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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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aufgerissenen Maul, » verlangt Tod. «
    Ruhig wischte sie ihre Klingen ab und steckte sie zurück in die Schwertscheiden. Die Gestalten, die auf sie zuliefen, wurden langsamer. Es überraschte Malian nicht, dass das Blut des Wurms das düstere Leuchten der Klingen nicht getrübt hatte. Garan, Nerys und die anderen Bogenschützen auf der Galerie erhoben sich und löschten ihre Brandpfeile. Der Graf der Nacht erreichte Asantir als Erster. Das geflügelte Pferd auf seiner Brustplatte glitzerte, als Korriya neben ihn trat, die heilige Flamme in der Hand. Der Graf beachtete sie nicht, sein Blick ruhte auf Asantir. » Sein Hals war gepanzert « , sagte er rau. » Wie konnte Eure Klinge ihm so leicht den Kopf abschlagen? «
    » Gute Frage « , dachte Malian. Sie konnte nicht sagen, ob Asantir darauf antwortete, denn Verns Worte lenkten sie ab. » Terithis scheint unverletzt zu sein. Vielleicht wurde sie nur verzaubert und wird überleben, wenn wir rasch Hilfe holen. «
    Stimmen begannen, aufgeregt durcheinanderzureden, Schritte wurden laut. Die heilige Flamme erstrahlte und vertrieb die Dunkelheit aus der Neuen Burg. Aus dem Feuer wandte sich eine Stimme, so rein wie Silber und so kalt wie Mondlicht, an Malian. » Durch die Kluft der Zeit suche ich nach der Auserwählten von Mhaelanar. «
    » Wer bist du? « , fragte Malian. » Was willst du von der Auserwählten von Mhaelanar? Wieso suchst du die Eine? «
    » Frag lieber « , antwortete die kühle Stimme, » was die Auserwählte von mir will und weshalb sie mich suchen wollte. «
    » Wer bist du? « , fragte Malian erneut. » Wo kann ich dich finden? «
    Die Mondlichtstimme erklang klar wie Eis in ihrem Kopf:
    Fern von Welten und Zeit bin ich,
    auf einem Turm, der Blicken wich:
    Ins Nichts führ’n die zersprungenen Stufen,
    musst sie erklimmen, um mich zu rufen.
    » Was? « , begann Malian und fuhr hellwach hoch. Das Feuer im Keller war niedergebrannt. Yorindesarinens Armreif war auf ihr Handgelenk gerutscht und erstrahlte wie silberne Flammen, obwohl sich das Metall auf ihrer Haut kühl anfühlte. Die Pferde beobachteten sie mit aufmerksam nach vorn gerichteten Ohren. Kalan schlief. Er lag auf dem Rücken und hatte den linken Arm seitlich ausgestreckt.
    Malian erinnerte sich an die Gewalt in ihren Träumen und erschauerte, denn sie fragte sich, ob es sich vielleicht nicht um einen Traum, sondern um Weitsicht gehandelt hatte.
    » Es wirkte so echt « , flüsterte sie und erschauerte ein weiteres Mal, als sie sich an die getöteten Wachen und Torins totenstarres Gesicht erinnerte. Sie hoffte, dass Terithis überleben würde, sollten der Traum oder die Weitsicht ihr die Wahrheit gezeigt haben.
    » Kind der Nacht! « Die seufzende Stimme schien im Boden vor ihr zu erklingen. » Komm zu mir! «
    » Wer bist du? « Malian sah sich um, suchte nach dem Sprecher. » Was willst du? Bist du Freund oder Feind? «
    Sie erhielt keine Antwort. Nur der Wind heulte durch die Turmruinen. Die Erbin zog die Stirn kraus, wohl wissend, dass sie die Stimme nicht für die eines Freundes oder Verbündeten halten durfte, auch wenn sie die Worte der alten Prophezeiung verwendet hatte. Sie spürte den Ruf immer noch. Er hallte in der stillen Luft wider. Sie dachte an die Leichtigkeit, mit der die Stimme Kalans Schild durchdrungen hatte – wenn er, während Kalan schlief, überhaupt noch existierte.
    » Oder … « Malian unterbrach sich, während ihre Augen schmal wurden. » Könnte der Sprecher bereits hier sein, mit mir im Inneren des Schildes? «
    Sie kam auf die Füße. » Freund oder Feind « , sagte sie, » ich muss dich finden und mich mit dem auseinandersetzen, was du von mir willst. «
    Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Rand ihres Umhangs, der unter Kalans Decke hervorschaute, dann nahm sie ihre eigene Decke und legte sie sich um die Schultern. Sorgfältig achtete sie darauf, ihren Armreif zu bedecken. Neben dem heruntergebrannten Feuer war es zwar kalt, aber sie wusste, dass es draußen, wo sie dem Wind und dem Schnee und den Feinden, die dort vielleicht lauerten, ausgesetzt war, noch kälter sein würde. Eines der Pferde schnaubte leise, aber sie sah es an und schüttelte den Kopf. » Nein, du bleibst hier, wo du sicher bist und, so gut es geht, vor dem Wetter geschützt. «
    Der Wind, der durch ihre Decke drang, als sie den Eingang des Turms erreichte, war schneidend, doch es fiel nur wenig Schnee. Der Viertelmond, der ab und zu zwischen den Wolken auftauchte, erhellte die

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