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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Rang!«
    »Korporal. Un’ wer immer Sie sin’, Sie ham hier gar nichts zu …«
    Der Offizier klatschte dem Soldaten seine Lederhandschuheins Gesicht, dass dieser zurückzuckte und beinahe über seine Füße gestolpert wäre. »Er redet, wenn Er gefragt ist!«, brüllte er. »Und dann antwortet Er in ganzen Sätzen!«
    Der Soldat wischte sich über das Gesicht. Offiziershandschuhe besaßen Litzen, Borten und Knöpfe. Die Schläge mussten wehgetan haben.
    »Nu is’ genug«, murmelte er. »Jungs, schnappt euch die Herr’n und …«
    Er krümmte sich plötzlich zusammen. Überrascht erkannte Melchior, dass der Offizier das pralle Gemächt des Soldaten gepackt hatte und es erbarmungslos zusammendrückte. Ein Winseln kam aus dem Mund des Soldaten, während seine Knie langsam einknickten.
    Der Offizier lockerte seinen erbarmungslosen Griff nicht. »Was glaubst du, wen du vor dir hast, du Sau?«, zischte er. »Was glaubst du? Deine Fresse merke ich mir für die neunschwänzige Katze, sobald wir im Lager sind, und was dann noch von dir übrig ist, lasse ich an deinen Eiern aufhängen, wenn von denen nachher noch was übrig ist.« Er drückte noch fester zu. Der Soldat begann zu heulen wie ein Wolf. Ohne die anderen anzusehen, rief der Offizier: »Raus mit euch Gesindel! Der Wagen ist requiriert. Wir mussten ein paar Stück Vieh schlachten, die packen wir drauf. Sind das Gefangene? Hier aus der Gegend? Die werden dem General vorgeführt! Raus, habe ich gesagt!«
    Die Soldaten machten einen Bogen um die Begleiter des Offiziers herum und schlurften hinaus. Andreas rollte sich ächzend herum. Der Soldat, dessen edelste Teile im unbarmherzigen Griff des Offiziers steckten, zitterte und winselte. Der Offizier löste den Griff, und der Mann sank vollends auf die Knie. Der Offizier verzog angeekelt das Gesicht und wischte die Hand im Gesicht des Soldaten ab. Dann packte er ihn an den Haaren, zog ihn in die Höhe, gab ihm einen Tritt in den Hintern, dass er der Länge nach auf den Boden schlug,und brüllte mit voller Lautstärke: »Raus, du Drecksau! Ich zähle bis zwei …«
    Er zog eine Pistole aus dem Gürtel und spannte sie deutlich vernehmbar. Der Soldat kroch auf allen vieren hinaus, winselnd und stöhnend. Der Offizier steckte die Pistole wieder weg und sah sich angewidert um.
    Andreas spuckte den Knebel aus. »Danke …«, stammelte er heiser.
    Der Offizier starrte ihn an, dann Karina, die ihr Mieder vor dem Oberkörper zusammenhielt, dann die schluchzende Lýdie in der Ecke.
    »Raus!« , brüllte er dann. »Meint ihr, das gilt für euch nicht? Zivilistenpack! Wenn ich nicht glaubte, dass ihr von Nutzen sein könntet, würde ich euch auf der Stelle Kugeln in die Schädel jagen! Katholen! Raus, bevor ich’s nicht noch tue!« Er griff wieder nach seiner Pistole.
    »Du bist tot«, flüsterte Melchior unhörbar. »Zuerst werde ich mich bei dir dafür bedanken, dass du Karina gerettet hast, und dann bist du tot!«
    Während die Soldaten den Wagen aus der Scheune zogen, schlich Melchior vorsichtig zur Ecke des Schuppens. Wenn jemand auf die Idee kam, den Schuppen zu umrunden, würde er ohnehin entdeckt werden – da konnte er auch einen Blick riskieren, um festzustellen, mit welchen Neuankömmlingen er es überhaupt zu tun hatte. Als er sich vorwärtsschob, merkte er, dass seine Hände zitterten. Sie taten es nicht aus Angst vor Entdeckung. Wäre der Offizier zwei Herzschläge später eingetroffen, wäre Melchior schon mitten unter den Soldaten gestanden, hätte so viele von ihnen getötet wie nur möglich … und wäre jetzt vermutlich selbst bereits tot. Die Bilder der verängstigten Karina und des grinsenden Soldaten blitzten vor seinem inneren Auge auf. Noch nie zuvor war ihm bewusst gewesen, wie kurz die Zeitspanne zwischen Rettung und Untergang sein konnte.
    Er spähte vorsichtig um die Ecke des Schuppens herum. Was hatte der Offizier damit gemeint: ein paar Stück Vieh schlachten müssen?
    Dann sah er es und wusste schlagartig zwei Dinge: Die Verteidiger Prags waren verloren, und er hatte die einzige Gelegenheit verpasst, Andreas, Karina und Lýdie zu befreien.
    Eine Herde von mindestens zweihundert Rindern, Schweinen, Ziegen und Schafen wälzte sich über die Hügelkuppe. Gänse tönten zwischen ihnen. Die Soldaten, die sich als ihre Treiber betätigten, waren fast genauso viele wie die Tiere. An den Sätteln der Reiter hingen gackernde Trauben von Hühnern, an den Beinen zusammengebunden. Melchior sah, wie die Körper

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