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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Artillerieoffizier redeten mit heftigen Gesten aufeinander ein; schließlich zog der Jesuit etwas aus seinem Gewand und zeigte es dem Offizier. Dieser riss sich den Hut vom Kopf, schmetterte ihn auf den Boden, trampelte wild fluchend darauf herum, bückte sich, setzteihn sich wieder auf und stapfte davon. Agnes ließ sich in den Wagen zurückfallen. Von draußen ertönte Wutgebrüll, Rasseln, das aufgebrachte Wiehern von Pferden und der Lärm, den Pferdegespanne mit einer schweren Fracht verursachen, die angehalten und genötigt werden, eine halbwegs feste Straße zu verlassen.
    »Was ist los?«, fragte Andreas.
    »Ein paar große Kanonen werden aus Eger abgezogen, so wie es aussieht. Unser heiliger Mann hat soeben durchgesetzt, dass die Gespanne uns Platz machen und nicht umgekehrt.«
    »Ziehen sie sich zurück? Ist der Krieg endgültig vorbei? Vielleicht sind die Verhandlungen in Münster ja endlich zum Abschluss gekommen?«
    »Ich glaube nicht, dass das ein Rückzug ist, was da draußen vorgeht.« Agnes wandte sich um, als Pater Silvicolas Gesicht am Wagenfenster erschien. »Es sieht eher so aus, als würde der Krieg noch mal von vorne anfangen. Abziehende Soldaten sind nicht so nervös und hektisch.«
    Der Jesuit warf einen ausdruckslosen Blick herein. Agnes gab ihn unbewegt zurück.
    »Der Krieg beginnt noch mal von Neuem?«, echote Karina voller Horror. »Du lieber Gott, haben die Menschen denn noch immer nicht genug?«
    »Die Menschen schon, nur der Teufel nicht«, erklärte Agnes so laut, dass der Jesuit draußen es hören musste. »Vielleicht weiß Pater Silvicola ja Näheres, wo er doch mit ihm verbündet ist.«
    Wie erwartet trat Pater Silvicola an die Kutsche heran und zischte: »Ich bin nicht mit dem Teufel im Bunde!«
    »Tatsächlich? Nun, du bist zumindest mit General Königsmarck verbündet, was so ziemlich auf das Gleiche rauskommt. Man kann sich etliches zusammenreimen, wenn man sich durch etwas bewegt, was wie der größte Truppenaufmarschseit der Expedition von Torstenson gegen Böhmen und Mähren aussieht. Wen man auch fragt, jeder sagt, Königsmarck ist der Teufel, sogar seine eigenen Leute. Diese Kanonen werden anderswo gebraucht, vermutlich bei irgendeiner Belagerung, bei der der General nicht vorwärtskommt. Was immer du dir einredest, Söhnchen, du bist mit dem Teufel im Bunde. Sollst du ihm die Teufelsbibel aushändigen?«
    »Ich bin nicht mit dem Teufel im Bunde, und ich bin kein Knecht. Und du weißt gar nichts«, sagte Pater Silvicola. Er stapfte davon. Agnes lehnte sich befriedigt lächelnd zurück.
    »Was freut dich so?«, fragte Andreas.
    »Dass ich ihn ärgern konnte«, sagte Agnes. »Und dass er keine Ahnung hat, wie viel wir wirklich wissen.«
    Andreas musterte sie ratlos. »Und wie viel wissen wir?«
    »Gar nichts«, sagte Agnes grinsend. »Insofern haben wir schon mit ihm gleichgezogen.«
    Die Kutsche holperte über die ruinierte Straße und schließlich nach Eger hinein. Die Stadt sah aus wie ein großes Heerlager. Falls noch Zivilisten hier lebten, hatten sie sich in ihre Häuser verkrochen. Über der Burg wehten die schwedische Flagge und darunter ein Wimpel, der vermutlich das Wappen des Generals trug. Eger war schon lange im Besitz der Schweden gewesen, aber nach dem, was Agnes bisher gehört hatte, hatten sie dies lediglich mit einer kleinen Garnison in der Burg bewiesen. Nun schien die Anzahl der Soldaten vervielfacht worden zu sein. Sie spitzte die Ohren und vernahm einige sächsische Dialektfetzen. Es mochte die schwedische Flagge sein dort oben auf der Burg, aber dies waren nicht die Truppen der Königin, sondern die von General Königsmarck. Agnes fragte sich, ob die Königin wusste, was hier vor sich ging.
    »Ich dachte, im Winter führen die Feldherren keinen Krieg?«, brummte Andreas.
    »Zumindest haben solche Burschen wie Wallenstein sichdaran gehalten«, erwiderte Agnes. »Aber der ist schon lange tot. Gute alte Zeiten, nicht wahr?«
    Andreas verzog den Mund. »Ich hasse es, wenn du so zynisch bist, Mama.«
    Agnes ignorierte ihn. Sie zog die Decken um Lýdie zurecht. »Geht’s dir gut, Sternchen?«
    Lýdie sah unwillkürlich auf ihren einbandagierten Arm, aber sie lächelte. »Ja, Großmama.« Agnes zwinkerte ihr zu, und das Mädchen zwinkerte zurück.
    Andreas sah seine Mutter von der Seite an. »Nanu? Ich dachte, du hast es lieber, wenn sie dich Agnes nennt?«
    »Ja«, sagte Agnes. »Aber in der letzten Zeit bin ich einfach zu stolz auf meine Familie, als dass

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