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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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befreien. Ihre Kraft ließ immer mehr nach. Kalan fluchte. Tief in ihrem Inneren konnte sie ihn hören. Doch die Finsternis kroch immer weiter in sie hinein, und ihre Verteidigung bröckelte.
    » Hat sich Yorindesarinen am Ende so gefühlt? « , fragte Malian sich, » als das Gift des Wurms durch ihre Adern floss und ihr das Leben entzog? «
    Der Gedanke an die Heldin gab ihr neue Kraft, die wie ein Stern in der Dunkelheit funkelte. Sie klammerte sich daran wie an ein Brett. Ihr Angreifer hielt inne, seine Heimtücke und sein Hunger zögerten nur einen kurzen Moment. Eine neue Stimme, ruhig und dennoch bestimmend, sprach in ihrem Kopf: » Halte durch. Hilfe ist unterwegs! «
    Feuer sprang wieder in ihren Geist und hielt die Finsternis zurück. » Jemand stand mitten in dem Feuer « , erinnerte sich Malian benommen. Das Bild eines Mannes brannte sich in ihr Gehirn. Er bestand scheinbar aus Flammen. Blitze zuckten um ihn herum. In seinem Schatten stand noch jemand, der ebenso tief und kalt wie hell war. Doch Malian war von den Flammen geblendet und konnte keine der beiden Gestalten deutlich erkennen. Das Feuer brüllte auf und griff die Macht der Finsterschwinge an. Eine Stimme donnerte: » Hinfort mit dir, Finsterschwinge! «
    Dieser Donner bestand aus mehr als nur einer Stimme. Sie verwoben sich miteinander und mit dem Feuer. Malian versuchte, sie durch das Lodern hinweg zu erreichen. Sie merkte, wie etwas ihren Geist berührte – sanft, leuchtend und klar, wie ein auf Wasser tanzendes Licht. Gleichzeitig spürte sie ein heißeres, stärkeres Brennen. Dann noch eine Berührung, die kalt wie grauer Stahl war. Dort befanden sich noch andere Geister, blasser und gedämpfter. Aber alle waren in dem Goldenen Feuer und im Kampf gegen die Finsterschwinge verbunden.
    Malian strengte sich ein letztes Mal an, verband ihre Stärke mit ihnen und schob mit aller Kraft die Masse der Finsterschwinge zurück. Diese war immer noch beängstigend stark. Malian ahnte, dass die Kreatur nach Schwächen suchte, die sie ausnutzen konnte. Doch das Feuer war unerbittlich. Langsam und stetig wurde die Finsterschwinge zurückgetrieben. Ein goldenes Flammenmeer brannte in ihrer Finsternis, bis sie sich vollkommen zurückzog, unter dem Ansturm nachgab und nach einem Fluchtweg suchte.
    » Erledigt « , sagte sich Malian – und brach zusammen. Sie fiel in die entgegengesetzte Richtung des Feuersturms. Ohne Kontrolle taumelte sie kopfüber hinunter zu der Alten Burg, zu ihrem zusammengekauerten Körper und dem stecknadelkopfgroßen Licht, das sie als ihr eigenes schwindendes Bewusstsein ausmachte.
    » Ich implodiere « , dachte sie nicht ohne eine gewisse Erheiterung. Sie wusste, dass sie viel zu schnell fiel und eigentlich Angst haben musste. Ein Teil von ihr hatte auch Angst, aber hauptsächlich war sie so erschöpft, dass es ihr egal war. Ihr Körper und der mit Fliesen ausgelegte Boden rasten ihr entgegen, um sich mit ihr wieder zu vereinigen. Sie hörte, dass Kalan erneut fluchte.
    Das Licht – Malian hatte gedacht, es wäre erloschen – sprühte Funken. Dann spürte sie die Berührung eines anderen Geistes, der so kühl und tief war wie Wasser. Er verschmolz mit ihrem, hielt sie hoch und verlangsamte ihren Fall, sodass sie eher schwebte als fiel. Sanft ließ er sie in ihren Körper zurückgleiten. » Wer? « , fragte Malian verwirrt. Aber auch diese letzte Berührung war weg. Kalans verängstigtes, tränenüberströmtes Gesicht tauchte verschwommen vor ihren Augen auf. Dann flackerte das Licht und erlosch.

5 Das zerbrochene Tor
    Nhairin humpelte zur Frontlinie der Schlacht, die die ganze Nacht andauerte. Sie rieb sich die Narbe auf ihrem Gesicht und verfluchte ihr schlimmes Bein, das sie daran hinderte, in diesem Kampf eine entscheidende Rolle zu spielen. Ein Trupp der Burggarnison marschierte schweigend im Stechschritt an ihr vorbei. Bei der Aufmerksamkeit, die sie ihr schenkten, hätte sie auch gleich unsichtbar sein können.
    Nutzlos! Nhairin verhöhnte sich selbst, ging aber stur weiter. Ihre Gedanken kreisten wieder einmal um das, was so furchtbar und verheerend hätte ausgehen können. Sie war aus ihrem Bett gestolpert, als der Alarm ausgelöst wurde. In ihren Gedanken wiederholte sich dieser befehlende Ruf, der wie ein Blitz in ihren Kopf gefahren war: » Wacht auf! Seid auf der Hut vor Feinden! Schützt Das Blut! Nehmt euch in Acht vor Zerstörung in der Nacht! « Er hatte sie, wie auch die Hälfte der Burg, dazu veranlasst, noch

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