Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)
Wachen, und er wusste, dass sie sich beide Sorgen über ihre schwindenden Vorräte machten und natürlich über ihre Verfolger, den Schwarm der Finsternis.
» Was ist mit einem Portal? « , fragte er abrupt, als sein Pferd das ihre einholte. » Könntest du nicht eines zur Grenzmarkierung öffnen? Ich habe gelesen, dass die Anwender der Kraft vom Blut nicht in einer Burg sein mussten, um solche Fähigkeiten einzusetzen. «
Malian verzog das Gesicht. » Daran habe ich auch schon gedacht, aber in der Alten Burg kannte ich mein Ziel gut. Dieses Land und die Länder im Süden sind mir nicht vertraut. Und es gibt zu viele Geschichten über Menschen, die Portale ohne Referenzpunkte öffneten und nie wieder aus ihnen herauskamen. « Sie schüttelte sich ebenso wie Kalan. Er dachte an das Nichts, das die Finsterschwinge verschlungen hatte. » Außerdem hatte ich in der Alten Burg Unterstützung von dir, den Herolden und anderen Priestern. Ein Portal zu öffnen, das groß genug ist, um uns und die Pferde über eine solche Entfernung zu befördern … « Sie sah ihn entschuldigend an. » Ich weiß nicht, ob ich das allein schaffen würde. Außerdem könnte es unsere Feinde anziehen, die vielleicht über die Macht verfügen, uns zu folgen … oder könntest du sie mit einem Schild daran hindern? «
Kalan schüttelte den Kopf. Malian seufzte. » Ich wünschte trotzdem, dass wir ein Portal öffnen könnten « , sagte sie.
Kalan nickte nur stumm.
Der Tag war windstill, aber kalt. Sie ritten über den Pass, der hinter dem Wachturm bergauf führte. Schneebedeckte Hügel streckten sich einem bewölkten Himmel entgegen und warfen harte Schatten über Teile des Pfades. Die Hufeisen der Pferde schlugen laut auf Fels. Kalan konnte den Falken nicht mehr sehen, aber er fühlte sich unwohl, und auch die Pferde wirkten nervös. Sie hatten die Ohren angelegt, und man sah das Weiße in ihren Augen. Doch es gab keinen Hinweis auf Verfolger.
» Ich bin froh, wenn der Pass hinter uns liegt « , sagte Malian leise.
Kalan nickte. » Es wird auch bald wieder schneien. «
Der Pass wand sich durch die Hügel, doch nach einer Weile wichen die Steilhänge zurück und gaben den Blick auf einen Fluss frei. Er war breit und flach, so wie der weitaus größere Telimbras, und ebenso verzweigt. An seiner breitesten Stelle gab es eine Furt. Das Wasser sah sehr kalt aus, aber der Fluss war so flach, dass man ihn sicher durchqueren konnte.
» Wir sollten die Wasserschläuche hier auffüllen « , sagte Kalan, als sie näher kamen. » Wer weiß, wann wir wieder an einen Fluss kommen. «
Er hörte die Stimme seines Vaters, ein Echo der Vergangenheit. Sie erinnerte ihn daran, dass ein Krieger das Schwerste immer zuerst tat, für den Fall, dass es später zu schwer wurde. » Wir sollten den Fluss aber zuerst überqueren « , fügte er mit einem Blick auf das rauschende, kalte Wasser hinzu.
Das Wasser reichte bis zu den Knien der Pferde, als sie durch den Fluss wateten, aber sie erreichten das andere Ufer ohne Probleme. » Ich sehe mal nach, wie es hinter der ersten Biegung weitergeht, wenn du dich solange um die Pferde und die Wasserschläuche kümmerst « , sagte Kalan, als sie abstiegen. Der Pfad stieg am Rand des Flussbettes wieder empor und verschwand hinter einem Felsvorsprung. Da die Bäume hoch auf beiden Seiten wuchsen, konnte man nicht erkennen, was dahinter lag. Eine einzelne Schneeflocke trudelte aus dem Himmel und landete auf Kalans Nase.
Hinter ihm schrie plötzlich eines der schwarzen Pferde. Kalan fuhr herum und sah, wie beide Tiere stiegen und Malian die Zügel aus den Händen rissen. Sie kamen wieder auf und galoppierten los, direkt auf ihn zu. Er sprang zur Seite, und sie donnerten an ihm vorbei. Seine Aufmerksamkeit richtete sich jedoch nicht auf sie, sondern auf Malian und die in einem Albtraum geborene Kreatur, die sich durch die Furt bewegte.
Sie erinnerte ihn an ein Pferd, war jedoch größer. Sie hatte vier Beine, eine Mähne und einen Schweif – und sie war so schwarz wie das Herz der Nacht. Die Augen des Dämons leuchteten nicht mehr grün, sondern wirkten so grau und stumpf wie Kieselsteine. Seine scharlachroten Nüstern blähten sich, als er im Wind nach dem Geruch der Menschen suchte. Die Mähne bestand aus wimmelnden Schlangen, die angriffslustig die Köpfe ausstreckten, und der Schweif war eine Peitsche, an deren Spitze sich ein langer Dorn befand. Die Läufe endeten nicht in Hufen, sondern Klauen. Doch der Nachtmahr lief
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