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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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drängte Nhairin.
    Erneut zuckte Haimyr mit den Schultern. » Man sagt ihnen nach, dass sie während der Anarchie eine Fähigkeit entwickelt haben, ein Geschick, Verschwundene wieder aufzuspüren. Bei jedem Heroldpaar hat einer der beiden diese Kraft. «
    Ein Aufspürer der Verschwundenen – und Malian war zweifellos verschwunden. Nhairin ballte die Hände an ihren Seiten zu Fäusten. Der Gedanke, dass sie Außenstehende um Hilfe bitten musste, erfüllte sie mit Scham. Dann wurde sie zutiefst wütend, denn sobald man die Hilfe annahm, standen die Derai bei den Herolden in der Schuld; eine Blut- und Ehrenschuld musste immer beglichen werden, koste es, was es wolle. Nhairin biss sich auf die Lippe und runzelte finster die Stirn. » Doch die Erbin muss gefunden werden « , murmelte sie. » Alles, was zählt, ist, sie zu finden! «
    Haimyr legte ihr eine Hand auf die Schulter und riss sie aus ihren düsteren Gedanken. » Sich ärgern und sich selbst quälen wird sie nicht schneller zurückbringen, liebe Freundin. «
    Sie wandte sich mit ihrem finsteren Blick zu ihm um. » Doch was, wenn diese Herolde uns nicht helfen werden? Und können wir uns auf sie verlassen, falls sie es tun? «
    » Wenn sie uns nicht helfen werden, dann ist das eben so. « Der Ausdruck des Barden wurde nachdenklich. » Allerdings ist es Teil ihres Kodex, in Not Geratenen zu helfen. Und in einem sind sich alle Geschichten einig: Herolde haben noch nie Vertrauen missbraucht, wenn sie es einmal angenommen haben. «
    » Dann sollten wir sie lieber finden « , sagte Nhairin. Doch ihr Ausdruck, als sie sich schulterzuckend abwandte und davonhumpelte, blieb unglücklich.

8 Aufspürer
    Im Verlauf der nächsten Stunde wurde Nhairin noch unglücklicher. Als sie und Haimyr die Ställe erreichten, waren die Herolde längst fort. Ein vorübergehender Wachmann glaubte, er hätte sie im Kriegerhof gesehen, doch ein Knappe sagte, nein, in der Hohen Halle. Doch all diese Spuren erwiesen sich als falsch. » Wo können diese Herolde sein? « , wollte Nhairin wissen. Haimyr zuckte mit den Schultern.
    » Sie sind zum Grafen hineingegangen, sobald die Priesterin fort war. « Teron rannte beinahe in sie hinein. In seinen Armen hielt er noch mehr Listen und Karten. Sein finsteres Gesicht schien wie aus Stein gemeißelt. » Von dieser Zusammenkunft wurde ich ebenfalls ausgeschlossen, aber ich hörte, dass merkwürdige Dinge vor sich gingen. «
    » Das Siegel des Schweigens « , murmelte Haimyr. » Wie ich Nhairin hier schon sagte, die Herolde sind eigenartige Leute. «
    Teron sah noch wütender aus. » Die Neun wissen « , murmelte er, » dass wir schon genug eigenartige Leute unter uns haben. Wir müssen nicht noch mehr von außen hereinholen. «
    Haimyr klopfte dem Schildknappen auf die Schulter. » Zweifellos habt Ihr recht « , stimmte er zu. » Ich hege doch noch Hoffnung, was Eure Weisheit angeht, junger Teron. «
    Nhairin schüttelte den Kopf und schien von beiden genug zu haben. » Wisst Ihr, wo die Herolde jetzt hingegangen sind? « , fragte sie.
    » Natürlich weiß ich das! « Teron sah entrüstet aus. » Scheinbar war es ihre Absicht, sofort abzureisen, nachdem sie ihre Botschaft überbracht hatten. Das ist ihr Brauch. Doch der Graf hat die Burg gesperrt. « Mit grimmiger Befriedigung fügte er hinzu: » Niemand darf sie verlassen. Der Hauptmann hat Garan beauftragt, sie zu ihrem Quartier zurückzubegleiten. Kyr erzählte mir aber, dass sie in Richtung der Wehrtürme gingen. «
    » In der Nähe des Haupttors « , sagte Nhairin. Das bedeutete, sie entfernten sich von den Abschnitten, in denen die Kämpfe stattgefunden hatten. Sie stutzte. » Aber die Wehrtürme? Warum sollte Garan sie dorthin bringen? «
    » Damit sie aus dem Weg sind? Um sicherzustellen, dass sie nichts sehen, was sie nicht sehen sollen? « Teron zuckte mit den Schultern und schauderte dann. » Dort gibt es rein gar nichts zu sehen. «
    Haimyr sah nachdenklich aus. » Vielleicht für die, die dort hausen. Doch es gibt so viele Geschichten, die man sich in den Städten am Strom über den Wall der Nacht erzählt. Eine ist merkwürdiger als die andere. So weit zu reisen und ihn sich dann nicht anzusehen ist nicht die Art der Herolde. «
    Nhairin zog eine Grimasse, sagte aber nichts, bis sie Teron hinter sich gelassen hatten. » Wenn man sich die Kämpfe der letzten Nacht und die Gerüchte über Dämonen, die in der Burg frei herumlaufen, vor Augen hält, sollte man glauben, dass sie Angst haben.

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