Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Stimme. » Obwohl du lange Zeit fort warst. Die meisten glauben, dass du – wie so viele andere – in der Nacht des Todes gestorben bist. «
    » Gestorben? « , fragte die Stimme grübelnd. Sie bestand aus Wärme, Licht und Hitze, die alle zusammen schimmerten. » Nein, wir sind nicht gestorben, obwohl es knapp war, als Xeriatherien das erste Gesetz brach und unser Feuer gegen die Derai herbeirief. Das verletzte unsere Seele und führte einen Schlag gegen unser Innerstes. Wir flohen davor und vor ihrer entsetzlichen Tat. Und dann hat Das Blut, das gewissenhaft nach uns hätte suchen müssen, um uns bei unserer Wiederherstellung zu helfen, uns stattdessen aufgegeben. Die Alte Burg und ich wurden gemeinsam zu Gespenstern, vernachlässigt und von allen vergessen, bis auf einige wenige. Du, Kind, gehörst zu dieser Handvoll. Du entfleuchst, um den alten Hallen mit deinen Spielen wieder ein wenig Leben einzuhauchen. Du warst dir meiner Gegenwart nicht bewusst, aber ich lernte deine Stimme und dein Herz kennen. Deshalb konnte ich dich erreichen und dich vor der Gefahr warnen. Ich kann sonst niemanden wachrütteln. Ich habe es versucht. Viele haben sich im Schlaf herumgewälzt, aber niemand wachte auf. Das Haus der Nacht ist scheinbar inzwischen taub und blind! « Die Stimme hielt inne, als ob sie sich sammeln müsste. » Doch du, mein Kind … Vielleicht erreichst du sie, da du dich in der Neuen Burg im Gegensatz zu mir auskennst. Außerdem kennen sie dich. Vielleicht kommst du sogar noch rechtzeitig, um viele zu retten, denn der Feind wurde durch die Jagd auf dich hingehalten und hat sich zerstreut. Der größte Teil der Burg schläft noch und ist sich des Angriffs nicht bewusst. «
    Malian stellte sich kerzengerade hin. » Sag mir, was ich tun soll « , sagte sie.
    » Zunächst musst du ins Herz meiner Macht kommen « , antwortete die Stimme, » damit ich überhaupt eine Möglichkeit bekomme, dich zu beschützen, während du dich meiner Stärke bedienst. Es ist unerlässlich, dass wir zusammenarbeiten, da du noch jung und nicht ausgebildet bist. Ich dagegen bin schwächer, als ich es einst war. Aber gemeinsam und mit der Hilfe des Jungen gelingt es uns vielleicht, das Notwendige zu tun. «
    Kalan runzelte die Stirn. » Die Burg aufwecken? « , fragte er. » Ist das alles, was du willst? Oder gibt es da noch mehr? «
    Feuer knisterte in der Luft wie die trockenen Sommerblitze, die sich auf den Höhen des Walls entluden. » Allerdings « , sagte die Stimme des Feuers. » Das Kind der Nacht muss mit der Burg durch Gedankensprache in Kontakt treten und den Alarm auslösen, den die Eindringlinge zum Schweigen gebracht haben. Der Alarm ist auf das Blut der Nacht eingestellt, also kann sie die Blockade des Schwarms der Finsternis aufheben. Du musst dabei helfen, sie hier an diesem Ort festzuhalten und deine Kraft der ihren hinzufügen. Doch sobald sie den Alarm berührt, wird der Feind auf ihre Gegenwart aufmerksam, und sie wird sich in tödlicher Gefahr befinden. Denn sie haben einen Verbündeten mitgebracht, eine Finsterschwinge, und sogar jetzt jagt er in der Neuen Burg. «
    Malian sah Kalan an. » Eine Finsterschwinge? « , fragte sie und sah, wie er schauderte.
    » Das muss die Ausgeburt der Finsternis sein, die ich gespürt habe, als sie im Tempelviertel an mir vorbeigezogen sind « , antwortete er mit düsterer Stimme. » Sie war furchtbar, wie eine alles verschlingende Dunkelheit, die meine Gedanken streifte. «
    » Du hast dich überaus tapfer gehalten « , sagte die feurige Stimme , » wenn du seine Gegenwart gespürt hast, aber er nicht deine. Er frisst Seelen und hat den größten Hunger auf diejenigen, die Macht in sich tragen. Deshalb haben sie ihn im Tempelviertel losgelassen. Leider ist dort jetzt niemand mehr, der ihm die Stirn bieten kann. Doch die Schergen des Finsteren Schwarms haben sich übernommen. Um die Finsterschwinge mitzunehmen, mussten sie die psychische Barriere, die die Nacht zwischen der Alten und der Neuen Burg errichtet hatte, um die Geister ihrer Toten auszusperren, herunterlassen. Diese Barriere hat auch mich ausgesperrt – doch jetzt ist der Schutz fort. «
    » Bedeutet das, dass du gegen den Dämon kämpfen und ihn besiegen kannst? « , fragte Kalan. Der Eifer in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    » Das bedeutet, dass ich es versuchen werde. Doch auch ich bin nicht mehr das, was ich einst war. Da ich mir nicht sicher sein kann, ob ich Erfolg haben werde, brauche ich einen