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Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Erbin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Lowe
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Malian aufspüren, Jehane Mor verbirgt unsere Anwesenheit. Dadurch können wir riskieren, eine weitaus kleinere und beweglichere Truppe schnell in die Alte Burg hinein- und auch wieder hinauszubringen. Wenn wir Glück haben, erregen wir nicht einmal ungewollte Aufmerksamkeit. «
    Nhairin rieb ihre Narbe. » Ärgert es Euch nicht maßlos, Asantir, dass wir unterwürfig zu Außenstehenden und Fremden gehen müssen, um dort um Hilfe zu bitten? «
    Der Hauptmann seufzte. » Würdet Ihr Malian für Euren Derai-Stolz opfern, Nhairin? «
    Die Hofmarschallin schüttelte den Kopf und gab sich geschlagen. Asantir nickte. » Das dachte ich mir « , sagte sie. » Und jetzt muss ich mit dem Grafen sprechen. « Ihr Schritt, als sie das Zimmer verließ, war weitaus leichter und straffer, als er vorher gewesen war. Nhairin zog eine Grimasse, bevor sie sich wieder in ihre düsteren Gedanken vergrub.
    Haimyr blieb stehen und beobachtete sie. » Seid Ihr sicher, dass es Euch gut geht? « , fragte er schließlich.
    Nhairin schaute ihn an. » Mir ist gerade durch den Kopf gegangen « , sagte sie langsam, » dass erst gestern all das, was sich letzte Nacht ereignet hat, undenkbar gewesen wäre. Doch jetzt bröckelt plötzlich all das, was wir für sicher gehalten haben, um uns herum ab. Priester, Außenstehende, die Erbin vermisst … Ich fühle mich, als ob wir alle auf einer Messerschneide balancierten und nicht wüssten, wohin die Klinge sich wenden wird. «
    Der Barde streckte seine Hände aus und nahm ihre. » Malian wird gefunden werden, Nhairin, dessen bin ich sicher. Was den Rest angeht, müssen wir auf die Dinge vertrauen, die heute noch genauso sicher sind wie gestern Morgen: den Grafen, Asantir und dass alle Großen und Kleinen in dieser Burg Euch eine Stütze sind. «
    » Die Straße ist dunkel « , sagte sie und wich seinem Blick aus. » Ich kann den Weg, der vor mir liegt, nicht erkennen. «
    Er schüttelte leicht ihre Hände. » Müssen wir den sehen? « , antwortete er sanft. » Wir sind nicht die Hauptleute und Kommandanten, Nhairin. Alles, was wir tun müssen, ist, das vor uns zu sehen, was zu tun ist – die Pflicht, die als Nächstes kommt. «
    » Unsere Pflicht? « , fragte sie ironisch. » Jetzt hört Ihr Euch wie ein Derai an, Haimyr der Goldene. «
    Er zuckte mit den Schultern und lächelte verschmitzt. » Nun, ich habe lange genug unter euch gelebt. Doch eins meine ich ganz ernst. Wir müssen die Hoffnung im Herzen tragen und nicht vor unseren Ängsten nachgeben. «
    » Pah! « , sagte sie, entzog ihm ihre Hände und stand auf. » Ihr seid nur ein Außenstehender. Was wisst Ihr schon? « Beide lachten. Auch er stand auf und legte ihr freundschaftlich den Arm um die Schultern. Doch in ihren Augen blieb ein Schatten, trotz des Gelächters. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie immer noch Angst hatte; sie, die niemals Angst hatte – noch nicht einmal vor denen, die sie gelähmt und ihr die bittere Narbe im Gesicht hinterlassen hatten.

9 Zwölf Türen
    Malian schwebte inmitten einer riesigen, sich drehenden Schwärze. Die Welt des Lichts zerrte immer noch an ihr. Doch in jener Richtung lag allein der Schmerz. Sie flüchtete vor ihm noch tiefer in die Dunkelheit. Dennoch, auch die Finsternis bot keine Atempause, denn sie war erfüllt von Bewegungen, Strömungen und Wirbeln, die sich um sie drehten – und dem Widerhall von Stimmen: »W ir müssen sie finden, und zwar schnell. Schnell, Asantir! «
    » … die Erbin muss gefunden werden! Alles, was zählt, ist, sie zu finden! «
    Die Stimme ihres Vaters und Nhairins … Doch falls ihnen jemand antwortete, so hörte Malian ihn nicht. Stattdessen spürte sie Gedanken, kalt und hart, die eindringlich und suchend durch die Lagen der Finsternis sickerten.
    Malian erkannte, dass sie nach ihr suchten. Das rüttelte sie auf. Sie wäre weitergeflohen, doch sie konnte sich nicht bewegen.
    » Sie wären stärker, als wir dachten. « Die erste Stimme war ein metallisches Zischen tief in ihrem Geist. Doch die Stimme, die antwortete, war kalt wie Eis.
    » Sie hatten Verbündete, das ist alles. Jetzt müssen wir das, was wir mit Waffengewalt nicht erreichen konnten, mit List und Heimlichkeit vollenden. «
    Die dritte Stimme war glatt wie Obsidian. » Du sagst, sie haben ihre Erbin verloren. Also haben wir nicht völlig versagt. Wir müssen sie vor ihnen finden. «
    » Es wird alles, was möglich ist, getan. « Die kalte Stimme war unerbittlich. » Und sie haben keine

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