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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Faust und war in den Himmel gerichtet. Der Schütze blinzelte überrascht.
    Johannes blinzelte ebenfalls. Es schien, dass er mit geradezu übermenschlicher Anstrengung versuchte, die Tollwut abzuschütteln und sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm auf dem Boden lag und eine Augenbraue hochgezogen hatte.
    »Lösegeld?«, krächzte er.

21.
    Der Wagen stand fahrbereit vor der Klosterpforte von Raigern. Andrej von Langenfels zerrte das Zaumzeug des einen Kutschpferdes fest und überprüfte es. Er tat es zum dritten Mal innerhalb der letzten Stunde. Das Pferd wandte den Kopf und warf ihm einen Blick zu, als wolle es sagen: Wenn du noch einmal an dem Gurt ziehst, tret ich dich durch die Klostermauer.
    Auf der anderen Seite, beim zweiten Pferd, stand Cyprian. Er hatte sich gebückt und strich ihm über die Fesseln. Andrej hätte ihm sagen können, dass es immer noch die gleichen Fesseln waren wie die, die er vor zehn Minuten geprüft hatte. Es war auch immer noch das gleiche Tier. Er bückte sich ebenfalls und spähte unter den Bäuchen der Pferde hindurch. Seine und Cyprians Blicke begegneten sich. Cyprian deutete auf eines der Pferdebeine.
    »Ich dachte, ich hätte eine Schwellung gespürt«, sagte er.
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, bestätigte Andrej.
    Cyprians Gesicht verschwand, als er sich aufrichtete. Andrej auf seiner Seite tat es ihm gleich. Wieder sahen sie sich an, diesmal über die Kruppen der Pferde hinweg. Andrej unterdrückte den Impuls, das Zaumzeug zum vierten Mal strammzuziehen. Das Pferd beäugte ihn wie einen, dem alles zuzutrauen ist.
    »Verdammt«, brummte Cyprian. Er warf die Hände in die Luft. »Also gut, ich …«
    »Meine Herren? Meine Herren!«
    Sie drehten sich wie ein Mann um und starrten zum Eingang des Klostergeländes. Die Mannpforte im Tor ging auf, und einer der Benediktiner schlüpfte hindurch. Er hielt etwas zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe. Es war eine kleine Kapsel, wie man sie Brieftauben ans Bein band. Cyprian grinste breit.
    »… hab dir ja gleich gesagt, wir erhalten rechtzeitig Antwort.«
    »Wie konnte ich an dir zweifeln«, seufzte Andrej.
    »Die Nachricht ist eben angekommen«, keuchte der Mönch. »Direkt aus der Abtei in Banz.«
    »Banz?«, echoten die beiden Männer.
    »Das ist nördlich von … äh… wie heißt das gleich wieder … Bamberg!« Der Mönch streckte ihnen die Kapsel entgegen. Cyprian pflückte sie ihm aus den Fingern und musterte sie verwirrt. »Bis vor ein paar Jahren war die Abtei ganz verwahrlost, weil der Schwedenkönig seinerzeit den Abt gefangen nehmen ließ. Aber seit der gute Jodokus Weith vor vier Jahren zum Abt ernannt und mit den Regalien belehnt worden ist, und seit er zusammen mit seinem Kellermeister, dem guten Bruder Michael …«
    »Schon gut«, sagte Andrej. »Sind Sie sicher, dass die Nachricht für uns ist?«
    Der Mönch versuchte, auf eine bestimmte Stelle an der kleinen Kapsel zu deuten. »Dort stehen Ihre Initialen …«
    Andrej sah Cyprian von der Seite her an. Cyprian drehte die Kapsel zwischen Daumen und Zeigefinger. Sein Gesicht war finster. »Wer weiß, welche Umwege die Nachricht gemacht hat. Dein Onkel hat sich während seiner Zeit in Rom den ein oder anderen Vertrauten unter den Schweizergardisten gemacht, damit wir nach seinem Tod noch Kontakt in den Vatikan hätten … Vielleicht ist einer davon …«
    »Ja, ja, sehr wahrscheinlich«, unterbrach ihn Cyprian. »Von der Alp in den Vatikan und dann in ein fränkisches Kloster. Beeindruckende Karriere.«
    Andrej erwiderte nichts. Er wusste, was Cyprian fürchtete. Das Kloster Banz lag nicht weit von Bamberg – und damit in der Nähe von Würzburg. Wenn jemand auf der Reise starb und fern der Heimat begraben wurde, dann war es oft an den nahe gelegenen Klöstern, für die Benachrichtigung der Hinterbliebenenzu sorgen. Die Klöster waren sogar über ihre Ordensgrenzen hinweg seit Hunderten von Jahren durch ein reges Kommunikationsnetz miteinander verbunden – sie waren am besten dafür gerüstet, die Todesbotschaft tatsächlich der Familie der oder des Verstorbenen zu überbringen.
    Und Bamberg lag auf der Strecke von Prag nach Würzburg. Agnes und Alexandra mussten auf dem Hin- oder Rückweg dort durchgekommen sein. Agnes war nicht mehr die Jüngste … eine Reise durch den Winter war sogar für einen jungen Menschen eine Strapaze … Andrej atmetet tief ein. Plötzlich wurde ihm noch mulmiger, als er daran dachte, dass auch ein Mann in Wenzels Alter

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