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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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Samuel. »Das dauert bis zum Abend, bis die Dragoner sie wieder eingefangen haben. Dann werden sie versuchen rauszukriegen, wie viele wir tatsächlich sind. Und morgen früh …«
    »… fallen sie über uns her«, sagte Ebba. »Du siehst keine andere Chance, oder?«
    Samuel sagte nichts.
    »Werden wir sie uns vom Hals halten können?«
    »Zweihundert Dragoner?« Samuel schüttelte den Kopf. »Gegen eine solche Anzahl sind auch die Småländischen Reiter machtlos. Noch dazu, wenn die Dragoner eine Mordswut im Bauch haben.«
    »Wir sind hier aber gut verschanzt …«
    Samuel hatte Alfred kommen hören, noch bevor dieser den Mund aufmachte. Ebba hatte ihn offenbar nicht gehört und fuhr erschrocken herum.
    »Viel zu groß, Euer Gnaden«, sagte er leichthin. »Wenn es nur ein einziges Gebäude wäre, dann würden wir es halten, bis die Hölle zufriert oder die Habsburger einen vernünftigen Kaiser hervorbringen. Aber dieses riesige Gebiet können wir nicht verteidigen. Wir können höchstens …«
    Samuel nickte. »Das wird ihnen für eine Weile zu denken geben.«
    »Nicht genug, allerdings.«
    »Ach was. Vielleicht wollen die auch bloß ihre Ruhe und ziehen ab, wenn wir genügend rumgeknallt haben.«
    »Habe ich schon erwähnt, dass ich eigentlich der Sohn des Bergkönigs bin, Rittmeister?«
    Ebba stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Hört auf mit diesem blöden Getue! Ich bin es leid, dass Männer ständig müde Scherze machen müssen, wenn ihnen der Arsch auf Grundeis geht!«
    Samuel und Alfred starrten sie an.
    »Und außerdem hasse ich es, wenn mir nicht erklärt wird, was in euren Köpfen vorgeht!«
    Samuel deutete auf die Mauerüberreste, auf denen sie standen. »Wir können hier sechs oder sieben Mann postieren mit den meisten Gewehren, die wir haben. Wenn die Männer schnell genug ihre Position wechseln und feuern, wird es aussehen, als läge hier weit über ein Dutzend in Deckung. Die anderen verteilen sich auf den Steinhaufen hier und hier unddort drüben und nehmen sich die vor, die trotz allem über die Mauer gelangen. Auch das wird so wirken, als seien wir viel mehr Leute, als wir tatsächlich haben. Vielleicht können wir auf diese Weise ihren ersten Angriff zurückschlagen.«
    »Und dann?«, fragte Ebba.
    »Kommen sie ein zweites Mal«, antwortete Samuel.
    »Haben wir überhaupt eine Chance?«
    »Nö«, sagte Alfred.
    »Dann werden sie uns allen den Garaus machen?«
    »Jo«, sagte Alfred.
    »Es sei denn, es geschieht irgendwie ein Wunder«, knurrte Samuel. »Wenn wir sicher wären, dass der Teufel gern nach Schweden umsiedeln will, könnten wir ihn um Hilfe anrufen, weil er ohne uns nie dorthinkommen wird, aber ich fürchte, er mag’s gern ein wenig südlicher.«
    »Und alle Wunder, auf die wir vielleicht ein Anrecht hätten, wird Alexandra brauchen, wenn sie ihre Mutter retten will.« Ebba schüttelte den Kopf. Samuel konnte sehen, dass sie zum ersten Mal auf dieser Mission Todesangst verspürte.
    »He, Kopf hoch«, sagte Alfred. »Es gibt schlimmere Situationen als diese hier.«
    »Tatsächlich? Und welche, Wachtmeister?«
    »Morgen früh, wenn sie über uns herfallen«, sagte Alfred fröhlich. »Euer Gnaden.«

21.
    Bei Anbruch der Nacht war Agnes Khlesl immer noch am Leben. Noch unbegreiflicher als das aber schien Ebba die Energie, mit der Cyprian Khlesl sich daran beteiligt hatte, ihre Verteidigung vorzubereiten. Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass Agnes seine andere Hälfte war und dass ihr Verlust ihn umbringen würde, und doch hatte er mit denMännern Gewehre gereinigt, geladen, Pulvermaße aufgefüllt, Kugeln gegossen und Steine geschleppt. Er hätte sein Vertrauen in seine Tochter mit Worten nicht besser ausdrücken können als durch die Tatsache, dass er Agnes’ Seite immer wieder verließ, um sich nützlich zu machen. Wenn er ging, kam sein Schwager Andrej und kauerte neben seiner besinnungslosen Schwester. Ebba, die bisher nur für ihre geliebte Königin gelebt und kaum einen Gedanken an ein anderes menschliches Wesen verschwendet hatte, fühlte Neid auf diese Freundschaft – und Neid auf die Kraft, die Cyprian unter Beweis stellte. Sie selbst wäre, hätte sich Kristina an der Schwelle zwischen Leben und Tod befunden, ein hilflos schluchzendes Wrack gewesen, das man zu nichts gebrauchen konnte. Ziellos strich sie in der Ruinenlandschaft umher, von ihrer eigenen Angst vor dem morgigen Tag auf den Beinen gehalten, wanderte von den Gefangenen, die man in einer Ecke der Kirche

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