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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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(oder sonstwo im Deutschen Reich, verflucht seien seine Bäcker!) an Brot gab, konnte man eigentlich nur als Kriegserklärung auffassen. Er griff nach der Feder und diktierte sich selbst murmelnd: »Das Brot hier nennen sie Pumpernickel – ein scheußlicher Fraß, den man selbst Bettlern und Bauern nicht vorwerfen kann.« Als die Worte geschrieben waren, schien es ihm, dass er auch sie schon einmal in einem Brief an den Kardinal erwähnt hatte. Er blickte zum Fenster hinaus. In der Nacht war Schnee gefallen, dann hatte ein morgendlicher Regen ihn aufgezehrt; vor dem Mittag hatte ein nasskalter Wind zu wehen begonnen, und jetzt, zur Non, drei Stunden nach dem Mittag, schien es, als setze der Frost ein. Darüberkönnte er schreiben – aber wer würde ihm im sonnigen Italien schon glauben, dass er das Wetter nur eines einzigen Tages beschrieb? Münster, Heimatland der Regenwolken … er überlegte, ob er zu seiner Freundin in der Seelennot, der Poesie, flüchten sollte, aber dann fiel ihm ein, dass er sich noch Notizen für die morgigen Verhandlungen machen musste, und die Lust auf die Dichtkunst verging. Die dicken Scheiben des Fensters waren voller Tropfen, die langsam daran herunterliefen. Seine Blase fühlte sich von diesem Anblick durchaus angespornt.
    Seit 1644 war er hier, teilte seine Zeit zwischen den Verhandlungsstätten Münster und Osnabrück und seinem Amtssitz in Köln auf und seine geistige Gesundheit zwischen Gestalten wie Johan Oxenstierna, dem Sohn des schwedischen Kanzlers und Hauptvertreter der Interessen der Schweden (ein blöder, arroganter Saufkopf, der sich für so wichtig hielt, dass er Tag für Tag sein Aufstehen und Zubettgehen durch Posaunenbläser und Trommler verkünden ließ), ferner Henri de Bourbon-Orléans, dem Verhandlungsführer der Franzosen (ein Popanz mit unbeschränktem Reichtum, der in seiner zweihundert Mann starken Entourage allein vierzig Küchenhelfer mitführte), sowie Maximilian Graf von Trauttmansdorff, dem Emissär des Kaisers (der, das musste man ihm lassen, ein geduldiger und erfahrener Mann war, aber dessen Verhandlungsführung daran litt, dass es ständig Entzifferungsschwierigkeiten mit den chiffrierten Eilmeldungen aus Wien gab). Und das waren nur drei von dem Haufen an Diplomaten, an denen Fabio Chigi sich aufrieb.
    Stöhnend warf er die Feder neben das Papier. Er hatte keine Lust mehr, diesen Brief noch weiter zu vermurksen. Die meisten der Verhandlungsführer hielt er für Seelenkrüppel, aber das hieß nicht, dass sie dumm waren (außer Oxenstierna, aber der wurde von seinem Vater im fernen Stockholm gelenkt). Man musste höllisch aufpassen, damitdie Belange der katholischen Kirche nicht in dem Klein-Klein aus Eifersüchteleien, minimalen Landgewinnen und schon seit Karl dem Großen schwelenden Animositäten untergingen, die das tägliche Taktieren bestimmten. So hatte Fabio überrascht aufgehorcht, als erst vor wenigen Wochen plötzlich der Vorschlag gekommen war, dass die katholische Kirche auf die den protestantischen Fürsten weggenommenen Güter verzichten sollte, deren Schenkung an den Vatikan seinerzeit noch Kaiser Ferdinand II. in seinem Restitutionsedikt festgelegt hatte. Natürlich waren die Protestanten darauf eingegangen, und Fabio war nichts anderes übrig geblieben, als reichlich undiplomatisch die katholischen Verhandlungsführer dazu zu überreden, alle schon gemachten Zusagen zurückzuziehen. Seitdem war er mit dem Makel des Blockierers behaftet, ausgerechnet er, dem das erfolgreiche Ende der Verhandlungen schon deshalb am Herzen lag, weil er damit endlich dem nasskalten deutschen Wetter und dieser täglichen Barbarei würde entkommen können. Graf Trauttmansdorff übrigens hatte dieser letzte in einer unrühmlichen Reihe von Eklats endgültig gereicht; er hatte die Verhandlungsführung abgegeben und war nach Hause gereist. Fabio bedauerte diesen Verlust aus menschlichen Gründen zutiefst, umso mehr, da Trauttmansdorff ihm, dem päpstlichen Unterhändler, die Alleinschuld daran in die Schuhe geschoben hatte und ein zartes Pflänzchen von gegenseitiger Sympathie damit zum Tod verurteilt worden war. Trauttmannsdorffs Nachfolge hatte der Rechtsgelehrte Isaak Volmar übernommen, der ein Choleriker war, zudem überzeugt davon, dass alle anderen Vollidioten waren und Fabio Chigi der größte von ihnen, und der sich von Anfang an allen Seiten gegenüber so unparteiisch bestechlich gezeigt hatte, dass kein Einziger einen Vorteil von den Geldern

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