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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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Vorsprung, etwas, das die Aufmerksamkeit der Finsterschwinge auf sich lenkt, damit ich sie überraschen kann. «
    Malian schluckte. » Du willst mich also als Köder benutzen « , sagte sie.
    » Nein! « , rief Kalan. » Du kannst nicht die Erbin der Nacht aufs Spiel setzen! «
    Im Zimmer herrschte Schweigen. Nach einer Weile nickte Malian, da sie verstanden hatte, dass es ihre Entscheidung war. » Der Feind marschiert ungehindert durch die Neue Burg « , sagte sie leise. » Sobald die Finsterschwinge mit dem Tempelviertel fertig ist, wird sie uns ohnehin nachjagen. Wir müssen es tun, Kalan, und das Risiko auf uns nehmen. « Im Inneren verhöhnte sie ihre tapferen Worte und wünschte, sie hätte nicht so viel Angst.
    Kalan sah ausdruckslos vor sich hin. » Es ist ›Yorindesarinens Wahl‹ « , sagte er finster, » wie in der Sage. «
    Malian schüttelte den Kopf und dachte, dass Yorindesarinens Wahl viel bitterer gewesen war und ihre Situation noch verzweifelter. Sie atmete tief durch und sprach in die Stille des Raums: » Sag uns, wie wir in deine Macht hineingelangen. «
    » Schließt eure Augen und verbannt alle Gedanken aus eurem Kopf und euren Herzen. Dann öffnet sie mir wieder. «
    Malian tauschte einen unsicheren Blick mit Kalan, schloss dann die Augen und versuchte, alle Gedanken und Gefühle fortzuspülen und sich auf die Leere zu konzentrieren. Allmählich füllte sie sich mit einem intensiven goldenen Licht, das immer stärker wurde, bis sie vor seiner Helligkeit zurückzuckte. Der gedämpfte Donner grollte in ihrem Kopf. » Fürchte dich nicht, ich werde dich nicht verbrennen. Jetzt öffne deine Augen. «
    Malian gehorchte und sah, wie sich ihr eigenes Erstaunen und ihre Ehrfurcht auch auf Kalans Gesicht widerspiegelten. Die zwölf Wände des Zimmers wirkten wie zuvor, aber das Dach war jetzt weit über ihnen, und Feuerpunkte schimmerten in der gewölbten Kuppel.
    » Wie Sterne « , dachte Malian und starrte hinauf. » Oder wie brennende Meteoriten, die durchs All ziehen. «
    Die zwölf Türen waren ebenfalls gewachsen und streckten sich dem entfernten Dach entgegen. Jeder Rahmen war von goldenen Flammen umgeben, und die dicken Holztüren waren durch glitzernden Nebel ersetzt worden. » Ihr dürft noch nicht hindurchsehen « , sagte die feurige Stimme. » Wendet eure Blicke erst einmal dem Tisch zu. «
    Malian blinzelte, als sie den runden Tisch sah, der in der Mitte des Zimmers aufgetaucht war. Sein Umfang war riesig. Scheinbar ruhte er auf einem gewaltigen Baumstumpf, dessen Wurzeln in den Steinboden eingewachsen waren. Sie ging näher und sah, dass der Tisch in zwölf gleich große Teile unterteilt war, die durch Feuerlinien abgetrennt wurden. Die Oberfläche war trüb. Darin waren Bewegungen zu erkennen, deren Ursprung sie nicht näher ausmachen konnte.
    » Seit fünfhundert Jahren hat kein Kind der Blutlinie der Nacht mehr an diesem Tisch gestanden « , sagte das Feuer. » Aber wenn du genau hinschaust, wirst du deinen Platz erkennen. «
    Malian sah erneut auf die Oberfläche und bemerkte, dass einer der zwölf Abschnitte aufklarte. Unter ihren Augen wurde er zu einem goldenen Feld, über das ein glitzerndes Pferd flog, dessen Schwingen den Himmel berührten.
    » Berühre ihn mit deiner Hand und deinem Geist gleichzeitig und vereinige dich mit mir « , befahl das Feuer. » Während du das tust, soll der Junge deine andere Hand nehmen. Er wird dich hier verankern, denn das ist Teil seiner Gabe. Doch sei vorsichtig, Junge, du darfst den Tisch nicht berühren. Einzig Das Blut kann das tun ohne Gefahr für Leib und Leben. «
    » Ich bin im Haus des Blutes geboren « , sagte Kalan und klang unsicher.
    » Das ist leider nicht dasselbe « , antwortete das Feuer. » Dein Haus hat sich nach dem Blut des Kampfes und des Krieges benannt. In diesen Dingen ist es ungeschlagen. Ich allerdings spreche von Dem Blut, an das wir durch die Familie seit Beginn der Derai-Allianz gebunden sind. Nun, Erbin der Nacht, bist du bereit? «
    » Das bin ich « , sagte Malian und legte ihre rechte Hand auf den Tisch. Die Oberfläche war so kühl wie fließendes Wasser. Im Gegensatz dazu spürte sie die Wärme von Kalans rechter Hand, die ihre linke umklammerte. Ihr ganzes Wesen wurde von Licht durchdrungen; das intensive Gefühl wirkte ungemein belebend. Sie spürte die Alte Burg mit all ihren stillen Stockwerken über sich. Malian schoss wie ein Pfeil durch sie hindurch, brannte durch die Dunkelheit, vorbei an den riesigen,

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