwert etwa eine weitere schwarze Klinge? Es erschien ihr unmöglich, dass es zwei solche Waffen in der Burg der Winde gab, ohne dass jemand etwas davon wusste. Hatte Asantir in der alten Hohen Halle gelogen, als sie sagte, sie habe nicht gewusst, was der schwarze Speer war? Malian begann zu zittern. Ihre Zweifel gingen tiefer als die Angstzauber, die der Sirenenwurm wob.
Sie erinnerte sich an die rotweiße Suite und daran, wie das Sekret des ersten Wurms Asantirs Klinge zerfressen hatte. Bestimmt hatte sie danach eine Waffe gewollt, auf die man sich bei einem weiteren Kampf gegen einen solchen Feind verlassen konnte – und natürlich auch etwas, das gegen seine Zauber half. Ein starker Schwertarm reichte da nicht. Und Malian hatte gesehen, wie Asantir die Schwerter über der Kriegstruhe begutachtet hatte, bevor sie sie herunternahm und Kalans Satz über die schwarzen Klingen zitierte.
Malian schüttelte den Kopf, während der Kampf vor ihr zu einem tödlichen Ringen zwischen Kraft und Macht wurde. Kriegerin und Wurm flossen wie Wellen aus der Dunkelheit zwischen den Säulen der Galerie hervor und wieder hinunter. Die Kriegerin lockte ihren Gegner und zog sich von ihm zurück, der Wurm folgte ihr, versuchte, sie zu beißen oder zu zerquetschen. Korriya und Vern sahen aus der Deckung zu, die ihnen der Schild bot, griffen aber nicht ein. Malian erblickte, was der Wurm nicht sehen konnte – die lautlosen Gestalten, die auf der Galerie umherschlichen und sich vor den Tempeltüren sammelten. Die Spitzen ihrer Bogen ragten über das Geländer des Balkons, ein Feuertopf glomm in der Dunkelheit. In schwarze Kleidung gehüllte Gestalten schlichen leiser als ein Flüstern durch die Tempeltüren und die Schatten entlang der Wände.
» Ah « , dachte Malian, als sie begriff, was geschah. » Es ist eine Falle. « Gleichzeitig war sie sich jedoch der Größe des Tempelhauptgangs bewusst und der Entfernung, die zwischen den Neuankömmlingen und den beiden Kämpfern lag.
Das Lied des Schwertes nahm auch weiter zu und erfüllte den gewaltigen Saal, während die Stimme des Sirenenwurms schwächer wurde. Vielleicht spürte er das unsichtbare Netz, das sich um ihn schloss, denn er zischte plötzlich, und Malian fühlte die Macht, die nach seiner Gegnerin griff. Asantir lief aus den Schatten und wagte einen neuerlichen Angriff, woraufhin die Zauberkraft des Wurms sich zurückzog und einen Wall rund um seinen Körper bildete. Asantir wandte sich nach links und achtete darauf, dass ihr Schwert zwischen ihr und dem Wurm blieb. Der flache Kopf folgte ihren Bewegungen, und eine Welle reiner Macht schoss dem Ehrenhauptmann entgegen. Malian unterdrückte einen Schrei, aber Asantir streckte nur das Schwert aus. Die schwarze Klinge teilte die Welle der Macht, sodass ihre Energie verpuffte.
Dieses Mal blieb der Wurm nicht stehen, stattdessen folgte er der Welle. Man konnte seinen ganzen Körper sehen, seine Geschmeidigkeit, Sprungkraft und Stärke. Erneut bemerkte Malian, wie erstaunlich schnell er sich bewegen konnte. Die Gestalten an der Tür verließen ihre Deckung und stießen vor, die Schützen auf der Galerie spannten ihre Bogen. Der Wurm hatte seinen Kopf jedoch schon ausgestreckt und die Kiefer weit geöffnet. Asantir stürmte von links auf ihn zu, zielte auf die Kehle des Wurms. Sie war schnell, aber der Wurm wich dem Angriff aus und warf sich herum. Asantir rollte sich ab, so als habe sie den Gegenangriff vorhergesehen. Als das Ungeheuer seine Bewegung vollendete, kam sie bereits wieder hoch, unmittelbar unter seinem erhobenen Kopf.
Der Wurm zischte überrascht, konnte jedoch nicht mehr ausweichen. Asantir stieß mit der kurzen Klinge zu, die sie noch während ihrer Rolle gezogen hatte, und rammte sie in die Chitinkehle des Wurms. Das Kurzschwert durchschnitt die Panzerung wie Seide. Der Wurm röchelte, eine gutturale Explosion aus Schmerz und Wut. Asantir nutzte ihren Schwung, um seinen Kopf hochzuhalten, während sie mit der zweiten Klinge, die sie immer noch in der rechten Hand hielt, ausholte und dem Wurm mit einem einzigen geraden Schlag den Kopf vom Hals hieb.
Malian bedeckte ihren Mund mit den Händen, als der Kopf zu Boden fiel und Sekret über den Boden spritzte. Asantir trat zurück. Ihr Gesicht war ausdruckslos, als sie die kurze Klinge aus dem sich windenden, zitternden Körper des Wurms zog.
» Und Tod « , sagte sie leise zu den glasigen Augen und dem
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