Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

sie nicht Hilfe gehabt. Die Stärke des Jägers war furchterregend, und das Kind ist ungeübt, obwohl es ebenfalls sehr stark ist. «
    Asantir beobachtete beide Herolde angespannt. » Wer half ihr? Wart Ihr das? «
    Die Heroldin neigte leicht den Kopf. » Wir halfen, doch selbst Tarathan und ich hätten den Dämon nicht alleine besiegen können. «
    Nhairin knirschte mit den Zähnen und fragte sich, warum sie nicht einfach alles erzählten, was sie wussten. Dieses Rätselraten war überflüssig. Falls Asantir ungeduldig war, so war davon weder auf ihrem Gesicht noch in ihrer Stimme etwas zu merken. » Doch Ihr wart nicht allein « , sagte sie grübelnd. Sie sah die Heroldin mit ihrem scharfen Blick an. Diese erwiderte den Blick mit leuchtenden Augen. Nhairin hatte das unbestimmte Gefühl, dass die beiden sich auf eine Art und Weise verstanden, die ihr verborgen war. » Und das Kind « , fuhr Asantir fort, » was wurde aus ihm? «
    » Sie wurde nicht von dem Jäger überwältigt « , antwortete Jehane Mor, » doch sie stürzte in einen verborgenen Ort. Ich verlangsamte ihren Fall, doch verlor ganz am Ende die Verbindung. «
    Die anderen sahen sich an. Nhairin räusperte sich. » Also wisst Ihr, wo sie ist? «
    » Nein « , sagte Tarathan von Ar. Er sprach zum ersten Mal. » Doch wir haben ihren Geist selbst gespürt. Deshalb gibt es berechtigte Hoffnung, dass man sie finden kann. «
    » Hoffnung! « , explodierte Nhairin. » Habt Ihr überhaupt eine Vorstellung, wie riesig die Alte Burg ist? Und wie können wir überhaupt sicher sein, dass es sich bei dem Kind um Malian handelt und nicht um einen Streuner aus dem Tempelviertel? Sagt Ihr vielleicht nur das, was wir hören möchten? «
    Haimyr berührte ihren Arm ganz leicht mit seinen Fingern, um sie zurückzuhalten. » Herolde lügen nicht, Nhairin. Es ist nicht weise, sie des Betrugs zu beschuldigen. «
    Nhairin verschränkte die Arme. Asantirs Blick brachte sie zum Schweigen. » Nhairin spricht so scharfe Worte, weil sie Angst um Malian hat « , sagte der Hauptmann der Ehrenwache. » So geht es mir allerdings auch. Wir haben nicht die Absicht, unhöflich zu sein, und bitten Euch um Verzeihung, sollten wir Euch beleidigt haben. «
    » Es gibt nichts zu verzeihen « , sagte Jehane Mor leise. Doch die anschließende Pause wurde immer länger und unbehaglicher. Schließlich sprach Tarathan erneut.
    » Es kann immer noch geraume Zeit dauern, bis man ihren genauen Aufenthaltsort kennt, wenn die Burg so groß ist, wie die Hofmarschallin sagt. Doch sobald ich ihn kenne, sollte ich in der Lage sein, Euch direkt zu ihr zu führen. Es sei denn, es steht dem etwas Physisches im Wege. « Er zuckte mit den Schultern. » Jehane wird in der Lage sein, meine Suche zu verbergen. Sie kann eine kleine Gruppe auch vor anderen, die wie ich suchen, abschirmen. Doch das wird nichts nützen, wenn wir bewaffneten Feinden gegenüberstehen. «
    » Darum kümmere ich mich « , sagte Asantir knapp. Sie atmete tief durch. » Doch wenn Ihr Euch in dieser Sache sicher seid, dann hat Haimyr recht. Es ändert alles. «
    Nhairin konnte nicht länger schweigen. » Aber sollten sie uns helfen? Was bedeutet Malian ihnen? «
    » Genau, was eigentlich? « , erwiderte Jehane Mor. Sie schaute Tarathan an. Zwischen den beiden strömte eine beinahe greifbare Stille hin und her. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme nachdenklich. » Es ist richtig, dass es nicht die Art der Herolde ist, sich die Sorgen anderer aufzuladen. Wir haben Pflichten, auf die wir eingeschworen sind, und müssen diese erfüllen. «
    » Andererseits aber « , sagte Tarathan, » hat der Graf der Nacht uns als Gäste willkommen geheißen, und wir müssen die heiligen Bande der Gastfreundschaft ehren. «
    » Sollten wir uns einfach umdrehen und davonreiten, weil das verlorene Kind eine Derai ist und uns nichts angeht? « , fragte Jehane Mor zurück.
    » Das « , sagte Tarathan mit einer gewissen Endgültigkeit, » stünde im Gegensatz zum Kodex der Herolde. «
    Nhairin ließ sich davon nicht beeindrucken. » Und was ist der Preis für Eure Hilfe? « , fragte sie. » Wie ich höre, sind die Herolde der Gilde nicht billig. « Sie hörte das Glöckchenklingeln, als Haimyr neben ihr herumfuhr. Doch Tarathan sprach als Erster.
    » Alles hat seinen Preis « , sagte er. » Doch wer kann vorhersagen, was der Preis sein wird oder wer ihn bezahlt? « Der Falkenblick traf Nhairin. Unwillkürlich wich sie zurück. » Wir haben bereits über das Grauen