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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Bauern, der eine Magd geschwängert hat, dann ist er wahrscheinlich nicht mal getauft.«
    »Danke für den Unterricht in Realität.«
    »Die Jesuiten haben ihm einen Namen gegeben: Gottfried aus dem Wald.«
    »Wie praktisch. Davon wird es wenigstens nicht allzu viele geben …«
    »Warte mal. Die Patres stammten aus Rom. Sie werden dem Jungen kaum einen deutschen Namen gegeben haben. Das hier muss eine Übersetzung sein.« Andrej bewegte stumm die Lippen. »Mein Italienisch ist genauso schlecht wie mein Latein …«
    »Giuffrido«, sagte der Novize plötzlich, »Giuffrido Silvicola.«
    »Ach was?«, sagte Andrej überrascht. »Woher wissen Sie das?«
    »Isch stamme selbst ausse Roma, signori «, sagte der Novize und grinste zum ersten Mal über sein pausbäckiges Gesicht.

5.
    Alexandra kniff die Augen zusammen und versuchte, das Licht der Kerze besser zu dirigieren. »Ich glaube, du wirst ihn behalten«, sagte sie zuletzt.
    »Aaagh … aaagh … aaagh …«, machte Andreas.
    Alexandra verkniff sich ein Lächeln. Sie verkniff sich auch die Bemerkung, dass Andreas von ihr aus jederzeit eine zweite Meinung einholen konnte; zum Beispiel von dem Bader, der den Sonnenschein nutzte und sein mobiles Kleinstlazarett auf der Mainbrücke aufgeschlagen hatte. Die Brücke erinnerte Alexandra mit ihren vielen Erkern und Ausbuchtungen an die Steinbrücke in Prag; wie diese wurde auch die Mainbrücke in Würzburg nicht nur zur Überquerung des Flusses, sondern für alle möglichen Geschäfte genutzt. Der Kälte wegen hatte der Bader es nicht geschafft, Musikanten aufzutreiben, die seine Zahnextraktionen mit ihrem Lärm begleitet hätten. Die Dienstboten hatten erzählt, dass die Schreie der Patienten erbarmungswürdig klangen und in mindestens einem Fall die Jesuiten aus dem Burkardstift auf den Plan gerufen hatten, die offensichtlich gedacht hatten, die Hexenverbrennungen hätten wieder angefangen.
    »Du kannst den Mund jetzt schließen«, sagte Alexandra.
    Andreas schmatzte und versuchte, die Trockenheit seines Gaumens zu überwinden. Sein Gesicht verzog sich, als der Speichel einen Teil der Salbeipaste auflöste, in die Alexandra den lockeren Backenzahn gepackt hatte. Andreas’ linke Wange war ein schillerndes Kaleidoskop in allen Farben gequetschten Fleisches und über dem beschädigten Zahn geschwollen wie nach einem Insektenstich. Es kostete Alexandra Überwindung, sie nicht zu tätscheln und grinsend etwas in der Art wie Das wird schon wieder! zu murmeln. Ein wenig schämte sie sich für ihre Boshaftigkeit.
    »Ich verstehe immer noch nicht, wie du so gegen die Tür laufen konntest, dass du dir beinahe selbst einen Zahn ausgeschlagen hättest.«
    »Dasch paschiert halt mal«, nuschelte Andreas. »Deschhalb schage ich immer, dasch die Leute die Türen schlieschen schollen!«
    »Mmmh …«, machte Alexandra, die die Knöchelabdrücke auf Andreas’ Wange gesehen hatte und sich ihren Reim darauf machte, zumal Melchior seit Tagen mit einem Handschuh an der Rechten herumlief. Sie blickte Andreas unverwandt in die Augen, und wie stets wandte er den Kopf nach ein paar Sekunden ab und tat so, als müsse er etwas an seiner Jacke in Ordnung bringen. Alexandra zupfte spielerisch an der Knopfleiste.
    »Das sitzt nicht mehr so stramm wie zuvor.«
    »Verschuch du mal mit scho einem Schahn schu eschen!«
    »Steht dir besser«, sagte Alexandra unbarmherzig.
    Andreas grunzte. Sie wusste, dass er, obwohl er Melchior um seine Agilität und den athletischen Wuchs beneidete, gleichzeitig stolz darauf war, mithilfe seiner Körperfülle zeigen zu können, dass er es trotz einer Generation Krieg immer noch geschafft hatte, seinen Wohlstand zu wahren. Es schien typisch für den älteren ihrer beiden Brüder zu sein, dass er sogar in dieser Hinsicht noch hin- und hergerissen war. Alexandra war erstaunt gewesen, dass Andreas sie nicht nur seine Verletzung hatte behandeln lassen, sondern sogar von sich aus auf sie zugekommen war. Irgendetwas schien sich verändert zu haben, wenn es vorerst auch hauptsächlich in dem Umstand zu erkennen war, dass Andreas in ihrer Gegenwart noch gehemmter war als sonst.
    Aus einem der anderen Zimmer erklangen Stiefelschritte und das Gekicher von zwei Dienstmägden, das anzeigte, dass Melchior nach Hause gekommen war. Seit Wenzels Abreise vor einer Woche hatte er sich kaum mehr hier sehen lassen, und wenn die Situation anders gewesen wäre, hätte Alexandra sich insgeheim amüsiert über die Fähigkeit des jüngsten

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