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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Leben mit nichts als Sorgen darüber zu verbringen, ob ich durch einen winzigen Fehler vier Familien ruiniere und das beste Unternehmen von ganz Prag in den Bankrott schicke‹? Hätte ich sagen sollen: ›Was, Vetter Wenzel hat auch keine Lust, er lässt sich lieber vom alten Kardinal für eine Karriere in der Kirche einfangen, aber das ist dein Pech, nicht meins‹? Hätte ich sagen sollen: ›Soso, Melchior ist nicht geschaffen dafür, die Verantwortung vom Schreibtisch aus zu übernehmen, er ist ein Mann der Tat, aber das ist mir doch egal, soll er seine Heldentaten doch mit Feder und Abakus vollbringen‹? Hätte ich …«
    »Ja, das hättest du«, sagte Melchior. »Tatsache ist, dass dasEinzige, was du gesagt hast, Folgendes war: ›Papa, du hast den einzig richtigen Mann in dieser Familie gefragt.‹«
    Andreas atmete schwer. »Und ich hatte verdammt noch mal recht damit!«, brüllte er.
    »Was beschwerst du dich dann?«
    Andreas kniff die Augen zusammen. »Weißt du, worüber ich mich beschwere? Darüber dass ich der Herr der Firma bin, aber alle meinen, sie müssten mir ständig auf die Finger schauen und mir sagen, was ich tun soll. Ich, der große Andreas Khlesl, ich, der angesehene Ratsherr, ich, der Kaufmann, der eine neue Mode in Prag erschaffen könnte, selbst wenn ich mir die Hose über den Kopf ziehen und barfuß durch die Gassen laufen würde! Für diese Familie bin ich doch nur der Idiot! Nach außen brauchen mich alle, aber nach innen traut man mir nicht mal zu, die richtige Entscheidung zu treffen, was das Leben meiner Tochter betrifft! Ich wollte Alexandra und ihre … ihre Hexenkünste nicht im Haus haben! Ich wollte die besten Ärzte Prags! Ich hätte sie mit eigenem Geld bezahlt, nicht mit dem der Firma, aber nein, sogar in dieser Angelegenheit hat Mama über meinen Kopf hinweg entschieden!«
    »Sei froh«, sagte Melchior. »Lýdie wäre unter den Händen jedes Quacksalbers gestorben. Nur Alexandra war in der Lage, sie zu retten.«
    »Was weißt du denn davon?«, schrie Andreas. »Bist du neuerdings ein Medicus statt ein Taugenichts!?«
    »Du bist wirklich ein Arschloch«, sagte Melchior.
    »Ja, ich bin das Arschloch. Für euch alle bin ich das Arschloch. Für Wenzel, dessen gottverfluchtes Kloster so viel Kosten pro Jahr verschlingt wie eine halbe Flotte Gewürzschiffe; für Mama und Papa und Onkel Andrej, die nur so getan haben, als hätten sie mir die Firma übergeben; für Alexandra, die mich weggestoßen hat, wenn ich ihr als Kind einen schönen Stein schenkte, und dafür dich in die Armeschloss, selbst wenn du ihr mit deinen Dreckpfoten das Kleid versaut hast; für dich, weil du denkst, ich bin bloß ein fett gewordener Trottel, der dir deine neuen Hüte kauft …« Andreas hatte zu keuchen begonnen. In seinen Augen standen Tränen. »Selbst für Karina …«
    »Lass Karina aus dem Spiel«, sagte Melchior.
    »Warum? Ist es dir peinlich zu hören, dass dein Bruder sich auf dem Abtritt einen runterholt, weil seine Frau ihn seit Weihnachten nicht mehr rangelassen hat? Oder freut es dich vielmehr, und du hast Angst, ich könnte es dir anmerken? Oder …« Andreas’ Gesicht leuchtete irr, »warte mal … ja … natürlich komme ich jetzt erst drauf, weil ich ja ein Arschloch bin … bist du nicht vor Weihnachten hier angekommen? Fickst du sie auf dem Abtritt, wenn ich wieder draußen bin? Pass auf, dass ihr nicht durchbrecht und in die Grube fallt, man könnte euch zwischen den anderen Scheißhaufen nicht rausfind…«
    Melchior schlug mit solcher Gewalt zu, dass die Haut über den Knöcheln seiner Faust aufplatzte und der Aufprall sein Handgelenk stauchte. Andreas, einen halben Kopf größer und um die Hälfte schwerer, wirbelte einmal um die eigene Achse und fiel dann zwischen die Schreibpulte. Das morsche Holz explodierte förmlich unter seinem Gewicht, Trümmer wirbelten herum, Standbeine und Tischplatten begruben ihn unter sich. Von draußen ertönte ein Geräusch, und Melchior fuhr herum und stürzte zur Tür. Er riss sie auf. Das Stück Flur zwischen dem Kontor und dem Hausportal war menschenleer. Vom Portal her kam ein eiskalter Luftstoß und ließ seine brennenden Wangen erglühen. Er starrte auf seine Faust, über deren Rücken sich ein Zickzackmuster seines eigenen Blutes gezogen hatte. Schwankend hielt er sich am Türrahmen fest.
    »Scheiße«, murmelte er dann, stapfte in das Kontor zurück und fegte die geborstenen Möbel beiseite, unter denensein Bruder lag. Andreas’ linke

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