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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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unmissverständliche Beweis, dass das Huhn vor Schreck ein Ei gelegt hatte. In den Überresten des Offizierszelts lag eine tote Sau, die in vollem Lauf gegen eine Kleidertruhe gerannt war und dies nicht überlebt hatte. Die Kleidertruhe war zerborsten und hatte ihren Inhalt über die Sau ausgeschüttet, und diese lag nun da mit einem Mantel über dem Leib und einem Federhut auf dem Kopf, sodass die Ähnlichkeit mit einem schlafenden Wachtmeister frappant war und die Soldaten dazu verleitete, feixend vor ihr zu salutieren und nach Befehlen zu fragen. Über allem hingen Qualm, eine Staubsäule und der Geruch von zweihundert Stück Vieh.
    »Ich dachte, ich sollte hier ein Heer verstärken, aber es sieht eher so aus, als müsste ich es restaurieren«, sagte eine gedehnte Stimme auf Französisch.
    Der General verschluckte sich in seiner Rede und drehte sich langsam um. Die Offiziere, die seinen Gesichtsausdruck von anderen Gelegenheiten her kannten, traten wie ein Mann zurück und duckten sich. Neben dem Wrack des Offizierszeltes stand ein prächtig gekleideter Mann, der eben seine Handschuhe auszog. In einiger Entfernung von ihm hatten sich weitere Neuankömmlinge postiert und hielten ihre Pferde an den Zügeln fest; einer von ihnen führte zwei Tiere.
    »General Wittenberg«, sagte Königsmarck zwischen den Zähnen. »Un plaisir, mon camarade.«
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte Wittenberg.
    »Etwas«, sagte Königsmarck mit belegter Stimme, »das die Prager bitter büßen werden. Sind Sie abmarschbereit, Kamerad? Dann brechen wir auf. Wir marschieren die Nacht durch und stehen morgen vor Prag. Die Stadt wird fallen, und dann werden sie für diese Unverschämtheit bezahlen.« Er drehte sich um und brüllte seine Offiziere an: »Habt ihr gehört? Sie werden bezahlen. Bezahlen! «

20.
    Innerhalb von zwei Herzschlägen war die Situation vor der Ruine der Kirche entschieden – und gerann zur Tragödie.
    Einer der Soldaten riss die Muskete nach oben, doch Alfreds Knüppel wirbelte bereits durch die Luft und fällte ihn. Ein zweiter versuchte davonzurennen, doch zwei Pistolen knallten gleichzeitig los, und als der Pulverdampf sich verzogen hatte, lag der Mann fluchend am Boden und hielt sich ein Bein und die Seite. Cyprian und Andrej glitten von den Pferden. Die Hähne an den noch nicht abgefeuerten Pistolen der Småländer klickten, ihre Läufe richteten sich auf die restlichen Soldaten, und diese spreizten die Arme seitlich ab und ließen fallen, was sie an Waffen trugen. Ein breites Lächeln huschte über das Gesicht der älteren Frau, als sie sich Cyprian und Andrej zuwandte …
    … und der Jesuit bückte sich, bekam eine der Pistolen zu fassen, die seine Männer weggeworfen hatten, spannte den Hahn, richtete ihn auf die Frau … sie drehte sich zu ihm um, als zucke eine Ahnung durch ihr Bewusstsein …
    Samuel hörte Cyprians Aufschrei: »NEEEEIIN!«
    Die Pistole spuckte Feuer und Qualm. Die Frau flog nach hinten, als hätte sie einen Tritt in den Leib bekommen. Die zweite Frau wirbelte herum. Samuel, dessen Herz angesichts der plötzlichen Entwicklung ausgesetzt hatte, spürte einen beinahe körperlichen Stoß, als er sie erkannte. Er sah Ebbas Bewegung aus dem Augenwinkel; sie riss die Pistole aus ihrem eigenen Sattelholster und schlug sie auf den Jesuiten an, und Samuel schaffte es im letzten Moment, den Lauf nach oben zu dreschen. Der Schuss löste sich in den Himmel. Ohne Samuels Eingreifen hätte Ebba die Frau in den Rücken geschossen … die Frau, mit der Samuel in den Ruinen von Wunsiedel eine halbe Stunde menschlicher Wärme erfahren hatte zu einem Zeitpunkt, als er gedacht hatte, jegliche Hoffnung sei in ihm gestorben – die Frau, die sich wie eine Furie auf den Jesuiten stürzte, der die Pistole hatte sinken lassen, als sei er über sich selbst verwundert. Ihre Fäuste trafen sein Gesicht, und er stolperte rückwärts. Samuel sah seinen Kopf hin und her zucken von der Gewalt der Schläge, die ihn trafen. Er brachte nicht einmal die Hände nach oben. Ein Knie schoss nach oben und traf dort, wo es auch einem Jesuiten wehtat, und er ging mit einem Keuchen zu Boden und rollte sich zusammen, und ein Stiefel hob sich, um zuzutreten und seinen Schädel zu einem blutigen Brei zu zermalmen. Andrej rannte in sie hinein, umfasste sie mit den Armen und trug sie ein paar Schritte weiter. Sie wehrte sich wie verrückt. Ebba starrte voller Horror auf die Szene und auf ihre Pistole, dann ließ sie die Waffe

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