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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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immer mal wieder das Schloss überprüft, aber du weißt ja selbst, wie es mit dem Codex ist … je weniger du mit ihm zu tun hast, desto besser. Nicht mal Kardinal Khlesl hat je gewagt, einen Blick hineinzuwerfen. Die Schlüssel sind so kompliziert, dass du einen von ihnen als Vorlage brauchst, um ihn nachmachen zu können – und niemand außer deinem und meinem Vater, deiner Mutter und mir besaß einen. Nicht mal du. Nicht mal deine Brüder. Wäre einer verloren gegangen oder gestohlen worden, hätten wir das sofort gewusst.«
    »Der Schmied, der Schloss und Schlüssel …?«
    »War ein Vertrauter von Kardinal Khlesl, der nicht wusste, wofür er beides anfertigte. Und du kanntest den alten Kardinal – der hat einem Menschen erst dann vertraut, wenner eine schriftliche Bürgschaft von allen Erzengeln vorliegen hatte.«
    »Wann genau hast du denn das letzte Mal das Buch selbst gesehen?«
    »Das ist … Jahre her! Jahrzehnte! Als ich meinen Dienst hier im Kloster antrat. Das musst du doch noch wissen. Ihr habt mich alle begleitet … dein Vater und meiner haben das Buch vor meinen Augen in sein Versteck gelegt und …«
    »Wenzel!« Alexandra packte seinen Arm. In ihren Augen war gleichzeitig Mitleid und Triumph zu lesen. »Wenzel … sie haben es nie in das Versteck gelegt. Sie haben dich getäuscht. Sie haben alle getäuscht, die glaubten, das Original zu behüten. Reichskanzler Lobkowicz haben sie die Kopie untergejubelt, so wie sie es schon mal mit Kaiser Rudolf gemacht haben, und du … dich haben sie ein halbes Leben lang auf eine leere Truhe aufpassen lassen.«
    Wenzel gaffte sie an. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie die Wahrheit sagte.
    »O mein Gott!«, stieß Alexandra hervor. »Ich weiß noch genau, was Papa sagte, als die Geschichte in Pernstein vorüber war. Er sagte … sie seien jetzt die Wächter der Teufelsbibel. Er, Mama und Onkel Andrej! Und dabei sind sie ihr ganzes Leben lang geblieben …«
    »Es gibt ein Erbe, das man nie spät genug antreten kann«, brummte Wenzel. Er fühlte eine vage Bitterkeit.
    »Was?«
    »Nichts, nichts. Aber ich verstehe, was du meinst. Weder deine Eltern noch mein Vater sind Menschen, die Verantwortung auf andere Schultern laden, solange sie sie selbst noch tragen können.«
    »Aber warum hat Mama dann … sie hätte es doch wissen müssen … warum hat sie mir gesagt, die Bibel sei in Raigern, wenn sie in Wahrheit gar nicht hier …?«
    »Was hat sie denn zu dir gesagt? Wörtlich?«
    »Meine Güte, ich habe doch … was seither alles geschehen ist … ich weiß es nicht …«
    »Denk nach. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dabei nur mal ganz beiläufig zugehört hast!«
    »Nein, natürlich nicht. Aber … warte … sie sagte … ja, sie sagte, das Buch sei dort, wo einer von uns dazu auserkoren worden sei, die Bürde auf sich zu nehmen. Ich dachte natürlich, dass dies Raigern sei, weil du doch für uns alle …«
    Wenzel schüttelte den Kopf. Er griff nach Alexandras Schultern. »Nein«, sagte er. »Nein! Du liebe Zeit – deine Mutter ist wirklich eine bemerkenswerte Frau! Selbst als sie dir das Geheimnis verriet, war sie noch so vorsichtig, wie sie nur konnte. Alexandra – Raigern ist nicht der Ort, wo unsere Familien zum ersten Mal die Wächter der Teufelsbibel wurden!«
    »Du meinst, sie ist noch in Pernstein? Ich möchte diesen Ort nie wieder …«
    »Nein! Alexandra! Wir müssen viel weiter in die Vergangenheit gehen.« Obwohl er Bitterkeit darüber fühlte, dass man ihn am Ende hintergangen hatte, bewunderte er doch die Entscheidung, die Cyprian, Agnes und Andrej getroffen hatten. »Wir müssen dahin zurückgehen, wo wirklich alles begann – in einem Novembersturm, in einem Graupelschauer, in Gebrüll und Mord und dem Rasen eines Wahnsinnigen und einer Geburt im Matsch eines Klosterhofes, in dem die Blutlachen der Erschlagenen schwammen.«
    Alexandra griff sich an den Hals.
    »Das ist der Ort, an dem alles begann – an dem ein Abenteurer, der nur halb wusste, was er tat, die Teufelsbibel aus ihrem Jahrhundertschlaf aufweckte und dabei umkam, und wo die Verantwortung auf seine Kinder überging, ohne dass er oder diese es jemals gewollt hätten.«
    »Podlaschitz …«, flüsterte Alexandra. »Aber warum hat meine Mutter mir den Schlüssel gegeben?«
    »Weil sie hoffte, dass du, wenn du vor der leeren Truhe hier im Kloster stündest, verstehen würdest, was sie dir sagen wollte. Besser hätte sie das Geheimnis nicht schützen können und es dir

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