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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Kreuzherren vorbei gewesen. Der Teufel arbeitet auf viele Weisen, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Damals war der Orden der Societas Jesu in die Sache verwickelt. Ich habe Zugang zu allen Geheimakten.«
    Agnes gab seinen Blick zurück und wusste plötzlich, dass er log. »Nein«, sagte sie und rief sich in Erinnerung, wie das Gesicht des Ordensmeisters plötzlich verfallen war, als hätte er einen Toten gesehen. »Nein. Du warst damals dabei. Der Ordensmeister hat dich wiedererkannt. Wie lange ist das her? Sechzehn Jahre? Du musst ein Kind gewesen sein …«
    Pater Silvicolas Augen zuckten. Mit einer unbeherrschten Geste riss er die Tür auf. Andreas stand gleich dahinter und rief: »Wehe, ihr habt ihr auch nur ein Haar gekrümmt …«
    »Halt den Mund«, sagten Agnes und Pater Silvicola gleichzeitig. Sie starrten sich an.
    »Wir haben das gleiche Ziel«, sagte Agnes leise. »Wir müssen nicht Feinde sein. Ich möchte die Teufelsbibel ebenso wenig in der Welt sehen wie du …«
    »Wir haben nichts gemeinsam, nichts!«, zischte der Jesuit. »Geh hinein zu deiner Brut. Sofort!« Er warf die Fackel hinein. Karina schrie auf und sprang beiseite. Andreasbückte sich und hob sie auf, das Gesicht verzerrt vor hilfloser Wut.
    Agnes trat durch die Tür. Andreas kam auf sie zu, doch sie schüttelte den Kopf. Sie musste nachdenken.
    Vielleicht zog sie falsche Schlüsse, aber sie war fast sicher, dass nichts um den Jesuiten herum so war, wie sie zuerst gedacht hatte. Er hatte keinen Zugang zu den Geheimakten, wenn es überhaupt welche gab. Er hatte auch keinerlei Unterstützung aus seinem Orden. Er war auf einem privaten Kreuzzug unterwegs. Er war ganz allein.
    Und er würde sie alle töten, wenn er die Teufelsbibel erst in Händen hatte.
    »Mama?«
    »Mir geht’s gut«, sagte Agnes und zwang ein Lächeln in ihr Gesicht. »Er wollte mich nur ein wenig erschrecken.«
    »Ich bring das Schwein um. Ich geb ihm seine eigene Kutte zu fressen. Ich …«
    »Er trägt eine Soutane, keine Kutte. Jesuiten haben keinen Habit. Und jetzt sei still. Legt euch hin und schlaft. Wer weiß, wann wir wieder ein Dach über den Kopf bekommen.«
    »Wie geht es Onkel Melchior?«, piepste Lýdie. »Und Tante Alexandra? Ich wünschte, sie wären bei uns.«
    »Ja, das wünschte ich auch«, sagte Agnes und versuchte nicht zu sehen, dass Karina bei der Erwähnung von Melchiors Namen ein Schluchzen unterdrückt hatte und Andreas ihr einen dunklen Blick zugeschossen hatte. »Aber Alexandra geht’s gut, Sternchen, glaub mir. Und Onkel Melchior ist vielleicht näher, als wir alle denken.«
    Karina sah sie fragend an, aber sie ignorierte sie und setzte sich abseits auf den Boden. Er war kalt und hart, und es half kein bisschen, dass man eine alte Frau war und bereits Enkelkinder hatte. Dennoch gab sie keinen Ton von sich.
    Das Medaillon, das ihr der Ordensmeister in die Hand gedrückt hatte, hatte Alexandra gehört. Es stellte nicht denTeufel dar, sondern das Symbol der Heiler, die Schlange, die sich um den Stab des heidnischen Gottes Asklepios ringelte. Alexandra hatte es vor langen Jahren aus einer Laune heraus Melchior geschenkt. Agnes hatte nie ein zweites Schmuckstück dieser Machart gesehen.
    Melchior war hier gewesen und hatte den Ordensmeister gebeten, ihr diese stumme Nachricht zukommen zu lassen.
    Sie lächelte in die Dunkelheit. Es war noch längst nicht alles verloren.

24.
    Alexandra war kurz nach Pilsen von der Straße abgewichen, die durch das Tal der Oberen Mies in einem weiten Bogen in Richtung Prag führte und dem Mäandern des kleinen Flusses folgte. Der Straße zu folgen hätte einen Umweg bedeutet. Diesen Teil Böhmens südwestlich von Prag kannte sie nicht sehr gut; aber nachdem sie die Verwirrung überwunden hatte, dass die Untere Mies und die Beraun nicht zwei verschiedene Flüsse, sondern lediglich unterschiedliche Bezeichnungen desselben Wasserwegs waren, hatte sie den Hinweisen in der einen oder anderen Dorfpfarrei folgen und die Abkürzung über Rockitzan, Maut und Horschowitz in Richtung der Stadt Beraun nehmen können. Jemand hatte ihr gesagt, bei Beraun gäbe es – je nach Wasserstand – eine Fähre wie auch eine Furt über den Fluss. Wahrscheinlich hätte sie die kleine Stadt, die vor den Hussitenkriegen ein mächtiges Dominikanerkloster beherbergt hatte, ohne Schwierigkeiten erreicht – wenn sie nicht bei Königshof angehalten hätte, um dem Pferd eine Pause zu gönnen. Wahrscheinlich wäre sie sonst in den

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