Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman
wir sind unter uns, du hast gewonnen, also überspringen wir die Musik und kommen gleich zum Tanz.«
Der Jesuit legte den Kopf schief, dann machte er wieder einen Schritt auf die Tür zu, hinter der Lýdie schlief. Als Alexandra stehen blieb, hielt er inne und maß sie über die Schulter mit Blicken.
»Du kannst auch aufhören, Lýdie als Teufelsgeschöpf zu bezeichnen. Du weißt so gut wie ich, dass ich nur eine verdammt gute Ärztin bin und noch verdammt viel mehr Glück hatte.«
»Es ändert nichts daran, dass ich sie nur als Geschöpf Satans zu bezeichnen und in den Saal zu schleifen brauche, und deine eigenen Dienstboten, die ihr gestern noch das Essen in die Kammer getragen haben, werden sie mit Knüppeln und bloßen Händen erschlagen.«
Alexandra nickte. Pater Silvicola drehte sich um und schritt wortlos zurück in die Kapelle. Erneut blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
»Als der Kreis der Sieben zerstört war, ist die Teufelsbibel aus Braunau abtransportiert und in die Schatzkammer von Kaiser Rudolf gebracht worden. Das war vor über fünfzig Jahren«, sagte Pater Silvicola. »Dort liegt sie immer noch, verborgen hinter dem ganzen Tand und den ›Kunstwerken‹. Aber der Hort Rudolfs wird immer weniger, in dem Maß, in dem Kaiser Ferdinand ihn plündern lässt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Teufelsbibel stößt.«
»Bevor du sie in deinen Besitz bringen kannst.«
Pater Silvicola musterte sie von Neuem. »Das ist die Kategorie, in der du und deinesgleichen denken. Ich will die Teufelsbibel nicht besitzen. Ich will sie zerstören.«
»Du kannst sie nicht zerstören«, sagte Alexandra mechanisch, bevor ihr langsam ins Bewusstsein sickerte, was der Jesuit gesagt hatte. » Was willst du?«
»Bemüh dich nicht, mich verstehen zu wollen.«
»Weißt du, wer schon alles versucht hat, das Ding zu vernichten? Das waren bessere Männer als du, und sie sind gescheitert. Niemand kann dieses Buch zerstören. Es überwältigt jeden, sobald er es nur aufschlägt. Das ist der Grund, warum es verborgen bleiben muss.«
»Schweig. Deine Lügen interessieren mich nicht. Seit der Kreis der Sieben aufgelöst wurde, ist die Teufelsbibel nicht mehr sicher. Und es wird nie wieder einen Kreis der Sieben geben. Sie muss vernichtet werden, und ich werde derjenige sein, der es tut.«
Aber es gibt wieder einen Kreis der Sieben, wollte Alexandra rufen. Sieben schwarze Mönche … doch sie schluckte es hinunter. Es mochte von Vorteil sein, dass Pater Silvicola offenbar nichts über Wenzel und seine kleine Bruderschaft aus dem Raigerner Kloster wusste … und vor allem wusste sie selbst, Alexandra, nicht wirklich, welche Pläne Wenzel tatsächlich hatte. Welch ein Sinn lag darin, Gerüchte zu streuen, dass Sieben Schwarze Mönche die Gegend unsicher machten? Was hatte Wenzel tief in seinem Herzen wirklich vor? Sie erkannte bestürzt, dass sie bei allen Zweifeln an Wenzel niemals an seiner Loyalität gezweifelt hatte; warum tat sie es jetzt? Doch die Unsicherheit war unversehens da und ließ sich nicht mehr abschütteln, und über Wenzels Gesicht schob sich vor ihrem inneren Auge das des Gekreuzigten in der Kapelle. Plötzlich glaubte sie aus den geschnitzten Zügen Verachtung herauszulesen.
»Und welche Rolle hast du mir dabei zugedacht? Die Anschuldigungen der Oberin und Sebastians Gequieke, das ist doch alles ein abgekartetes Spiel. Ich bin die Einzige, der niemand offiziell den Vorwurf der Hexerei macht …«
»Denk an die Magd!«
»Die Dienstmagd!«, schnaubte Alexandra. »Damit hast du mich am Haken, stimmt. Aber wem man zunächst zuhörenwird, das sind die Oberin und Sebastian, und diese beiden haben mich aus ihren Anschuldigungen herausgehalten. Was hast du mit mir vor?« Dann dämmerte es ihr. Es war so einfach und durchschaubar wie alle perfiden Pläne. »Ich soll dir die Teufelsbibel beschaffen.«
Pater Silvicola neigte den Kopf.
Alexandra keuchte. »Weshalb gerade ich?« Doch auch hier war es ihr, als wüsste sie die Antwort bereits.
»Du bist die Einzige, die in eurer Sippe ganz allein steht«, sagte Pater Silvicola. »Alle anderen haben jemanden, der auf ihrer Seite ist, nur du nicht.«
Es tat so weh, dass der Schmerz ihr Herz erdrückte, und umso mehr, da es aus seinem Mund stammte. Tränen traten ihr in die Augen. »Das stimmt nicht«, flüsterte sie.
»Du weißt so gut wie ich, dass es stimmt.«
Sie konnte nicht verhindern, dass sie zu weinen begann. »Du Teufel«,
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