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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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sich nicht allzu schockierend anhörte.
    »Sag’s mir ohne die Musik«, seufzte Cyprian.
    »Pater Giuffrido Silvicola ist seit einiger Zeit nicht mehr Pater, sondern nur noch Giuffrido Silvicola, S.J. Sämtliche Ämter sind ihm aberkannt worden. Direkte Order vom Pater Generalis in Rom. Dort hat man auch die ganze Zeit mit steigender Ungeduld auf seine Rückkehr gewartet. Unser Freund war als advocatus diaboli bei den Prozessen in Würzburg eingesetzt, aber man hat ihn zurückbeordert. Nur dass er nie zurückgekommen ist. Offiziell gilt er als vermisst.«
    »Wessen beschuldigt man ihn denn?«
    »Das haben unsere Gewährsleute in Rom nicht herausgefunden. Der Orden ist, wenn es sein muss, so undurchlässig wie der Prager Straßenschlamm im Frühling. Aber wenn ich raten soll, würde ich sagen: Ungehorsam. Kaum etwas bedeutet den Jesuiten mehr als die uneingeschränkte Befolgung ihrer Anordnungen.«
    »Ungehorsam …«
    »Es geht noch weiter. Offenbar hat Silvicola seine Position als Teufelsadvokat in Würzburg nie abgegeben, weil die Nachricht von seiner Ablösung auch nie dort angekommen ist. Ein römischer Jesuit hätte sie überbringen sollen, ein Mann namens Pater Nobili. Mittlerweile hat man herausgefunden, dass Pater Nobili spurlos verschwunden ist.«
    »Tot?«
    Andrej zuckte mit den Schultern.
    »Würzburg ist sicher groß genug, um den Leichnam eines Jesuiten auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen.«
    »Pater Nobilis letzter bekannter Aufenthaltsort war nicht Würzburg, sondern Münster.«
    »Was? Am Ort der Friedensverhandlungen? Was hat er denn da gesucht?«
    Andrej zuckte wieder mit den Schultern.
    »Verdammt«, sagte Cyprian noch einmal, diesmal mit Gefühl.
    »Il Gesù ist auch erst vor wenigen Tagen auf diese ganze Situation aufmerksam geworden – aufgrund einer Anfrage aus dem Bistum Würzburg, weshalb man den advocatus diaboli ohne Ersatz abgezogen habe.«
    »Er ist ganz auf sich allein gestellt«, sagte Cyprian. »Wir haben es nicht mit einem Komplott der Societas Jesu zur Erlangung der Teufelsbibel zu tun, sondern mit der Aktion eines einzelnen Mannes.«
    »Wie wir uns schon fast gedacht hatten.«
    Sie sahen sich lange an. Cyprian stellte fest, dass es schwerwar, den Impuls zu unterdrücken, mit den Fingern auf dem Tisch zu trommeln.
    »Das ist das Schlimmste, was uns passieren konnte«, sagte Andrej. »Dein Onkel, der alte Kardinal, hat uns ein ganzes Netz an Verbündeten und Informanten hinterlassen, um zu verhindern, dass sich jemals wieder eine kirchliche oder weltliche Organisation an die Teufelsbibel heranmacht – so wie die letzten beiden Male. Er hätte seine Jahre in Rom nicht besser nutzen können.«
    »Und wir haben mithilfe der Firma sein Netz noch fleißig ausgebaut.«
    »Nur – es nützt uns nichts. Wir haben nicht berücksichtigt, dass ein einzelner, einsamer Verrückter es sich in den Kopf setzen könnte, das Ding an sich zu bringen.« Andrejs Blick wurde starr. »O Gott, im Grunde genommen sind wir mit ihm wieder da, wo alles für uns begonnen hat: 1572, als ein einsamer Verrückter, der zufällig mein Vater war, versucht hat, die Teufelsbibel aus ihrem damaligen Versteck in Podlaschitz zu stehlen!«
    »Nur dass wir diesmal auf der anderen Seite stehen.«
    Andrejs Gesicht war der wachsende Horror anzusehen. Seine Eltern waren von einem Wahnsinnigen umgebracht worden, zusammen mit einer Gruppe hugenottischer Flüchtlinge, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort befunden hatten, einem Wahnsinnigen, dessen einziges Trachten der Schutz der Welt vor dem Erwachen der Teufelsbibel gewesen war. Dieses Ereignis hatte am Anfang einer tragischen Schicksalskette gestanden. Cyprian glaubte zuerst, Andrej würde an das Gespräch denken, das sie auf der Straße nach Eger geführt hatten, das Gespräch, in dem es darum gegangen war, dass sie sich hüten mussten, beim Schutz der Teufelsbibel vor Giuffrido Silvicola genauso zu werden wie damals Abt Martin und die Kustoden. Doch dann wurde ihm klar, dass sein Freund mit seinen Gedanken längst dort angekommen war,wohin Cyprian sich weigerte, ihm zu folgen. Es kam nicht oft vor, dass er davor zurückscheute, eine Situation bis zum Ende zu durchdenken, doch dies war so eine.
    Sie konnten Giuffrido Silvicola nicht aufhalten, weil er für die Maschen des Netzes, das sie geknüpft hatten, zu klein war. Er war der perfekte Feind. Alles, was ihnen blieb, war, die Teufelsbibel zu beschützen und die erste Seele zu erschießen, die sich ihr

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