Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
einzugreifen.
Der Nachtmahr machte einen Satz nach vorn, versuchte, aus dem Wasser herauszukommen, während Malian sich nach Steinen bückte. Der Falke schoss an Kalan vorbei und näherte sich dem Dämon erneut, aber der Kampf war alles andere als ausgeglichen. Die graue Wolke waberte, versuchte, den Vogel zu umhüllen, doch der wich ihr aus, ebenso wie den Fängen des Nachmahrs und einem geschleuderten Speer. Kalan sah sich nach einer neuen Waffe um, wohl wissend, dass die Speere des Schwarms früher oder später einen von ihnen treffen würden. Der Falke stieg über ihm empor. Am Flussufer wanden sich die Rauchtentakel des Nachtmahrs langsam um Malian. Sie folgten ihr bei jeder Bewegung.
Der Falke stieß seinen Kampfschrei aus und stürzte sich noch einmal auf seinen Feind. Malian schrie und versuchte, sich gegen die Macht des Dämons zu wehren, während die Erde unter ihr zu beben begann. Die Pferde der Krieger scheuten angsterfüllt, als die Luft über dem Fluss auf einmal auseinandergerissen wurde und zwei große graue Pferde hindurchgaloppierten.
» Hier! « , schrie Kalan. » Tarathan! Jehane! Wir sind hier! «
Tarathans Pferd donnerte durch den Fluss und rammte die hintere Schulter des Nachtmahrs, um ihn zur Seite zu drücken. Der Dämon brüllte, doch das graue Pferd drehte sich bereits und griff die berittenen Krieger an, während Jehane Mor sich dem Dämon stellte. Der Boden bebte immer noch. Der Kopf des Nachtmahrs wandte sich der Heroldin zu. Aus dem Auge, das der Falke aufgerissen hatte, tropfte Sekret. Die graue Wolke zog sich von Malian zurück und näherte sich Jehane Mor, wurde dann jedoch wie von einer unsichtbaren Wand zurückgeworfen. Sie versuchte, das Hindernis zu umgehen, doch die Barriere schob sie in den Nachtmahr hinein.
Kalan bückte sich, um weitere Steine aufzuheben, und sah zu Tarathan hinüber. Der Herold schoss einen Pfeil ab, der die Rüstung des ersten Schwarmkriegers durchschlug, als bestünde sie aus Stoff, und den Mann aus dem Sattel warf. Dann hing er sich seitlich von seinem Pferd und schoss einen zweiten Pfeil unter dessen Hals hindurch. Der traf einen der Krieger in die Schulter. Das Pferd des Mannes scheute und prallte gegen das reiterlose. Beide Tiere fanden kaum noch Halt auf dem bebenden Untergrund. Plötzlich donnerte die Erde, und die Pferde der Krieger wieherten voller Panik und wehrten sich gegen die Zügel ihrer Reiter. Ein Krieger schoss einen Pfeil ab, doch sein Pferd war so unruhig, dass er Tarathan verfehlte. Der Herold setzte sich wieder aufrecht in den Sattel und gab seinem eigenen Pferd die Sporen. Es sprang vor, während Tarathan bereits sein Schwert hob und zuschlug.
Der Schütze rutschte seitlich aus dem Sattel, der Krieger hinter ihm wendete sein verängstigtes Pferd und floh, Nhairins scheuendes Botenpferd hinter sich herziehend. Die Hofmarschallin selbst saß stumm und reglos in ihrem Sattel.
Der Krieger mit der Schulterwunde bekam sein Pferd wieder unter Kontrolle und zog nun sein Schwert. Er griff Tarathan an, der seinen Schlag abwehrte. Der Kampf war kurz und hart. Er endete, als der Schwarmkrieger zu Boden stürzte und reglos am Flussufer liegen blieb.
Auf dem Fluss kämpften Jehane Mor und der Nachtmahr immer noch gegeneinander. Rauch und Schatten warfen sich gegen eine unsichtbare Wand. Kalan lief über den bebenden Boden zu Malian. Es fiel ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten, der Kies rutschte unter seinen Füßen weg. Als er zu ihr gelangte, flossen Rauch und Schatten plötzlich vorwärts, so als hätten sie etwas überwunden. Jehane Mor hob abwehrend die Hände, und die Wolke zog sich zurück, wenn auch nicht so weit wie zuvor.
Die Heroldin wirkte konzentriert, ihre Augen waren zusammengekniffen, und ihr Pferd entging nur knapp einem Feuerpfeil, der aus der Wolke schoss. Der Nachtmahr sprang auf sie zu, die Klauen und den Kopf vorgestreckt, das Maul weit geöffnet. Jehane Mor fuhr im Sattel herum und hob die Hände. Die Luft vor ihr wurde zu einem Trichter, die den Nachtmahr zurückwarf. Der Schild, den sie im Flussbett errichtet hatte, brach in sich zusammen. Der Dämon heulte auf, machte einen gewaltigen Satz auf Kalan und Malian zu – und verschwand.
» Schild! « Jehane Mor schrie das Wort nicht nur in ihrem Geist. Kalan reagierte instinktiv und errichtete einen geistigen Wall um sich und Malian. Er spürte die Wut des Nachtmahrs, als dessen Angriff abgewehrt wurde, aber der Dämon blieb unsichtbar. » Tarnjäger « ,
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